Merkel, Münte & die Sterne: Die Serie im Hamburger Abendblatt zu Jahresbeginn. Der bekannte Astrologe Winfried Noé hat für deutsche Politiker Jahreshoroskope erstellt. Das mag Leser erfreut haben, doch einige waren bitterböse.

Täglich würde reichen

Mich würde sehr interessieren, was eine so seriöse Zeitung wie das Abendblatt zu einem derart breiten Forum für pseudowissenschaftliche Aussagen eines Astrologen bewegt. Nimmt man zehn Horoskope aus verschiedenen Zeitungen, dann kann man sich immer das passende aussuchen; und Noe macht da keine Ausnahme. Seine Vorhersagen sind derart allgemein, daß die Trefferwahrscheinlichkeit immer etwas höher als die statistischen 50 Prozent sein wird.

Und falls er daneben liegt, dann hat er "die Sterne falsch interpretiert". Es gibt schon Aberglauben (wie die Astrologie) genug in der Bevölkerung, kaum jemand ist davon ausgenommen. Aber es muß nicht noch gefördert werden. Das tägliche "Horoskop" reicht meines Erachtens völlig.

Dr. Jürgen W. Koch, Holm

Spökenkiekerei

Seit über einer Woche mutet das Abendblatt seinen Lesern eine ganze Seite finsteres Mittelalter zu - horoskopische Betrachtungen der Kabinettsmitglieder.

Die Deutschen haben diese Regierung gewählt; sie verdient Besseres als Spökenkiekerei.

Gerritt Vossers, Großhansdorf

Unfug

Der eigentliche Skandal an dieser Dauerveröffentlichung ist, daß sich eine Zeitung mit einem gewissen Anspruch auf Seriosität auf so einen Unfug einläßt. Und zwar kurz nachdem das Abendblatt zum Jahresende berichtet hatte, wie sich all diese Wahrsager, Handleser und Astrologen 2005 mal wieder geirrt haben. Die Zeichnungen ließen ja noch auf eine Satire schließen, um so enttäuschender, daß man sich für so einen Schwachsinn hergibt und jenen armen Menschen hinterher rennt, denen man lieber Aufklärung liefern sollte, um sie vor dererlei Bauernfängern und Betrügern zu bewahren.

Florian Fabian, Hamburg

Von wegen seriös . . .

Seid ihr noch ganz bei Trost, diese astrologische Spökenkiekerei an den Mann zu bringen, als handele es sich dabei um etwas Seriöses?

Dr. Rolf Claus, per E-Mail

Mumpitz

Es ist unerträglich, daß im Abendblatt die neue Regierung unter astrologischer Sicht betrachtet und beurteilt wird. Astrologie mag für einige Menschen ein launiger Zeitvertreib sein, auch ich lese gern mal mein Tageshoroskop, aber es muß doch jedem aufgeklärten Menschen klar sein, daß Astrologie kein Weg ist, wichtige persönliche oder gar politische Entscheidungen zu treffen. Ich will hier nicht die Argumente ausbreiten, die gegen die Astrologie ins Feld geführt werden, aber schlicht gesagt: Astrologie ist Mumpitz, Unsinn, Quatsch, und der Informationsauftrag einer Zeitung läßt sich nicht vereinbaren mit einer ganzen Serie von Astropolitikern.

Dr. Michael Köhncke, Hamburg

Schade ums Papier

Mit den ganzseitigen Horoskopseiten über die Politpromis und auch über die Frau Nahles bin ich nun gar nicht einverstanden. So was gehört nicht ins Abendblatt; zumindest nicht ganzseitig; dafür gibt es andere Blätter. Schade um das Papier; ich stelle fest, daß in der Gesellschaft Rationalität abnimmt und Astrologie u. ä. zunimmt; Sie sollten das nicht - indirekt - unterstützen.

Horst Schäfer, per E-Mail

Reine Glaubenssache

Ich finde es sehr befremdlich, daß das Abendblatt solche Texte ohne jede kritische Begleitung abdruckt. Zwar veröffentlichen Sie die Serie als Unterhaltung, trotzdem sollten journalistische Tugenden gepflegt werden. Der Einfluß der Sterne ist reine Glaubenssache - es gibt für ihn keinen Beleg. Früher hat man auch aus Tierinnereien und Kaffeesatz gelesen oder die Karten gelegt. Man kann ebenso gut glauben, die Stellung der Teetassen im Küchenschrank beeinflußten das Schicksal. Wen es glücklich macht, bitte. Leider wirken die Texte aber so, als handele es sich bei der Astrologie um meßbare, wissenschaftlich erarbeitete Phänomene. Zudem gibt es nicht einen Text, der sich kritisch mit dem Thema befaßt. Vielleicht gibt es einen Einfluß der Sterne. Aber die Sterndeuter von heute gehen ja viel weiter: Sie behaupten, den Einfluß der Sterne bestimmen zu können. Hier muß Kritik ansetzen. Denn unser System von Sternbildern, Sternzeichen und Planeten ist Willkür. Andere Kulturen sehen andere Muster am Himmel. Ist unser System besser als das der Inka oder Chinesen? Ich habe Verständnis, daß eine Zeitung, die sich täglich aufs neue verkaufen muß, alberne Tageshoroskope abdruckt. Die breite Masse mag das wünschen und gerne lesen. Ich bin aber sehr enttäuscht, daß eine Zeitung von der Qualität des Abendblatts Sterndeutern wie Herrn Noe extrem viel Platz einräumt, die mit geradezu wissenschaftlichem Anspruch daherkommen und die Leser grob in die Irre führen. Diese Texte sind nicht viel mehr als Quacksalbereien, aber vom Abendblatt leider journalistisch geadelt.

Beate Schütt, Hamburg

Rätselhaft

Kaum zu glauben, daß eine seriöse Zeitung wie das Abendblatt Horoskope bringt und Artikel über Astrologie und Astrologen in einer Weise, als sei das ernst zu nehmen. Mir war schon immer rätselhaft, daß so viele Menschen, so intelligent wie auch immer, in unserer modernen Zeit an so was glauben können - doch wohl, weil Aberglaube Trumpf ist. Man muß sich doch fragen, wieso Tausende von Kilometern entfernte Sternenbilder Einfluß auf die Geschicke von Menschen haben können. Das kann nur Unsinn sein und ist wissenschaftlich nicht belegt. Vor 60 Jahren, bei meiner Ausbildung zum Kriminalisten, wurde gelehrt, daß Hellseher und Astrologen Scharlatane sind. Bei Vorhersagen ist die Möglichkeit, daß sie zutreffen 50:50; meistens schlechter: Trifft dann eine Vorhersage zu, werden die Nieten vergessen. Als Medienorgan muß man wohl dem so weitverbreiteten Aberglauben Rechnung tragen - leider. Schließlich sind Pseudowissenschaften wie Astrologie und Esoterik Millionengeschäfte, und die Menschen lassen sich gern betrügen, wenn ihnen Vorteilhaftes vorgegaukelt wird.

Wolfgang Wiese, Hamburg

Weitere Informationen:

Ihre Meinung ist gefragt:

Unter www.abendblatt.de/go/sterne

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unter www.abendblatt.de/go/astro

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