Die achte Version der noch immer meistgenutzten Surfsoftware soll sicherer werden und mehr Funktionen bieten. Doch die Konkurrenten schlafen nicht.

Ein weltweiter Marktanteil von weit über 70 Prozent - für viele Unternehmen wäre das sicher ein Grund zum Jubeln. Nicht jedoch für den Microsoft-Konzern, dessen Internet Explorer (IE) zeitweilig fast eine Monopolstellung innehatte. Jahrelang benutzte die Mehrheit der Internetsurfer den Browser zum "Blättern" (engl. "to browse") im World Wide Web. An diesem Thron wird seit einiger Zeit kräftig gesägt. Besonders der von Enthusiasten unentgeltlich programmierte und als besonders sicher geltende Firefox-Browser nimmt dem Internet Explorer ständig Marktanteile ab. In Deutschland fiel Microsoft sogar unter die 70-Prozent-Marke. Für die Redmonder gleicht das einem Fall ins Bodenlose.

Um den Trend wieder umzukehren, haben sich die Programmierer für die achte Version ihrer Surfsoftware einiges vorgenommen. Schneller soll der Internet Explorer 8 werden, sicherer und leichter zu bedienen. Inwieweit das gelingt, ist noch nicht abzusehen. Denn vorerst gibt es nur eine Beta-Version. Laut Microsoft-Sprecherin Irene Nadler soll es voraussichtlich noch in diesem Sommer eine zweite Vorversion geben. Darauf, ob der fertige Browser noch in diesem Jahr erscheint, wollte sie sich dem Abendblatt gegenüber nicht festlegen.

Doch die unter www.microsoft.com/downloads verfügbare Software erlaubt schon einen ersten Blick auf die neuen Funktionen. Privatanwender sollten allerdings auf die finale Version warten, da das Programm noch nicht stabil läuft. Um den IE zu verbessern, haben die Microsoft-Techniker nach eigener Aussage das Surfverhalten der Nutzer eingehend untersucht. Dabei fiel auf, dass diese häufig Textstellen auf einzelnen Seiten kopieren, um sie auf einer anderen Seite wieder einzufügen. Haben sie dort die gesuchten Informationen gefunden, kehren sie wieder zur Ausgangsseite zurück. Im neuen IE ist dieses umständliche Vorgehen nicht mehr nötig. Möchte man sich beispielsweise einen in einem Text erwähnten Ort auf eine Karte anzeigen lassen, genügt es künftig, dessen Namen zu markieren. Daraufhin erscheint ein kleiner grüner Pfeil, der nach einem einfachen Mausklick diverse weitere Möglichkeiten anzeigt. So kann man sich die gewünschte Karte in Form eines kleinen Fensters anzeigen lassen, ohne die aktuelle Seite dafür verlassen zu müssen.

Diese "Activities" getaufte Funktion ermöglicht vielfältige Kooperationen mit Internetdiensten. So können in einem Text erwähnte Produkte beispielsweise direkt beim Online-Auktionshaus Ebay gesucht werden. Auch das Versandhaus Otto gehört bereits zu Microsofts Kooperationspartnern. Welche Optionen beim Klick auf das "Activities"-Symbol angezeigt werden, bestimmt der Nutzer selbst, indem er bestimmte Anbieter auswählt. Eigenhändig abonnieren müssen die Nutzer auch die sogenannten Webslices. Die deutsche Übersetzung "Web-Ausschnitt" trifft den Sinn dieser Funktion recht genau. Ähnlich einem dynamischen Lesezeichen ("RSS Newsfeed") werden die Webslices in der Favoritenleiste des Browsers abgelegt. Während sich der Nutzer durch das Web bewegt, wird er mittels einer Art Vorschau über für ihn relevante Themengebiete auf dem Laufenden gehalten. So informiert das Business-Netzwerk Xing, ebenfalls einer der Microsoft-Partner, seine Mitglieder darüber, wer kürzlich ihr Profil besucht hat oder es gerade tut. "Entwickler", so verspricht Microsoft, "erhalten durch diese Technologie die Möglichkeit, eine intensive Bindung zu den Besuchern ihrer Website zu generieren."

Ob solcherlei Funktionen den angeschlagenen IE wieder auf die Siegerstraße bringen können, bleibt abzuwarten. Denn bei jeder von Microsoft veröffentlichten Neuerung spielen Firefox & Co. ihre Stärke aus und liefern kurze Zeit später eine entsprechende Erweiterung ihrer eigenen Surfsoftware. Microsoft kann sich darüber kaum beschweren, war es doch in der Vergangenheit häufig der Software-Riese, der bei den alternativen Browser-Entwicklern abkupferte. Entscheidend wird letztlich sein, ob die Entwickler die Sicherheitsprobleme in den Griff bekommen, mit denen der IE in der Vergangenheit immer wieder von sich reden machte. Zumindest im Zusammenspiel mit dem neuen Betriebssystem Windows Vista soll der Microsoft-Browser jedenfalls so sicher sein wie nie zuvor.

Dass man intensiv an diesem Thema arbeitet, beweisen die Redmonder mit einer weiteren, auf den ersten Blick eher unspektakulären Neuerung. Um zu verhindern, dass Nutzer von Betrügern auf gefälschte Webseiten gelockt werden, wird die Domain, die eigentliche Basis jeder Webadresse, in der Adresszeile des Browsers hervorgehoben. So können Nutzer jederzeit nachvollziehen, ob sie sich tatsächlich dort befinden, wo sie zu sein glauben. Zumindest diese Funktion haben die unabhängigen Programmierer bislang noch nicht kopieren können.

Internet-Explorer Er ist nach wie vor der Marktführer unter den Browsern. Mit dem IE 7 stellte sich Microsoft erstmals dem Druck der Konkurrenten und baute viele Funktionen ein, die Firefox & Co. ihren Nutzern längst boten. So ist es seitdem möglich, Fenster in Form von Registerkarten zu organisieren. Auch die Sicherheitsstandards wurden verbessert.


www.microsoft.com/germany/windows/products/winfamily/ie/