Früh erkannt, lässt sich das Glaukom verhindern. Hoher Augendruck ist einer der Risikofaktoren.

Zu ihren tückischsten Begleiterscheinungen gehört, dass der Patient lange nichts von dieser Erkrankung bemerkt. Erst wenn ihm auffällt, dass - sobald er einmal konzentriert und ohne die Augen zu bewegen geradeaus blickt - sein Gesichtsfeld sich eingeengt hat und er dann zum Augenarzt geht, wird der grüne Star, das Glaukom, diagnostiziert. In Deutschland leiden, eine große Dunkelziffer eingeschlossen, zwischen 2,5 und drei Millionen Menschen an einem Glaukom, das sich über Jahre unbemerkt entwickeln kann. Unbehandelt führt es allmählich zur Erblindung. Früherkennung kann dies verhindern.

Eine der Ursachen ist der krankhaft erhöhte Augeninnendruck. Aber es gibt weitere Merkwürdigkeiten. Der Direktor der Augenklinik im Universitätsklinikum Eppendorf, Prof. Dr. Gisbert Richard, zählt auf: Rund 40 Prozent der Glaukom-Patienten haben normalen, 30 Prozent noch nie einen erhöhten Augeninnendruck. Gelegentlich entwickeln Patienten trotz erhöhter Werte kein Glaukom.

Wo also liegen die Ursachen? Richard verweist auf die neu als Risikofaktor entdeckte dünne Hornhaut, von der er annimmt, dass sie bei der Entstehung möglicherweise ebenso ins Gewicht fällt wie der erhöhte Augeninnendruck. Gleichermaßen bedeutsam wie dieser sind Venenverschlüsse im Auge, die zu falscher Druckmessung und der verhängnisvollen Annahme verleiten, ein Glaukom liege nicht vor. Hohe Kurz- und hohe Weitsichtigkeit, niedriger und schwankender Blutdruck, Diabetes und ein hohes Alter sind ebenfalls Ursachen des Innendruck-Anstiegs. Auch bei mit Kortison behandelten Patienten stieg der Augeninnendruck. Die Augenärzte unterscheiden zwischen dem häufigeren primären Offenwinkelglaukom und dem selteneren Winkelblockglaukom. Bei beiden ist ausschlaggebend für die Entstehung, dass im Ziliarkörper des Auges mehr Kammerwasser produziert wird als aus der vorderen Augenkammer abfließt. Dieses Missverhältnis lässt den Druck steigen. Ein gesunder Augeninnendruck liegt zwischen 10 und 20 Millimeter/Quecksilbersäule (mm/Hg), und er ist notwendig, um das Auge in seiner glatten gerundeten Form zu halten. Am Tag schwankt der Druck um bis zu fünf mm/Hg. Der hohe Druck verschlechtert aber auch die Durchblutung von Sehnervenkopf und Netzhaut, eine weitere gewichtige Ursache der Glaukom-Entstehung. So setzt ein Verlust von Nervenfasern am Sehnervenkopf ein, der nach und nach regelrecht ausgehöhlt wird. In der Folge entstehen die charakteristischen Gesichtsfeldausfälle. "Das ist aber erst der Fall", so Richard, "wenn von den zwei Millionen Nervenfasern rund eine Million zugrunde gegangen ist. Doch bevor der Patient davon etwas merkt, sind Monate bis Jahre vergangen, und dann ist meist der Schaden am Sehnerv schon weit fortgeschritten." Eine Schädigung lässt sich nicht rückgängig machen. Deshalb zielt alles darauf ab, das Restsehvermögen zu erhalten und die Erblindung zu verhindern.

Erste Wahl bei der Behandlung sind zunächst Augentropfen. Mit der Zeit jedoch verlieren sie an Wirksamkeit. Richard bedauert zudem eine nachlässige Anwendung vieler Patienten.

Die Laser-Energie kann zweifach eingesetzt werden: zur Verödung des Ziliarkörpers, der das Kammerwasser bildet, und noch einmal zur Narbenbildung im Kammerwinkel, die einen besseren Abfluss des Kammerwassers ermöglicht. Im UKE ist der Wirkmechanismus des Lasers geklärt worden: Er lässt eine Entzündung mit Narben entstehen, die wohl die Senkung des Drucks verantwortet. Wenn Tropfen und Laser nicht helfen, bleibt nur die OP. Im UKE wird meist für das Kammerwasser ein neuer Abfluss durch die gefensterte Lederhaut und unter die Bindehaut gelegt, wo das Wasser allmählich versickern kann. Der Eingriff dauert etwa eine halbe Stunde. Der Patient bleibt drei Tage.