Für Millionen Deutsche ist Astrologe Winfried Noe die Stimme der Sterne. Ob Deutschlands großer Boulevardzeitung "Bild", der Gesellschaftsillustrierten "Bunte", im Zweiten Deutschen Fernsehen, in der ARD oder jetzt im Hamburger Abendblatt - der 50jährige vom Starnberger See übersetzt seit mehr als zwei Jahrzehnten kosmische Konstellationen in lebensnahe Tips für Gesundheit, Beruf und Liebe.

Ein Buch hat den am 31. März 1955 in Bremerhaven geborenen Winfried Noe auf die Spur der Sterne gebracht: "Motive in Richard Wagners Tristan und Isolde, astrologisch interpretiert" von Prof. Dr. Friedrich Oberkogler. "Ich spielte Klavier und war Wagnerianer. Dieses Buch fand ich total faszinierend. Daraufhin habe ich mir immer mehr astrologische Bücher angeschaut", sagt Noe.

Ein Spielfeld, das zu seiner geistigen Heimat wurde, als er sich auf Diamantensuche in Afrika ein gefährliches Virus einfing. Er war begeisterter Tänzer, Motorradfan und Skiläufer. Und plötzlich konnte er sein linkes Bein nicht mehr richtig bewegen. Winfried Noe: "Mein Selbstwertgefühl war dahin. Durch die Astrologie habe ich begriffen, das Schicksal als Chance zu sehen."

Schon bald lernte er, Horoskope selbst zu erstellen - und spürte, welche Faszination von seinen Prognosen ausging. Er hatte sein Jura-Studium mit Nebenfach Psychologie mit einem Prädikatsexamen abgeschlossen und arbeitete als Referendar bei der Münchner Staatsanwaltschaft. "Aber für meine juristische Fachkompetenz interessierte sich überhaupt keiner", schildert Noe mit einem Schmunzeln. "Alle Kollegen wollten immer nur meine Horoskope."

1982 beendete er seine juristische Laufbahn - und wurde Astro-Profi. Zigtausende Horoskope hat er seitdem erstellt, nicht nur für den Hausgebrauch. Sei es bei der Hochzeit von Steffi Graf und Andre Agassi. Sei es, wenn Deutschland an die Wahlurnen geht. Noe übersetzt, was die Sterne zu sagen haben. Kompetent und pointiert.

Natürlich liegt auch der Star-Astrologe gelegentlich mit seinen Prognosen daneben. Wie 1998, als er Helmut Kohl weiterhin als Kanzler sah - und Gerhard Schröder es wurde. Da habe er die Sterne falsch interpretiert, sagt Noe. Die Astrologie sei keine Hellseherei - ein Horoskop sei vielmehr eine Art Wetterbericht der Sterne, sagt Noe.

Irren ist menschlich. Um so verblüffender ist die Genauigkeit manch seiner Vorhersagen. Zum Beispiel, daß Lady Diana im Sommer 1997 Opfer eines tragischen Schicksalsschlages werden könnte. Und vor der Bundestagswahl 2002 sagte er voraus, daß Edmund Stoiber sich am Wahlabend zu früh freuen würde.

Winfried Noe ist Widder und damit ein Mensch, dem es ums Gewinnen geht. Und so hat er auf dem Esoterik-Sektor rund um Horoskope und das Kartenlegen ein Imperium mit annähernd 3000 überwiegend freien Mitarbeitern geschaffen. Er hält eine Minderheitsbeteiligung an der Berliner Internet-Astrologie-Firma Questico AG, betreibt eine astrologische Schule, die unter anderem Fernstudien anbietet und betreibt die eigene Internet-Seite unter www.noeastro.de, die mit etwa vier Millionen Klicks pro Woche die erfolgreichste ihrer Art in Europa sein soll.

Winfried Noe lebt mit seiner zehn Jahre jüngeren Ehefrau Andrea und vier Kindern in einer Villa am Starnberger See. Er bezeichnet sich als leidenschaftlichen Autofahrer, fuhr früher einen roten Porsche und ist jetzt etwas gemäßigter unterwegs in einem silberfarbenen Mercedes 500 SL.

Der Mann mit der auffallend hohen Stirn ist impulsiv. Wer ihm begegnet, muß mit Irritationen rechnen. Es kommt vor, daß er wildfremde Menschen im Fahrstuhl nach ihrem Geburtsdatum fragt - und anschließend das Ende ihrer Ehe voraussagt . . .