Der Player kann mit dem Internet verbunden werden. So können sich Filmfans online untereinander austauschen.

Viele Jahre waren Video und Fernsehen eine Einbahnstraße. Die bewegten Bilder kamen über den TV-Empfang oder ein Abspielgerät auf den Bildschirm, der Zuschauer konnte nur zwischen unterschiedlichen Programmen wählen. Mit dem DVD-Nachfolger Blu-ray-Disc, kurz BD, erreichen Filminhalte nicht nur einen nie erreichten Detailreichtum. Jetzt ist auch absehbar: Fernsehen und Internet wachsen zusammen.

Möglich macht das die Funktion BD Live, mit der nahezu alle neuen BD-Abspielgeräte ausgestattet sind. Über ein gewöhnliches Ethernet-Kabel oder ein drahtloses WLAN-Netzwerk werden sie mit dem Internet verbunden. Auf diesem Weg lassen sich die von Filmverlagen auf einem Server hinterlegten Zusatzinhalte wie Tonspuren in anderen Sprachen, begleitende Kommentare oder neue Menü-Designs abrufen. Darüber hinaus warten die Hersteller dort mit Trailern zu anderen Titeln auf. Und dieser Rückkanal soll auch für Online-Shops genutzt werden. Noch während man sich den neuen James Bond anschaut, könnte man dann Merchandise-Artikel wie Poster, Bond-Uhren oder 007-Kaffeetassen bestellen. Schließlich muss es sich auch lohnen, immer wieder neue Inhalte für die gleiche Disc anzubieten.

Uneigennützig ist die Investition in die technische Wunderwelt ohnehin nicht. Denn nach Jahren des Wachstums ist der DVD-Boom gestoppt.

"Der ganze Markt ist sehr stark rückläufig", sagt Lothar Kerestedijan, Director Produkt & Business Development bei Enteractive, einem der führenden europäischen Produktionsstudios für digitale Medien mit Sitz in Hamburg.

Ursache sei der Umstand, dass die Filmstudios ihren kompletten Katalog auf DVD veröffentlicht haben, sowie das Konkurrenzangebot von Video on demand, Pay-TV und Videospiele. Da soll der blaue Laser neue Verkaufsargumente liefern.

"Die Blu-ray-Disc ist ein universelles Unterhaltungsmedium", so Kerestedijan. "BD-Player der neuesten Generation spielen sämtliche Disc-Formate ab, besitzen Schnittstellen für SD-Karten und USB-Sticks und eignen sich sogar für einfachere Videospiele." Darüber hinaus sollen die Zuschauer selbst für Input sorgen. Nach dem Vorbild von Internetforen und sozialen Netzwerken sollen sie Kritiken verfassen und sich direkt über den Player online mit anderen Filmfans austauschen.

Aktuelle Marktdaten stimmen die Anbieter optimistisch. Bis Ende des Jahres sollen 400 000 BD-fähige Endgeräte und zwei Millionen Playstations der dritten Generation, mit der sich BD-Discs abspielen lassen, in deutschen Haushalten stehen. Es gibt allerdings Skeptiker, die Blu-ray trotz allem für eine Totgeburt halten. Viel Zeit wurde durch die Auseinandersetzung mit dem inzwischen erledigten HD-DVD-Format vergeudet. Um den Konkurrenten unter Druck zu setzen, wurden schon früh die Preise gesenkt - eine Strategie, die Hersteller jetzt in Zugzwang bringt. Denn nun müssen sie Hightech-Geräte häufig unter Wert verkaufen. Marktbeobachter rechnen damit, dass es bis Ende des Jahres erste BD-Player für unter 100 Euro gibt.

Zudem könnten Web-Downloads die Blu-ray ablösen, bevor sie richtig auf dem Massenmarkt angekommen ist. Michael Krause, Leiter der News- und Film-Redaktion beim Online-Portal bluray-disc.de, teilt die Ansicht allerdings nicht: "Video-on-Demand wird die Blu-ray-Disc nicht gefährden." Aufgrund fehlender Übertragungskapazität im Breitbandnetz sei das Geschäft mit den Downloads vielerorts unattraktiv oder unmöglich. Zudem verfügten "die meisten VoD-Filme weder über HD-Ton noch über die höchste Auflösung von 1280 mal 1080 Pixeln oder Extras. Die Nutzer bevorzugen physische Medien und wollen ihre Filme jederzeit sehen können - und nicht nur in einem vorgegebenen Zeitfenster."

"Der Schlüssel zum Erfolg ist, das physische mit dem non-physischen Medium und dem Internet zu verknüpfen", widerspricht Lothar Kerestedjian. Über die Internet-Schnittstelle ließen sich Filme heute schon in HD-Ready-Qualität (Auflösung von 1280 mal 720 Bildpunkten) senden und während des Übertragungsvorgangs (Fachjargon:"Streaming") anschauen. Dem physischen Datenträger käme dann absehbar nur noch die Rolle zu, den Nutzer zu authentifizieren.