Schick, schnell und unerwartet günstig - aber noch lange nicht perfekt: Der Tablet-PC “iPad“, der neueste Teil der iVolution.

Berlin. Diesmal scheint selbst Steve Jobs ungeduldig zu sein. Spannte der Apple-Chef die Zuschauer sonst lange auf die Folter, ehe er die neuesten Wunder aus seiner Hightech-Schmiede präsentierte, ging es am Mittwoch ganz schnell: Kaum hat er die Bühne in San Francisco betreten, hält Jobs das neue Gerät in den Händen, mit denen der US-Konzern die Computerwelt revolutionieren will – das iPad. Es ist ein Tablet-Computer, ein flacher Bildschirm mit eingebautem Rechner. Nachdem manch' anderer Hersteller gescheitert ist, könnte Apple dieser Geräteklasse zum Durchbruch verhelfen. Es ist schick, schnell, unerwartet günstig – und doch noch lange nicht perfekt.

Das iPad sieht aus wie das Apple-Multimediahandy iPhone, nur größer ist es. Bedient wird es komplett über den berührungsempfindlichen Bildschirm, den Touchscreen. Jobs läuft mit dem iPad während der Präsentation auf der Bühne auf und ab, setzt sich immer wieder auf einen schwarzen Ledersessel. Dabei führte er vor, was das Gerät bietet. Es ist nicht nur ein Lesegerät für elektronische Bücher, es bietet auch Internet, E-Mail, Musik, Filme und Computerspiele, außerdem kann es Dokumente und Präsentationen bearbeiten.

Mit diesem Gerät will Apple etwas schaffen, was ihm schon mit dem Musikspieler iPod gelungen ist: die Nutzungsgewohnheiten der Nutzer zu revolutionieren. Eigens für das iPad präsentiert Jobs eine digitale Bücherei namens iBooks. Das macht den Verlagen Hoffnung: So wie die Musikindustrie ihre Musik inzwischen über den Apple-Musikladen iTunes verkauft, könnten sie über iBooks endlich Geld im Internet verdienen.

Bislang hat sich Apple für die Bereitstellung von Inhalten „die Unterstützung von fünf der weltgrößten Verlagshäuser gesichert“, wie Jobs sagte. Weitere sollen folgen. Außerdem kooperiert der Computerkonzern mit der „New York Times“ und den Magazinen „National Geograpic“ und „Time“. Das Wasser abgraben dürfte das iPad tatsächlich als erstes den E-Book-Readern mit Lesen digitaler Bücher. Die zeigen bisher meist nur schwarz-weiße Texte an – beim iPad ist alles bunt, weshalb es genauso gut für Kinderbücher oder Lehrbücher geeignet ist.

Helfen dürfte dabei auch der Preis des iPad – denn das Gerät ist überraschend günstig. Ab 499 Dollar ist es zu haben, damit kann es mit normalen Laptops mithalten. Und das iPad dürfte noch billiger werden – denn im Gegensatz zum iPhone bindet Apple es nicht an exklusive Vertragspartner. Die Mobilfunkanbieter dürften sich daher einen Subventionswettbewerb liefern, um das iPad zusammen mit Verträgen fürs mobile Internet zu verkaufen.

Ein Manko bleibt aber: Das iPad ist ein Drittgerät, Handy und Computer kann es nicht ersetzen. Und es hat noch weitere Nachteile. Das iPad verfügt nicht über eine Kamera, USB-Anschlüsse hat es auch nicht. Digitalkameras können daher nur über einen Adapter angeschlossen werden, USB-Sticks und Festplatten gar nicht. Die verbreitete Flash-Technik läuft auf dem Gerät auch nicht, weshalb viele Internetseiten nicht funktionieren. Auch ist es im Gegensatz zu Computern nicht möglich, mehrere Programme gleichzeitig zu öffnen, etwa den Browser und das Schreibprogramm; nur Musik kann parallel gehört werden.

Außerdem kann Apple aussperren, was der Konzern nicht auf das iPad lassen will: Wie beim iPhone lassen sich Anwendungen nur über den Appstore von Apple installieren. Einen anderen Internetbrowser etwa lässt der Konzern darin nicht zu, auch Microsoft Office oder Photoshop lassen sich nicht installieren. Das ist für Handys wie das iPhone kein Problem – doch Computernutzer dürften sich schnell eingeschränkt fühlen. Auch die Konkurrenz steht in den Startlöchern, Microsoft etwa hat für Mitte des Jahres einen Tablet-PC mit dem Namen Slate angekündigt. Helfen dürfte Apple aber eins: der Apple-Bonus. Für viele gehört es zum Lebensstil, die neuesten Apple-Geräte ihr Eigen zu nennen.