In der Rückschau wird der „Erdgipfel“ oft mythisch verklärt: Die UN-Konferenz zu Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro, die in die Aufbruchstimmung nach dem Ende des Kalten Krieges fiel.

Frankfurt a.M. Drei verbindliche internationale Abkommen lagen beim Gipfel in Rio 1992 zur Unterzeichnung aus: Die Klimarahmenkonvention, auf die später das Kyoto-Protokoll folgte, die Artenschutz-Konvention und die Wüstenkonvention. Sie schufen einen völkerrechtlichen Rahmen für den internationalen Umwelt- und Naturschutz – auch wenn die USA die Artenschutzkonvention nie ratifizierten, der Klimaschutz heute stagniert und vieles nicht umgesetzt wurde.

Der „Erdgipfel“ vom 3. bis 14. Juni 1992 mit Vertretern von 179 Staaten, darunter der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU), machte das Prinzip der Nachhaltigkeit weltbekannt, das auf eine Abstimmung wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Ziele abzielt. Umweltschutz wurde nicht länger als Luxus der Reichen, sondern als überlebenswichtig für die Armen verstanden. Zugleich erkannten die Industrienationen an, dass sie die Hauptverantwortung für die Umweltzerstörung tragen.

+++Die Themen des Rio-Gipfels+++

Allerdings lösten sie ihr Versprechen, nach dem Ende des Kalten Kriegs die Entwicklungshilfe in Form einer Friedensdividende stark zu erhöhen, bis heute nicht ein. Kein Grund für Rio-Nostalgie, finden daher viele Öko-und Eine-Welt-Aktivisten. Aber der „Erdgipfel“ markierte den Aufstieg der Zivilgesellschaft. Kunterbunte Bündnisse von Bürgerinitiativen, Bauernverbänden, Frauengruppen und Umweltschützern aus aller Welt machten den Politikern erstmals kräftig Druck und forderten Transparenz.

„Wir waren so euphorisch“, erinnert sich der damalige Bundesumweltminister Klaus Töpfer (CDU), der ob seines nächtelangen Einsatzes für Kompromisse auch als „Retter von Rio“ gefeiert wurde. Selbst die größten Kritiker bestreiten nicht, dass der „Geist von Rio“ in den Jahren nach 1992 zum Bezugspunkt und Ansporn für viele Umweltinitiativen auf allen Ebenen wurde. So ermutigte das in Rio verabschiedete Aktionsprogramm „Agenda 21“ viele Engagierte, in Städten und Dörfern aktiv zu werden nach dem Motto: „Global denken, lokal handeln“.