Hamburg ist Gastgeber für die weltgrößte internationale Konferenz. Forscher diskutieren die neuesten Erkenntnisse der Teilchenphysik.

Unter den Teilchenphysikern herrscht Aufbruchstimmung. Das ist auch auf der weltgrößten internationalen Konferenz zu spüren, die noch bis Sonnabend im Congress Center Hamburg (CCH) stattfindet. 400 Forscher aus den USA, allen europäischen Staaten, Japan, China, Australien, Kanada, Israel, Brasilien, Kolumbien, Mexiko, Taiwan oder Aserbaidschan tauschen sich über die neuesten Erkenntnisse der Teilchen- wie der Astroteilchenphysik aus.

Dabei geht es um ganz handfeste Probleme. "Alle Vorträge zeigen, wir sind ein gutes Stück vorangekommen, um beispielsweise die Frage zu beantworten: Was ist der Ursprung der Materie?", sagt Prof. Joachim Mnich. Der Forschungsdirektor des Deutschen Elektronen-Synchrotron (Desy) in Hamburg-Bahrenfeld leitet das Organisationskomitee des "XXIV International Symposium on Lepton Photon Interactions at High Energies".

Dazu haben die Forschungen am Ringbeschleuniger Hera, der bis vor zwei Jahren am Desy lief, entscheidende Impulse geliefert, wie Vorträge zeigten. Mit Hera war wissenschaftlich und technisch Neuland beschritten worden. Das Super-Elektronenmikroskop lieferte völlig neue Bilder von den Protonen.

Noch immer werten Physiker die Messergebnisse aus, die Hera in 15 Jahren lieferte. Doch einen wirklichen Durchbruch werde es erst dann geben, so Mnich, wenn der neue Beschleuniger, der Large Hadron Collider (LHC), am Cern in Genf seine Arbeit aufnimmt. "Das wird Mitte November der Fall sein", sagte Prof. Rolf-Dieter Heuer, Generaldirektor des Cern, dem Abendblatt am Rande der Konferenz. Gesucht wird das sogenannte Higgs-Teilchen. Das Teilchen, benannt nach seinem Erfinder Peter Higgs, soll den Elementarteilchen die Masse liefern. Insbesondere die US-Forscher, die ihre Ergebnisse auf dem Kongress präsentierten, kreisen das hypothetische Teilchen immer weiter ein. "Die Forscher am Tevatron im Fermilab nahe Chicago kommen gut voran, wir sollten langsam anschalten", kommentierte Heuer. Er hält die Chancen, das Teilchen am LHC zu finden, für hoch. "Wir wissen, dass das Teilchen in einem bestimmten Massebereich liegen muss - wenn es existiert." Das schwerste Elementarteilchen sei so schwer wie ein Goldatom - Higgs müsste etwa drei Viertel dieses Gewichtes auf die Waage bringen. Der Wettlauf, wer das Higgs-Teilchen zuerst findet, geht also weiter.

Öffentlicher Vortrag: "Teilchenphysik und das Dunkle Universum - 50 Jahre Teilchenphysik beim Desy", Rolf-Dieter Heuer (Cern-Chef), 21.8., 19 Uhr, Saal 2, CCH (Dammtor)