Der so genannte Holzschliff wird sortiert, gemahlen, eingedickt und landet anschließend in der Papiermaschine. Mit Hochdruck wird er auf einem endlos umlaufenden Sieb aufgetragen, das Wasser wird abgesaugt. Dabei lagern sich die Fasern neben- und aufeinander ab. Anschließend wird der eingedickte Faserbrei auf einer Filzbahn zwischen Walzen ausgepreßt, ehe sich die Fasern im Trockenbereich miteinander verkleben und zur Papierbahn formieren. Dazu laufen sie über bis zu 100 mit Dampf beheizte Trockenzylinder. Die oft 200 Meter langen, zehn Meter breite Maschinen strahlen eine feuchte Hitze aus.


Dem Brei können Altpapierfasern beigemischt werden, oder er kann vollständig aus Altpapier bestehen. In welchem Verhältnis Frischfasern und Altpapier eingesetzt werden, hängt stark vom Standort der Druckerei ab. Das Abendblatt wird in Ahrensburg gedruckt. Aufgrund der relativ geringen Entfernung zu den nordischen Holzquellen und der Hafenanbindung in Lübeck wird das Ahrensburger Papier größtenteils aus Skandinavien importiert. Dort gibt es viel Wald, aber nur wenige Menschen und ein entsprechend geringes Altpapieraufkommen.


Daher besteht das Hamburger Abendblatt zum Großteil aus frischen Fasern. Bezogen auf die gesamte Axel Springer AG wird mehr Altpapier eingesetzt (Informationen hierzu finden Sie im Nachhaltigkeitsbericht ). Eine Modellrechnung zeigt, daß aus den Fasern einer durchschnittlichen Fichte aus schwedischer Durchforstung insgesamt etwa 37 440 Zeitungsseiten hergestellt werden.


13 440 Seiten liefern die frischen Holzfasern, weitere 24 000 Zeitungsseiten die recycelten Fasern. Rasant passierten die Fasern den Zickzackkurs die Trockenzylinder der Papiermaschine. Nur wenige Sekunden vergehen vom Aufspritzen des Faserbreis bis zum Aufwickeln des Papiers am Ende der Maschine. Dort werden mit einer Geschwindigkeit von bis zu 100 Stundenkilometer jeweils ungefähr 97 Kilometer Papier aufgerollt. Die Bahn ist knapp zehn Meter breit und wird je nach Kundenwunsch in mehrere Rollen mit speziellen Maßen zerschnitten. Sie ähneln dann gewaltigen Klopapierollen mit einem Gewicht von bis zu 1,3 Tonnen.


Der Weg von der Baum- zur Papierfaser verschlingt viel Wasser und Energie. Doch die Verbräuche lassen sich eindämmen. SCA fängt einen Teil der Abwärme auf und speist sie in die Dampfprozesse ein. Aus Rinden, Faser- und Papierresten werden Biobrennstoffe zur Strom- und Wärmeproduktion. Auch sind die Fabriken in westlichen Industrieländern inzwischen deutlich weniger durstig: Wurde 1974 für die Herstellung von Papier im Schnitt 47 Liter Wasser pro Kilo Papier benötigt, lag der Verbrauch 1995/96 bei 18 Litern. Vorbildliche Produktionsstätten mit einem geschlossenen Wasserkreislauf, in denen das Wasser bis zu zehnmal genutzt werden kann, kommen bestenfalls mit 1,5 Liter Wasser aus.


Und natürlich wird auch beim Rohstoff gespart. Das Abendblatt-Papier ist auf 42 Gramm pro Quadratmeter abgespeckt worden, eine Zeitungsseite wiegt knapp zehn Gramm. Weniger geht nicht, denn das Papier darf beim Bedrucken nicht reißen und muß gut in der Hand zu halten sein.


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