Immer mehr Museen setzen auf “social media“, um junge Menschen für Kunst zu begeistern. Häuser suchen den Dialog mit dem Publikum.

Düsseldorf. Im Schnitt ist der Besucher eines Kunstmuseums im Rentenalter oder zumindest kurz davor – diese weit verbreitete Annahme ist schon lange nicht mehr haltbar. Museen setzen heute gezielt auf soziale Netzwerke, um mit jungem Publikum kommunizieren zu können. „Die Frage, warum wir Facebook und Co. nutzen, stellt sich für uns gar nicht“, sagt der Direktor des Düsseldorfer NRW-Forums Werner Lippert. „Soziale Netzwerke sind ein Kommunikationsmedium in der heutigen Zeit und auch für Museen ein Muss.“

Seit 2009 ist das NRW-Forum bei Facebook und hat mittlerweile mehr als 27 000 Fans – Tendenz steigend. Lippert hat sogar schon eine Ausstellung zu Musikvideos ausschließlich im Internet präsentiert. Wichtig im Umgang mit Internet und sozialen Netzwerken sei aber, auf keinen Fall auf eine Einbahn-Kommunikation zu setzen, sondern immer den Dialog zu suchen. „Wir bekommen viel Liebe zurück“, sagt Lippert.

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„Was früher der Kunstverein war, sind heute die Fans bei Facebook“, meint der Direktor. Oft stellt das NRW-Forum mehrmals am Tag Hinweise, Bilder und Texte zu aktuellen Ausstellungen ins Netz. „Wir erzielen eine enorme Reichweite an Menschen, die über die alten Medien nicht mehr zu kriegen sind“, sagt Lippert.

Soziale Netzwerke sind ein Kommunikationsweg, auf den auch andere Museen nicht verzichten. „Wir nutzen das gezielt als Dialogmedium“, sagt Marina Schuster, Sprecherin des Museums Kunstpalast in Düsseldorf. Jeden Freitag werden die Fans im Facebook aufgefordert, ihr Kunstwissen in einem Internet-Bilderrätsel zu beweisen. „Wichtig ist natürlich, dass wir auch immer schnell auf Fragen oder Kommentare reagieren“, sagt Schuster.

Die Herausforderung für die Museen ist, in Facebook oder Twitter eine Mischung aus Information und Dialog zu finden, um gleichzeitig auch der Schnelllebigkeit sozialer Netzwerke gerecht zu werden. „Wir nutzen Facebook besonders, um ein direktes Feedback unserer Besucher zu bekommen“, sagt Valeska Schneider, Sprecherin des Museums Ludwig in Köln. „Das kann ein kurzes „Gefällt mir“ sein oder auch ein kritischer Kommentar.“

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Das Internet bietet schier grenzenlose Möglichkeiten, Informationen zu verbreiten – das ist auch eine Versuchung für Museen. „Wir versuchen, unsere Fans nicht zuzuschütten mit Informationen, sondern ökonomisch vorzugehen und den Leuten Spaß zu bieten“, sagt Museumssprecherin Schneider.

Auch in sozialen Netzwerken steht bei den Museen der Bildungsauftrag im Vordergrund. Mit Facebook könne eine Zielgruppe angesprochen werden, die „sonst schwer zu kriegen ist“, sagt Gwendolin Ross, Pressesprecherin des Museums Marta in Herford. Die Hauptgruppe der Facebook-Fans des Museums sei zwischen 25 und 44 Jahre alt. Ross sagt: „Seit unser Museums-Direktor Roland Nachtigäller selbst twittert, ist der Zuspruch noch größer geworden.“

Mit Material von dpa