Abschmelzen der Polarkappen, Abholzung der Tropenwälder und Überfischung der Meere - all dies stelle eine Bedrohung für das Leben dar.

Rio de Janeiro. In etwa zwei Wochen findet der UN-Umweltgipfel in Rio de Janeiro statt. Dies nehmen Experten der Vereinten Nationen zum Anlass, der weltweiten Umweltpolitik ein vernichtendes Zeugnis auszustellen. Das UN-Umweltprogramm (UNEP) erklärte in einem am Mittwoch vorgestellten Bericht, bei einem Drittel von 90 wichtigen Umweltzielen seien in den vergangenen fünf Jahren keine Fortschritte erzielt worden. Deutliche Fortschritte habe es nur bei vier Zielen gegeben. Die Autoren der Studie warnten vor einem Kollaps der Ökosysteme.

„Dies ist eine Anklage“, sagte der UNEP-Exekutivdirektor Achim Steiner auf einer Pressekonferenz in Rio de Janeiro. „Wir leben in einem Zeitalter der Verantwortungslosigkeit, was in diesem Bericht dokumentiert ist.“ Ein Wandel sei jedoch möglich. Steiner forderte umgehende Maßnahmen, um den Raubbau an der Umwelt zu stoppen.

„Während der menschliche Druck auf die Erde wächst, sind mehrere kritische globale, regionale und lokale Grenzen bereits erreicht oder überschritten“, hieß es in dem Bericht. „Wenn sie überschritten sind, kommt es wahrscheinlich zu jähen und möglicherweise unumkehrbaren Veränderungen der lebenserhaltenden Funktionen des Planeten.“

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Auf 525 Seiten zeichnete die Organisation ein düsteres Bild von unserem Planeten. Das Abschmelzen der Polarkappen, die Ausbreitung der Wüsten in Afrika, die Abholzung der Tropenwälder und die Überfischung der Meere stellten eine Bedrohung für das Leben auf der Erde dar, hieß es. Schon jetzt seien 20 Prozent der Wirbeltiere vom Aussterben bedroht, die Korallenriffe seien seit 1980 um 38 Prozent zurückgegangen und die Treibhausgasemissionen könnten sich in den kommenden 50 Jahren verdoppeln.

In gut zwei Wochen findet in Brasilien der UN-Umweltgipfel „Rio+20“ statt. Bisher konnten sich die Industriestaaten und die Entwicklungsländer nicht über die Ziele des Treffens einigen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon räumte am Mittwoch ein, die Verhandlungen über ein Abschlussdokument seien schwierig. Er sei jedoch „vorsichtig optimistisch“, dass die 193 UN-Mitglieder sich auf eine Vereinbarung verständigen könnten.