Berlin. Kartoffeln gelten gemeinhin als Dickmacher. Doch die in ihnen enthaltene Stärke kann sogar beim Abnehmen helfen. Das steckt dahinter.

Ist eine Ernährung mit Maisstärke hilfreich bei starkem Übergewicht? Das legt eine neue Studie nahe, die im Fachjournal „Nature Metabolism“ veröffentlicht wurde. Demnach könnte bei einer Diät die Nahrungsergänzung mit resistenter Stärke beim Abnehmen helfen. Resistente Stärken sind eine Form von Ballaststoffen, die in Lebensmitteln wie Kartoffeln oder Mais vorkommen und positive Auswirkungen auf den Stoffwechsel haben, wie die aktuelle Untersuchung zeigt. Sie bestätigt damit auch vorangegangene Forschungserkenntnisse.

Für ihre Studie untersuchte ein deutsch-chinesisches Team um Wissenschaftler Huizhen Li aus Peking 37 Übergewichtige mit einem Body-Mass-Index über 24. Die Probanden erhielten drei ausgewogene Mahlzeiten pro Tag, entsprechend der Richtlinien für die Prävention und Behandlung von Übergewicht und Adipositas. Während eines achtwöchigen Zeitraums wurden diese zusätzlich um täglich 40 Gramm resistente Stärke in Form von Maisstärke ergänzt.

Ist Stärke gut zum Abnehmen? Studie deutet darauf hin

Die Studienergebnisse zeigten, dass die Nahrungsergänzung mit resistenter Stärke zu einer durchschnittlichen Gewichtsreduktion von 2,8 Kilogramm führte. Auch die Insulinempfindlichkeit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer verbesserte sich. Zusätzlich beeinflusste die resistente Stärke die Struktur der Mikrobiome, also die Darmbakterien, und den Stoffwechsel positiv. Allerdings betonen die Studienautoren, dass dieser Effekt reversibel war, sobald die resistente Stärke aus der Diät entfernt wurde.

Forschende, die nicht an der Studie beteiligt waren, sehen in den Ergebnissen einen weiteren Hinweis auf einen positiven Effekt resistenter Stärke. Gegenüber dem Science Media Center (SMC) gaben sie jedoch zu bedenken, dass die Studie sehr klein sei, und plädieren für weitere Untersuchungen, um zu klären, inwieweit resistente Stärke als unterstützendes Mittel in der Behandlung von Fettleibigkeit eingesetzt werden könnte.

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    „Die Stärken der Studie liegen in der ausführlichen Mikrobiom- und Metabolomanalyse“, erklärte etwa Olga Ramich, Leiterin der Forschungsgruppe Molekulare Ernährungsmedizin des Deutschen Instituts für Ernährungsforschung (DIfE), dem SMC. Da man in der aktuellen Studie jedoch sehen konnte, dass die positiven Effekte resistenter Stärke schon nach vier Wochen des Ausschleichens verschwinden, fände Ramich „zukünftige Studien interessant, um die Machbarkeit eines so hohen Konsums resistenter Stärke unter ‚realen‘ Bedingungen mit einer ‚normalen‘ Ernährung über längere Zeiträume und in größeren Kohorten zu überprüfen“.

    Diese Lebensmittel enthalten resistente Stärke

    Resistente Stärken sind laut Ramich enthalten in einigen stärkehaltigen Lebensmitteln, einschließlich

    • Haferflocken
    • rohen Kartoffeln
    • grünen unreifen Bananen

    sowie unter anderem in

    • Körnern
    • Samen
    • Hülsenfrüchten.

    Demnach werden resistente Stärken ebenfalls gebildet, wenn bestimmte stärkehaltige Lebensmittel, wie Kartoffeln und Reis, gekocht und dann abgekühlt werden. Dies beeinflusse den glykämischen Index eines Gerichts und reduziere daher den Glukoseanstieg, so Ramich. „Die Abkühlung stärkehaltiger Lebensmittel vor dem Verzehr wird deswegen oft im Rahmen einer Ernährungsberatung für Personen mit Diabetes empfohlen.“

    Dass die vom Forschungsteam genutzte Menge allein über die normale Ernährung abgedeckt werden könnte, scheint jedoch unrealistisch. „Die Gabe von 40 Gramm resistenter Stärke, wie in der Studie, ist eine für den Alltag eher ungewöhnlich hohe Menge“, meint auch Christian Sina, Direktor des Instituts für Ernährungsmedizin, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, auf Nachfrage des SMC.

    Sina gibt zudem zu bedenken: „37 Probanden mit mehr oder weniger moderatem Übergewicht stellen im Vergleich zu anderen Studien eine eher kleine Kohorte dar.“ Dennoch hält er die Effekte resistenter Stärke auf die fettfreie Masse sowie auf das Körpergewicht für statistisch relevant. Um ihn wirklich zu überzeugen, wäre für Sina jedoch „ein größeres Studienkollektiv unter Einschluss von Probanden mit einem Body-Mass-Index über 30 oder Begleiterkrankungen sowie einer längeren Studienlaufdauer“ wünschenswert.