Der Herbst ist auch am Sternenhimmel eine Zeit des Übergangs. Die hellen Sterne rund um die sommerliche Milchstraße stehen nur noch zu Beginn der Nacht hoch am Himmel und haben sich spätabends bereits nach Südwesten verlagert - während sich im Osten die ersten hellen Sterne des Winters ankündigen: Das Sommerdreieck mit den Sternen Wega (im Sternbild Leier), Deneb (im Schwan) und Atair (im Adler) ist bereits nach Südwesten gerückt, und im Osten funkeln rund um Capella die Sterne des Fuhrmanns sowie die schon mit bloßem Auge sichtbaren Offenen Sternhaufen der Hyaden direkt beim rötlichen Aldebaran im Stier und der Plejaden, dem "Siebengestirn".

Dazwischen, im Süden, klafft ein richtiges "Loch am Himmel" - eine recht unscheinbare Sternregion, die wir im Oktober in südlicher Richtung beobachten können. Unser spätabendliches Fenster ins All ist nicht mehr auf die Ebene unserer Galaxis, der Milchstraße, zentriert, sondern "taucht" in südliche Breiten unserer Galaxis "ab". Da die hellsten Sterne, die meist junge und leuchtkräftige Sonnen sind, nahe ihres Entstehungsortes in der Milchstraßenebene bleiben, finden wir dort kaum helle Sterne.

Nur ganz tief im Süden funkelt im Horizontdunst der Stern "Fomalhaut" - hellster Stern im Sternbild Südlicher Fisch. Ringsherum tummeln sich weitere Geschöpfe aus dem wässrigen Element - von der kompakten Sternfigur des Delfins nahe Atair im Südwesten über den Wassermann, die Fische und Cetus, den Walfisch. Und aus den Fluten dieses "Sternenmeeres" springt auch noch das geflügelte Pferd Pegasus himmelwärts.

Die drei hellsten Sterne dieses Sternbildes gehören zum "Herbstviereck", das halbhoch im Süden platziert ist und im Laufe der Nacht nach Westen driftet. Drei der vier Sterne gehören zum Sternbild Pegasus, während der vierte Stern, der nordöstlichste in diesem Viereck, den Hauptstern "Alpha" im Sternbild Andromeda markiert. Pegasus stellt der griechischen Sage nach ein weißgeflügeltes Pferd dar, das gen Himmel galoppierte und den Dichtern zu ihren Gedankenflügen verhilft.

Hoch über unseren Köpfen steht die Zickzacklinie des "Himmels-Ws" , das von den hellsten Sternen der Kassiopeia gebildet wird. Dieses Sternbild ist genauso wie der Große Wagen "zirkumpolar", also das ganze Jahr über zu sehen, da es dem Polarstern nahe genug liegt und im Laufe einer Erdrotation nicht unter den Nordhorizont sinkt. Die mittlere Spitze des "W" deutet in etwa in Richtung Nordstern. Darunter, tief am Nordhorizont, finden wir jetzt den Großen Wagen.

Wer im Oktober nach anderen Welten Ausschau hält, der kommt eigentlich erst nach Mitternacht voll auf seine Kosten. Jupiter verabschiedet sich bereits kurz nach Ende der Abenddämmerung und geht im Südwesten unter. Es verbleiben nur die teleskopischen Planeten Uranus (1 Grad westlich von Phi Aquarii) und Neptun (im Steinbock). Doch schon bald betritt Mars im Nordosten die Himmelsbühne. Unterhalb der hellen Capella im Fuhrmann steigt er gegen 22 Uhr im Nordosten herauf und ist ab Mitternacht als auffällig helles goldgelbes Gestirn nördlich des Orions im Sternbild Zwillinge leicht zu finden.

Es lohnt sich, in diesem Monat bis in die frühen Morgenstunden auszuharren - oder früh aufzustehen - nur so erlebt man das "große Finale" der Nacht! Der strahlend helle Star der Oktobernacht, der "Morgenstern" Venus taucht über vier Stunden vor Sonnenaufgang im Osten auf und bleibt selbst in der Morgendämmerung bis Sonnenaufgang noch gut sichtbar. Nur alle acht Jahre kann man dieses Schauspiel bewundern. Venus zieht dabei im Laufe des Monats durch das Sternbild Löwe. Als schmale Sichel gesellt sich am 6. Oktober der abnehmende Mond dazu und zieht bis 8.Oktober an diesem Ensemble vorbei.

Der Autor ist Direktor des Planetariums Hamburg.