Ob Polarstern, Regulus oder Spica - das Sternenbild des “Großen Wagens“ ist mit seinen sieben Sternen der perfekte Wegweiser am Frühlingshimmel.

Hoch über unseren Köpfen streben jetzt abends die sieben Sterne des "Großen Wagens" auf den Zenit zu. Er ist jedoch nur der hellere Teil des größeren Sternbilds der "Großen Bärin" - lateinisch "Ursa Major". Die Deichselsterne des "Wagens" entsprechen dem buschigen Schweif der Bärin und der Wagenkasten dem Bärenschinken. Kopf und Beine werden durch recht lichtschwache Sterne markiert. Es ist typisch für den Frühling, dass nun abends dieses Sternbild mit den bekannten sieben hellen Wagensternen hoch über uns steht. Kinderleicht ist es jetzt, sich am Himmel zurechtzufinden - denn die Wagensterne sind jetzt der perfekte Wegweiser!

Verlängern wir die Hinterachse des Wagens etwa fünfmal, so stoßen wir auf den scheinbaren Dreh- und Angelpunkt des Himmels - den "Nord- oder Polarstern".

Verlängern wir die Hinterachse des Wagens in die andere Richtung, so geleiten sie uns hoch über der Südrichtung zu einem Sternentrapez, das den Körper eines liegenden Löwen darstellt. Kopf und Mähne des Löwen finden wir in Form eines "gespiegelten Fragezeichens", einer sichelförmigen Sternengruppe, die sich von Regulus - dem hellsten Stern im Sternbild Löwe - aus erhebt. Links neben Regulus leuchtet in einem ruhigen goldgelben Licht der Ringplanet Saturn. Auf etwa gleicher Höhe wie Saturn und Regulus, aber weiter im Westen stoßen wir auf den unscheinbareren Planeten Mars im Sternbild Zwillinge. Mit den Sternenpaar Kastor und Pollux, die knapp über Mars stehen, bildet der gleich helle Lichtpunkt ein schönes Dreigestirn, das sich während des Monats verändert - denn Mars wandert ostwärts durch den Tierkreis.

Am 11. April nähert sich übrigens der zunehmende Mond dem Planeten Mars. An den Abenden danach ist unser Mond dann zwischen Mars und Saturn im Krebs platziert. Und am 15. April zieht der Erdtrabant knapp unterhalb an Saturn und Regulus vorbei.

Im Osten funkelt abends ein heller rötlicher Stern. Es ist "Arktur" im Bärenhüter (lateinisch: "Bootes"). Der Sage nach treibt er die "Große Bärin" vor sich her - wir können Arktur leicht finden, wenn wir den Bogen der Wagendeichsel verlängern.

Ziehen wir den Deichselbogen des "Großen Wagens" über Arktur hinaus noch weiter nach Südosten, so treffen wir auf Spica, den bläulich funkelnden hellen Hauptstern der Jungfrau. Noch ist sie recht unauffällig, aber in den ersten Stunden nach Mitternacht rückt sie zusammen mit Arktur hoch in die Himmelsmitte nach Süden.

Im Nordosten zeigen sich sogar schon vor Mitternacht die ersten Anzeichen des Sommers: Das ausgedehnte Sternbild Herkules folgt dem Bärenhüter und die nördlichsten Sterne des Sommerdreiecks - die helle Wega in der Leier und Deneb im Schwan - machen sich bemerkbar.

In den nun immer kürzer werdenden Nächten bleibt der Ringplanet Saturn bis zum Beginn der Morgendämmerung am Himmel - gegen vier Uhr morgens ist er dann zum Westhorizont gesunken.

Im Südosten strahlt dann bereits der "große Bruder" des Saturns, der helle Riesenplanet Jupiter. Er hält sich im horizontnahen Sternbild Schütze auf und ist als hellstes Gestirn jetzt der "Star des Morgenhimmels", denn der eigentliche "Morgenstern" - der Planet Venus - ist seit März im Glanz der Sonne verschwunden. Den näher als Venus um die Sonne kreisenden Merkur können wir gegen Monatsende knapp über dem Nordwesthorizont in der Abenddämmerung für wenige Minuten sehen - im Vergleich zu Jupiter in der Morgendämmerung ist dieser Auftritt jedoch nicht besonders eindrucksvoll...


Der Autor ist Direktor des Planetariums Hamburg