Kunden, die sich mit dem “Premieren-Ticket“ der Telekom einen ersten Zugriff auf das iPhone 5 sichern wollten, landeten bei einer Sex-Hotline.

San Francisco. Nach der Vorstellung des iPhone 5 ist bei der Deutschen Telekom eine Flut von Bestellungen eingegangen. Seit Freitag können Kunden das neue Apple-Handy telefonisch, online oder in einem Shop bestellen. Weil die Telekom als einziger deutscher Mobilfunkbetreiber den schnellen LTE-Datenfunk mit bis zu 100 MBit pro Sekunde anbietet, stehen die Leitungen beim Unternehmen mit Sitz in Bonn nicht mehr still.

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„Wir hatten in Spitzenzeiten das Zehnfache an Anrufen“, sagte ein Sprecher. „Wir freuen uns natürlich über diese riesige Nachfrage, die führt jetzt aber zu Wartezeiten.“ Teilweise müssten Kunden dreimal hintereinander anrufen, um überhaupt mit einem Mitarbeiter verbunden zu werden. Geliefert wird das neue iPhone 5 erst ab kommendem Freitag. Die Telekom bat ihre Kunden um Geduld.

Sex-Hotline statt iPhone-Service

Allerdings leistete sich die Telekom auch einen peinlichen Fauxpas. Wie der Mediendienst MEEDIA.de berichtet, wurden Kunden die zuvor bei dem Unternehmen ein sogenanntes "Premieren-Ticket" bestellt hatten, auf eine Servicenummer verwiesen, die sich als Sex-Hotline entpuppte. Hintergrund: Die Telekom bewarb schon einige Zeit vor der offiziellen Vorstellung des neuen iPhones ihr "Premieren-Ticket", durch welches man sich zum Verkaufsstart ein exklusives Zugriffsrecht sichern konnte. Als die Kunden allerdings die angegebene Servicenummer anriefen, landeten sie bei einem Dating-Service. Der Telekom sei das Problem bekannt, heißt es in dem Bericht. Wie es zu dem Fehler kam, sei allerdings noch nicht klar. Wahrscheinlich liegt die Ursache in einer falsch versendeten Ziffer in der verschickten Telefonnummer.

Telekom hat Wettbewerbsvorteil

Tatsächlich bringt der superschnelle LTE-Datenfunk der Deutschen Telekom einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Netzbetreibern. „Nur bei uns wird das iPhone die volle LTE-Bandbreite von 100 MBit pro Sekunde unterstützen“, sagte Telekom-Manager Michael Hagspihl der Nachrichtenagentur dpa. Der Grund: Die Telekom hat bei dem LTE-Ausbau in den Städten auf das 1800-Mhz-Frequenzband gesetzt. „Diese Strategie macht sich jetzt für das iPhone voll bezahlt“, sagte Hagspihl, der in Deutschland für das Marketing zuständig ist.

In Deutschland werden derzeit LTE-Netze in drei Frequenzbereichen betrieben: 800, 1800 und 2600 MHz. Das iPhone 5 unterstützt nur die 1800 MHz. Die Telekom-Tochter T-Mobile gewährt allen Smartphone-Kunden mit entsprechend ausgerüsteten Telefonen Zugang zum LTE-Netz. Die volle Geschwindigkeit von 100 MBit/Sekunde gibt es ohne Aufpreis allerdings nur im XL-Tarif, in anderen kann die Option dazugebucht werden. „Wir nehmen für uns in Anspruch, ein optimales Netz mit dem iPhone zu kombinieren und dem Kunden das volle LTE-Erlebnis bieten zu können“, sagte Hagspihl. „Bisher haben wir rund 60 Städte abgedeckt, bis Ende des Jahres werden es 100 sein.“

Beim großen Rivalen Vodafone, der jetzt zumindest mit dem iPhone 5 im LTE-Abseits gelandet ist, hebt man die großen Lücken im Netz der Konkurrenz hervor. „Damit endet LTE beim iPhone 5 an der Ortsgrenze in ausgewählten Städten“, sagte ein Sprecher. Vodafone versprach zuletzt eine bundesweite LTE-Abdeckung bis Frühjahr 2015 – allerdings eben in den Frequenzbereichen 800 und 2600 MHz. Zugleich rechnen Branchenkenner damit, dass die nächste Geräte-Generation mehr Frequenzbänder unterstützen wird.

Beim Konkurrenten O2 läuft das LTE-Netz bisher nur im Frequenzbereich 800 MHz. Der vierte Anbieter E-Plus betreibt derzeit noch kein LTE-Netz, hat aber Spielraum, was das 1800-MHz-Band angeht. E-Plus wurde von der GSM-Zweckbindung für sein gesamtes 1800-MHz-Spektrum befreit und könnte auf diese Frequenzen beim LTE-Ausbau zurückgreifen, wie ein Sprecher bestätigte. Derzeit liefen Tests mit verschiedenen Frequenzen, eine Entscheidung gebe es noch nicht.

LTE-Netze nur bedingt nutzbar

Die LTE-Netze laufen weltweit in fast drei Dutzend verschiedenen Frequenzen – aktuelle Funkchips können aber nur wenige davon gleichzeitig einbinden. Deshalb kann zum Beispiel das aktuelle iPad in Europa gar keine LTE-Netze nutzen. Auch im Netz der Telekom wird man indes nicht immer mit Höchstgeschwindigkeit unterwegs sein. „Natürlich gilt physikalisch dasselbe wie für den bisherigen Mobilfunk-Betrieb: Wenn es zu einer sehr starken Nutzung innerhalb einer Zelle kommt, dann wird nicht jeder die 100 MBit pro Sekunde nutzen können“, räumte Telekom-Manager Hagspihl ein. Aber grundsätzlich seien die Netze so ausgerichtet, dass der Großteil der Kunden dieses Tempo bekommen solle.

Die Telekom nennt keinen Zieltermin für eine bundesweite Abdeckung. „Die Strategie ist grundsätzlich: Immer das schnellste Netz an den jeweiligen Orten“, erläuterte Hagspihl. „Die Frage ist daher nicht, wann habe ich LTE bundesweit, sondern, wann kann ich allen Kunden die nächste Generation der Tempo-Erfahrung im mobilen Internet bieten.“

Mit Material von dpa, dapd und Reuters