Ein neuer Star ist geboren: Tiny. Eigentlich heißt die kleine Maus Xiao Xiao - gesprochen “Shau Shau“. Denn Tiny und ihre 26 Geschwister wurden in einem chinesischen Labor aus künstlichen embryonalen Stammzellen gezüchtet.

Was sie zu Stars macht, sind nicht ihre schwarzen Knopfaugen, ihr langer Schwanz oder ihr schönes Fell - es ist die Tatsache, dass dies alles, dass die ganze Maus nur aus den künstlich hergestellten embryonalen Stammzellen entstand. Einige der Tiere waren sogar fruchtbar. Ein Männchen begattete im Alter von sieben Wochen ein Weibchen - und wurde Vater.

Diese Forschungsarbeiten belegen: Die künstlichen embryonalen Stammzellen (iPS) sind den aus ethischen Gründen heftig umstrittenen natürlichen embryonalen Stammzellen (ES) wirklich ebenbürtig - die Mäuse sind der lebende Beweis. Und dieses Forschungsergebnis ist keine Eintagsfliege, kein Zufallsprodukt oder gar eine Fälschung. Denn noch eine zweite chinesische Forschergruppe war erfolgreich. Die beiden Teams veröffentlichten ihre Arbeiten zeitgleich in der britische Fachzeitschrift "Nature" (online vorab) beziehungsweise im US-Journal "Cell Stem Cell".

"Dass die Chinesen jetzt diese Technik so erfolgreich anwenden, zeigt einmal mehr, wie interessant diese Technik ist", sagt Dr. Wolfgang Holm-Zaehres, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Max-Planck-Institut für molekulare Medizin in Münster. Das international renommierte Labor zählt weltweit zu den führenden auf dem Gebiet der iPS-Forschung. Dem Team um Professor Hans Schöler gelangen mehrfach Innovationen auf diesem Gebiet der Biomedizin.

Um die embryonalen Stammzellen, die Alleskönner unter den Zellen, zu ersetzen, entwickelten Wissenschaftler die iPS-Zellen. Diese künstlichen embryonalen Stammzellen werden aus Körperzellen gewonnen, indem diese mit einigen Tricks wieder zu Alleskönnern verwandelt werden. Dazu mussten vier Substanzen in die Hautzellen eingeschleust werden, um den Jungbrunnen anzuschalten - unter ihnen auch krebserregende Faktoren. Kürzlich erst gelang es Forschern aus Münster und Kalifornien, Hautzellen nur mithilfe von Proteinen zu reprogrammieren, ohne gentechnische Modifikationen des Erbguts zu erzeugen. Die neue Methode zur Reprogrammierung von Körperzellen ist einfacher und sicherer als alle bisher bekannten Methoden.

Das Team um Xiao-yang Zhao von der chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking setzte noch auf die alte Methode. Es entnahm erwachsenen Mäusen Hautzellen und programmierte sie mit einem genetischen Trick zurück zu künstlichen embryonalen Zellen. Aus den iPS-Zellen ließen die chinesischen Wissenschaftler dann die Mäuse heranwachsen. Weil das Team um Xiao-yang Zhao reine iPS-Mäuse schaffen wollte, setzte es die iPS-Zellen in eine künstliche Embryohülle ein, die aber nicht zum Körper der späteren Maus gehört. Der künstliche Embryo wurde einer Maus eingepflanzt. Die tierische Leihmutter trug die Kunstmaus aus.

Diese Forschungsergebnisse zeigen, dass die iPS-Stammzellforschung derzeit regelrecht zu explodieren scheint, wie Prof. Hans Schöler kürzlich erst sagte. "Wir erleben nahezu monatlich Neuerungen."