Impotenz: Gegen das Leiden gibt es unterschiedliche Pillen. Wie gut wirken sie?

Impotenz ist immer noch ein Tabuthema. Dabei betrifft sie in Deutschland bis zu sechs Millionen Männer. Erektionsstörungen treten vermehrt im Alter auf. Denn dann steigt die Gefahr, an chronischen Gefäßleiden zu erkranken. Aber auch unter den 40- bis 59-Jährigen sind 1,5 Millionen betroffen. Andererseits bleibt das sexuelle Interesse bis ins hohe Alter bestehen. Unter den Folgen der so genannten erektilen Dysfunktion (ED) leiden auch die Partnerschaften.

Trotzdem vergehen im Schnitt zwei bis drei Jahre, bis Erkrankte zu einem Arzt gehen. Experten bemängeln aber auch, dass die Mediziner ihre Patienten zu selten auf das Problem ansprechen.

Viagra galt als rettende Pille. Mehr als eine Milliarde Tabletten wurden weltweit in den vergangenen fünf Jahren verkauft. Seit einem Jahr gibt es weitere Medikamente mit demselben Wirkprinzip, der PDE-5-Hemmung. Das Enzym Phosphodiesterase (PDE) des Typs 5 unterdrückt den Blutfluss in den Penis-Schwellkörper. PDE-5-Hemmer blockieren eben diesen biologischen Wirkstoff, die Gefäße können sich wieder mit Blut füllen. Sexuelle Erregung vorausgesetzt, erlangen bis zu drei Viertel der vermeintlich Impotenten dadurch wieder Erektionsfähigkeit. Die Wirksamkeit dieser Mittel bei Patienten mit organisch bedingten Erektionsstörungen ist belegt. Studien zeigen zudem, dass die Wirkdauer verbessert werden kann: 60 Prozent der Untersuchten waren 36 Stunden nach Einnahme des Wirkstoffs Tadalafil zum Geschlechtsverkehr fähig. Auf Grund der langen Wirkungszeit nennt der Hamburger Urologe Prof. Hartmut Porst (50) das Produkt "die Wochenend-Pille". Eine Loslösung der Sexualkontakte vom vorherigen Schlucken einer Pille bringe Patienten und ihren Partnerinnen neue Flexibilität.

Natürlich sind zum Teil unerwünschte Nebenwirkungen auch bei den neuen Medikamenten zu beachten. Aber Hersteller-Studien beruhigen, dass Nebeneffekte reduziert werden konnten. Die gesponserten Untersuchungen zeigten auch eine hohe Zufriedenheit der Patienten mit den Potenzmitteln. Doch die Rahmenbedingungen solcher Studien sind auf ein bestimmtes Produkt zugeschnitten, ihre Ergebnisse sind daher immer problematisch.

Porst begann deswegen vor einem Jahr eine eigene, unabhängige Vergleichsstudie mit mehr als 1000 Patienten. Sie testen über mehrere Wochen drei unterschiedliche PDE-5-Hemmer: das bekannte Sildenafil (Viagra), sowie Tadalafil (Cialis) und Vardenafil (Levitra). Obwohl die Untersuchung noch läuft, zeichnet sich schon ein Trend ab. Von 222 Versuchspersonen bevorzugten am Ende 44 Prozent Cialis, ein Drittel Levitra und 14 Prozent Viagra. Jedem Zehnten konnte keines dieser Produkte helfen.

"Generelles Problem der ED-Therapie ist die heute notfallmäßig durchgeführte Medikation einer chronischen Gefäßerkrankung", sagt Porst. Besser wäre eine tägliche Dosis wie bei der Antibabypille, das sei auch der Trend für die Zukunft.