Die „Cloud Computing World“ der Messe will aufzeigen, welche Antworten die Anbiete auf Fragen und Bedenken aus der Wirtschaft geben.

Hannover. An der Cloud führt kein Weg vorbei. Auf der CeBIT in Hannover geht es ab 6. März nicht mehr darum, ob die Informationstechnik aus dem Netz das Modell der Zukunft ist, sondern nur noch um das Wie. Die „Cloud Computing World“ der Messe will aufzeigen, welche Antworten die Anbieter von Cloud-Lösungen auf Fragen und Bedenken aus der Wirtschaft geben. Die Zeit der Messen als Ausstellung fertiger Produkte neigt sich dem Ende zu. Hewlett-Packard ist seit 2004 nicht mehr mit einem eigenen Stand auf der CeBIT vertreten. Um Themen mit hohem Erklärungsbedarf zu präsentieren, seien Messen wie die CeBIT aber weiter gut geeignet, sagt der Deutschland-Geschäftsführer von HP, Volker Smid.

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Auch die Deutsche Telekom setzt in diesem Jahr auf der CeBIT voll auf das Thema Cloud. Unternehmen könnten so flexibler agieren und Fixkosten sparen, erklärt Vorstandschef René Obermann der Nachrichtenagentur dpa. „Nutzer der Telekom Cloud kaufen ihre IT bedarfsgerecht ein und bezahlen nur für die tatsächlich genutzten Kapazitäten und Dienste.“ Die Deutsche Telekom erwarte, „dass in den kommenden Jahren fast alle Unternehmen zumindest ergänzend Cloud Computing nutzen werden“. Auch von Privatanwendern werde die Cloud genutzt, wenn etwa Fotos, Musik oder Filme über verschiedenste Plattformen im Netz geteilt würden.

Nach wie vor gibt es aber Sicherheitsbedenken, wichtige Daten in die Cloud zu stellen. Die Welle spektakulärer Hacker-Angriffe im vergangenen Jahr hat gezeigt, dass es im Netz immer wieder undichte Stellen gibt. Allerdings sind auch selbst betriebene Server nicht vor Attacken gefeit. Vertrauen ist das Schwerpunktthema der diesjährigen CeBIT: „Managing Trust“. Nach einer Umfrage des Rechenzentrumsdienstleisters Interxion in Frankfurt betrachten 45 Prozent von 292 befragten Unternehmen in elf europäischen Ländern Sicherheitsmängel und unzureichende Service-Garantien als größte Barrieren für den Wechsel in die Cloud.

„Mit unserem Konzept dezentraler Cloud-Zellen wird die Cloud anfassbarer und sichtbarer“, sagt HP-Manager Smid im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. „Der Mittelständler sieht seine Cloud, das kann ein entscheidender erster Schritt sein, um Vertrauen in das Konzept zu entwickeln.“

HP stellt seine „cCell Services“ auf der CeBIT als eine Möglichkeit vor, standardisierte und gebrauchsfertige IT-Dienste über gekapselte Cloud-Zellen zu beziehen. Diese sind je nach Anforderung im eigenen Rechenzentrum, bei einem lokalen IT-Partner oder bei Hewlett-Packard angesiedelt. Bisher werden kommerzielle Cloud-Angebote in der Regel von Rechenzentren zur Verfügung gestellt, deren konkreter Standort den Beziehern von IT-Diensten nicht bekannt sein muss – daher auch die Metapher der Wolke.

Smid hat die Erfahrung gemacht, dass „viele Kunden sagen: „Ich möchte die Cloud, aber ich möchte sie selbst kontrollieren„“. Die Cloud-Zellen von HP können Unternehmen so zusammenstellen, wie sie es für sinnvoll halten. So lassen sich Standardanwendungen etwa für die Zusammenarbeit im Team aus dem HP-Rechenzentrum beziehen. Spezialanwendungen für bestimmte Kundengruppen können über ein regionales Systemhaus laufen. Und eigene Entwicklungen mit unternehmenskritischen Daten bleiben unter dem eigenen Firmendach - kein anderer kann darauf zugreifen.

Die Verwaltung der Cloud-Zellen erfolgt über eine von HP betriebene Makler-Plattform, den „cCell Broker“. Bei Kapazitätsengpässen lassen sich einzelne Dienste auch von anderen Cloud-Zellen nutzen. Auf dieser Plattform erfolgen auch Verbrauchsmessung, Abrechnung und Rechteverwaltung. Die Kunden zahlen für die Nutzung der Cloud-Zellen verbrauchsabhängige monatliche Gebühren. Starten wird HP mit der Bereitstellung von Rechenleistung. Weitere Dienste etwa für die Kundenverwaltung (CRM), SAP-Anwendungen oder das Messaging für die Echtzeit-Kommunikation im Unternehmen sollen im Verlauf des ersten Halbjahrs folgen.

Die Cloud hinterlässt ihre Spuren in den Bilanzen: Bei HP sind Cloud-Komponenten laut Smid schon jetzt in 75 Prozent aller Outsourcing-Verträge enthalten. Der HP-Geschäftsführer schätzt, dass Cloud-Dienste in Deutschland heute einen Anteil von fünf bis acht Prozent an den gesamten Ausgaben für Informationstechnik ausmachen. „Wir erwarten, das dies bis 2015 auf 20 bis 30 Prozent steigen wird.“

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