Sie ist die häufigste Ursache für eine Erblindung: die altersbedingte Makula-Degeneration. Dabei bleibt das äußere Sichtfeld erhalten, aber im Zentrum geht die Sehkraft verloren. Neue Wirkstoffe können die Gefahr hemmen.

Die häufigste Ursache für nachlassende Sehschärfe und geringeres Kontrastempfinden bis hin zur Erblindung ist heute die altersbedingte Makula-Degeneration (AMD). Auf der Netzhaut trübt sich dann der in ihrer Mitte gelegene Punkt des schärfsten Sehens, auch gelber Fleck genannt, immer mehr ein. Zudem können die Augen sich immer schlechter an veränderte Lichtverhältnisse anpassen, dadurch nimmt die Blendempfindlichkeit stark zu. Den frühen Beginn einer AMD kann der Augenarzt an kleinsten Ablagerungen unter der Netzhaut, sogenannten Drusen, erkennen. Die Sehkraft ist dann noch nicht eingeschränkt. Zwei Millionen Menschen in Deutschland sind von einer Makula-Degeneration betroffen, mehr Frauen als Männer, alle älter als fünfzig Jahre.

Bei den Patienten geht nach und nach das zentrale Sehen verloren, und sie sagen dann: "Gerade da, wo ich genau hinschaue, sehe ich nichts mehr scharf." Das äußere Gesichtsfeld bleibt meist erhalten, sodass die Orientierung im Raum und auf der Straße meist noch lange möglich ist. Unterschieden werden die trockene und die feuchte Makula-Degeneration. Der Chefarzt der Augenabteilung der Asklepios-Klinik Nord Heidberg, Prof. Wolfgang Wiegand, weist darauf hin, dass es sich in bis zu 90 Prozent aller AMD-Fälle um die trockene Form handelt. Es lagern sich dann Abfallprodukte des Stoffwechsels im Auge ab, und dieser Abfall lässt immer mehr Sinneszellen absterben. "Das vollzieht sich sehr langsam", sagt Prof. Wiegand, "und lässt das Sehvermögen nur ganz allmählich im Laufe von Jahren schwächer werden. Insgesamt verläuft die trockene AMD weniger dramatisch als die feuchte."

Es gibt bisher keine wirksame Therapie für die trockene Form. Immerhin wird im Frühstadium einer AMD eine bilanzierte Diät mit Vitaminen und Spurenelementen empfohlen, die das Fortschreiten der Degeneration etwas beeinflussen kann, aber auch eine prophylaktische Wirkung haben soll. Von der trockenen Form betroffene Patienten helfen sich oft mit stark vergrößernden Sehhilfen, mit denen sie noch Überschriften in Zeitungen und größere Schriften auf einem PC-Monitor lesen können.

Die seltenere feuchte Makula-Degeneration, die viel schneller, sogar innerhalb von Monaten, die zentrale Sehschärfe immer stärker reduziert, entsteht meist spontan, kann sich aber auch aus der trockenen Form entwickeln. Wie Prof. Wiegand erklärt, bilden sich unter der Makula krankhafte Blutgefäße, aus denen ein Sekret austritt, das die zentralen Sehzellen zerstört. Entscheidender Auslöser dieser Gefäßneubildung ist ein körpereigener Wachstumsfaktor mit der Bezeichnung VEGF (Vascular Endothelial Growth Factor).

Lange Zeit gab es nur eine Behandlung - die photodynamische Therapie. Dabei wird ein sensibilisierender Stoff in die Armvene gespritzt, der über die Blutbahn in die Augen gelangt und dort ermöglicht, die unter der Netzhaut neu gewachsenen Blutgefäße mit einem Kalt-Laser zu veröden und damit den weiteren Sehverfall zu verlangsamen. Eine sehr viel früher einsetzende Therapie ist kürzlich mit den Wirkstoffen Pegaptanib und Ranibizumab möglich geworden. Sie hemmen den Wachstumsfaktor VEGF, sollen also die Gefäßneubildung unter der Makula verhindern. "Bei etwa der Hälfte der Patienten", so Prof. Wiegand, "ist das der Fall. Unter hochsterilen Bedingungen wird im OP dreimal innerhalb von vier Wochen je ein Zwanzigstel Kubikzentimeter eines dieser Medikamente direkt ins Auge gespritzt, schmerzarm für den Patienten." Je nach Weiterentwicklung der AMD wiederholen die Ärzte diese Injektionsserie.

Für Aufsehen und Verwirrung sorgte ein drittes Medikament, das Avastin (Wirkstoff Bevacizumab). Es ist nämlich nicht zugelassen zur Behandlung der AMD, sondern für den Einsatz bei Darmkrebs, hemmt aber auch das VEGF. Deshalb wird es mit Zustimmung und Unterschrift des Patienten auch ohne direkte Zulassung bei AMD eingesetzt.

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