Auf dem Gelände des Krankenhauses wird gebaut. Eine neue Psychiatrie und eine Infektionsklinik sollen entstehen.

Hamburg. Die Bagger werden vom Gelände des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) so schnell nicht verschwinden. "Wir werden noch einiges verändern", sagt UKE-Chef Prof. Jörg Debatin bei einem Rundgang über das 33 400 Quadratmeter große Gelände. Begeistert schildert er, welche Gebäude verschwinden, neu entstehen oder anders genutzt werden sollen. Nicht zuletzt eine Finanzspritze von 18 Millionen Euro öffentlicher Förderung, u. a. aus dem Konjunkturpaket II, macht den Ausbau über den UKE-Masterplan hinaus möglich.

Neben dem alten Haupteingang baut das UKE eine neue Kinderklinik mit 140 Betten. Für das zweigeschossige Gebäude werden die Räume der alten Kliniken für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie und für Orthopädie renoviert und aufgestockt. Auf rund 8500 Quadratmetern soll eine neue Heimat für alle kleinen Patienten entstehen, die ins UKE kommen (wir berichteten). Bislang sind sie, je nach Erkrankung, in der baufälligen Kinderklinik oder den Fachkliniken untergebracht.

"Wir wollen Kindermedizin unter einem Dach anbieten. Wie im Altonaer Kinderkrankenhaus, das ja seit 2006 zum UKE gehört, werden wir in der 'Werner und Michael Otto Universitätskinderklinik Hamburg' (UKKE) die Grund-, Regel- und Notfallversorgung garantieren. Während in Altona zudem vor allem Kinder mit Erkrankungen des Bewegungsapparates behandelt werden, werden wir uns an diesem Standort auf Herz- und Tumormedizin und Stoffwechselerkrankungen spezialisieren", erläutert Debatin. Möglich wurde die UKKE, weil private Spender mit 15 Millionen Euro die Hälfte der Baukosten von 30 Millionen Euro tragen. Fünf Millionen spendete allein Dr. Michael Otto. Am 1. Juli 2012 sollen sich die Türen für die ersten Patienten öffnen.

Hinter dem UKKE liegt der Bauplatz für das Zentrum "Children for Tomorrow", das Tennislegende und Mäzenin Steffi Graf errichten wird. Noch sind die Abrissarbeiten an der alten Chirurgie im Gange. "Wenn die beendet sind, dann haben wir hier ganz viel Platz", sagt Debatin und sinniert darüber, ob dort ein zweites Forschungsgebäude, ein Campus Life Science Nord, entstehen könnte.

Das Planungsstadium haben das Medizinhistorische Museum und die Patientenakademie längst hinter sich. Die Renovierung der Räume in der ehemaligen Pathologie beginnt noch in diesem Jahr. Mit viel Engagement hat der Freundes- und Förderkreis des UKE dieses Vorhaben in dem denkmalgeschützten Schumacherbau vorangetrieben. 4,5 Millionen Euro kostet das Projekt.

Die 18 Millionen Euro Fördergelder fließen in ein neues, 8650 Quadratmeter großes Gebäude für die Psychiatrie, der Bau beginnt Anfang 2010. Geplant ist es auf dem Gelände vor dem hohen, unansehnlichen Bettenhaus.

Während auf diesem Bauplatz noch Ruhe herrscht, wird gegenüber, neben der 2008 eröffneten Facharztklinik, der Bau des 4-Sterne-Hotels vorbereitet. Man ist - für Eppendorfer Bauten ungewöhnlich- etwas im Verzug. Der Bauantrag wurde wegen eines Investorenwechsels erst kürzlich beim Bezirksamt Nord eingereicht.

Nicht dem Bagger weichen muss das Bettenhaus der ehemaligen Frauenklinik. Es wird nach gründlicher Renovierung das "RehaCentrum Hamburg" beherbergen - ein Angebot an Patienten mit kardiologischen, neurologischen, psychosomatischen und orthopädischen Erkrankungen. Träger ist das Klinikum Bad Bramstedt. Neben den rund 100 ambulanten Plätzen wird es 75 stationäre Reha-Plätze geben. Die ambulanten Plätze standen bislang im Reha-Zentrum am Berliner Tor zur Verfügung. Dort wird nur die Orthopädie verbleiben. "Natürlich bleibt es jedem Patienten überlassen, wo er seine Reha antritt. Für uns ist das Zentrum aus zwei Gründen eine Bereicherung", erläutert Dr. Mathis Terrahe, Direktor der Medizinischen Versorgungsplanung. "Die Patienten können schnell aus dem Krankenhaus in die Reha wechseln, und unsere Ärzte können bei Komplikationen schnell zu Hilfe gerufen werden. Zudem haben wir eine bundesweit anerkannte Versorgungsforschung. Ihre Erkenntnisse können in die Arbeit einfließen und sie kann neues Wissen generieren."

Dem Erdboden gleichgemacht wird aber das alte Forschungsgebäude der Frauenklinik. "Dort wird ein Shopping- und Beratungszentrum entstehen", erläutert Susanne Quante (Strategische Unternehmensentwicklung). Angehörige und Patienten sollen sich über Betreuungsmöglichkeiten zu Hause, Pflege und Reha, technische Hilfen im Bereich Sanitär oder Mobilität sowie Pflege informieren und Geräte oder Verbandsmaterial erwerben können. Wann es losgeht, steht noch nicht fest.

In der ehemaligen Notaufnahme, die gut 200 Meter vom neuen Uniklinikum entfernt liegt, wird eine neue Infektionsklinik entstehen. Damit mausert sich das UKE zur Infektionsmedizinischen Schwerpunktklinik in Norddeutschland. In diesen Gebäuden können auch Patienten, die an Lassa, Ebola oder Sars erkrankt sind, gepflegt werden. "Die neue Klinik ist völlig autark, verfügt über eigene Klima- und Belüftungssysteme, eigene Notaufnahme, eigene OPs und intensivmedizinische Ausstattung", erläutert Debatin. Mit dem Umbau wurde gerade begonnen. Nach den jetzigen Planungen sollen die Um- und Ausbauten bis 2012 beendet sein.

Ob dann Ruhe einkehrt, darf bezweifelt werden. Gibt es auf dem Gelände des UKE doch genug Platz, um die Naturwissenschaften der Uni Hamburg - ohne die Physik - an einem weltweit attraktiven Forschungsstandort zu platzieren. Der UKE-Chef wollte derartige Umzugspläne nicht kommentieren.