„Memento Mori 2” schöpft mit seinem Rätsel-Design alle Möglichkeiten aus. Und schießt damit manchmal über das eigentliche Ziel hinaus.

Das Leben für Larisa und Max Durand ist im Moment alles andere als aufregend. Das frisch vermählte Paar verbringt gerade seine Flitterwochen in Kapstadt: die Ruhe genießen, die Seele baumeln lassen. Alles könnte so unbeschwert sein. Wäre da nicht dieser Kunstraub und Larisas Job. In der lokalen Kunstgalerie fand kürzlich ein Einbruch statt. Und weil Larisa als Expertin für Kunstraub gilt, wird sie von Interpol zu den Ermittlungen berufen wird. Weil man der Zweisamkeit keinen Abbruch tun möchte, begleitet Max seine Frau und unterstützt sie bei der Fahndung. Im ersten Akt macht die Story noch den Eindruck einer klassischen Detektivgeschichte. Doch als Max immer wieder von Albträumen und Halluzinationen geplagt wird nimmt die Geschichte an Fahrt auf. Als Lara den Kunstraub beinahe aufgeklärt hat, entdeckt sie auf dem Weg zum Täter wie Max‘ Auto aus einem See gezogen wird. Ihr Ehemann ist spurlos verschwunden. Derweil tauchen in ganz Europa vermehrt Leichen auf, die augenscheinlich Opfer eines Ritualmordes geworden sind. Die Indizien vermehren sich, dass Max der Täter sein könnte. Larisa muss sich immer wieder entscheiden, ob sie diese der Polizei mitteilt oder unter den Tisch fallen lässt.

Point & Click-Adventures haben sich in den letzten Jahren in der Games-Szene immer rarer gemacht. Selten bekommt man aus diesem Genre noch einen Ableger spendiert, schon gar nicht aus Amerika, wo man aktuell sehr auf Action und Shooter fixiert ist. Hin und wieder jedoch steuern europäische Publisher eine gelungene Ergänzung des Genres bei, wie in diesem Falle das in Tschechien entwickelte „Memento Mori 2: Wächter der Unsterblichkeit“.

Grafisch eine Augenweide

Grafisch ist Memento Mori 2 für das Genre des Point & Click-Adventures eine echte Augenweide. Die Figuren und Umgebungen sind liebevoll gestaltet und man hat wirklich das Gefühl, man wäre in Kapstadt, in Lyon, in San Francisco, wo einen das Spiel eben hinführt. Geschuldet ist das auch der musikalischen Untermalung. Der Soundtrack unterstreicht die Atmosphäre der Orte, allerdings gibt es zu wenige Klangmotive. Diese wirken nach einiger Zeit etwas zu monoton. Für die detailreiche Grafikgestaltung zahlt der Spieler jedoch den Preis der langen Ladezeiten. Sehr häufig erscheint für mehrere Sekunden der Ladebalken, selbst wenn man sich nur aus seinem Arbeitszimmer raus in den Gang bewegt, was dem Spielfluss schadet. Lebendiger wirkt Memento Mori 2 dafür immer dann, wenn Dialoge geführt werden. Hier wird viel mit verschiedenen Kameraperspektiven gespielt, außerdem lässt die deutsche Synchronisation keineswegs zu wünschen übrig, da teilweise sehr erfahrene Synchronsprecher am Werke waren. Der Sprecher von Max beispielsweise ist Sascha Draeger, bekannt aus der Kinderdetektiv-Reihe „TKKG“. Nach einiger Zeit kann man sich vor allem in Larisas Charakter sehr gut hineinversetzen, da auch ihre Emotionen und Probleme schön inszeniert sind.

Bei Point & Click-Adventures stehen bekanntlich die Rätsel im Vordergrund. Man läuft durch die Umgebungen, klickt verschiedene Objekte an, sammelt einige davon auf und benötigt sie dann, um ein Rätsel zu lösen. Memento Mori 2 geht auf diesem Gebiet wirklich an die Grenzen. Zu Hochform läuft das Spiel immer an den Stellen auf, an denen man klassische Detektivarbeit durchführen muss, wie Fingerabdrücke vergleichen, Puzzles oder Schieberätsel lösen, oder verschiedene Indizien auf einer Clipchart in einen logischen Zusammenhang bringen, um den Tathergang zu rekonstruieren. Weitaus öfter im Spiel vertreten sind allerdings die oben schon erwähnten Rätsel, die auf der Kombination verschiedener Objekte beruhen. Da nimmt man einen Gartenschlauch und spritzt mit Wasser auf einen Balkon, damit die sich dort befindliche Blumenvase herunterfällt. Oder man winkelt eine Eisenstange, die man zufällig im oberen Stockwerk eines Hauses gefunden hat, an einem Kanaldeckel vor dem Haus an, um an die Schrauben eines Fensters zu gelangen. Man merkt schnell, dass man in Memento Mori 2 sehr viele Gegenstände in einem hohen Maße zweckentfremden muss. Viele dieser Rätsel sind zu weit hergeholt, regelrecht aus der Luft gegriffen.

Rätsel auf hohem Niveau

Die meisten Spieler werden wohl häufig den Blick in eine Komplettlösung werfen, da die Schwierigkeit der Rätsel oft auf einem äußerst hohen Niveau ist, manchmal schon an der Grenze des Zumutbaren. Den schweren und teils frustrierenden Rätseln ist auch die lange Spielzeit von 20 bis gar 30 Stunden geschuldet. Die Geschichte des Spiels, die vor allem in den letzten 3 von 7 Akten packend und sehr atmosphärisch inszeniert ist und immer wieder neue Fragen aufwirft, auf die man Antworten hören will, braucht leider sehr lange, bis sie richtig durchstartet. Auch zu Beginn des zweiten Aktes, wo der Spieler nicht mehr Max, sondern Lara steuert, muss sich die Story noch lange entwickeln. Der Spielverlauf ist durch diese Faktoren sehr zäh, die trägen Laufanimationen von Max und Lara bieten hier keine Abhilfe. Häufig gibt es Sektionen im Spiel, in denen recht wenig passiert und erst mehrere sehr anspruchsvolle Rätsel hintereinander gelöst werden müssen, bevor man wieder in die Geschichte hineingezogen wird.

Memento Mori 2 ist also ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite bietet es zwar eine stark inszenierte Story, deren Ende sich je nach Interpretation des Spielers richtet, und überzeugend dargestelle Charaktere. Auf der anderen Seite kann es aber durchaus sein, dass beim Spieler aufgrund des teils absurden und frustrierenden Rätsel-Designs die Motivation zum Weiterspielen ausbleibt. Für Kenner des Point & Click-Adventure-Genres, oder auch für Spieler mit viel Durchhaltevermögen, kann Memento Mori 2: Wächter der Unsterblichkeit sicher ein unterhaltsames Erlebnis sein, ansonsten ist der Spielablauf stellenweise aber etwas zu mühsam und langwierig.

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