Hamburger Ärzten gelang es im Tierversuch, Nerven wieder zusammenwachsen zu lassen. Damit haben sie ein entscheidendes Problem gelöst.

Hamburg. Neue Hoffnung für Menschen mit Querschnittslähmung: Hamburger Wissenschaftlern ist es zum ersten Mal gelungen, im Tierversuch verletzte Nerven im Rückenmark wieder zum Zusammenwachsen zu bewegen. "Das ist ein bahnbrechender Erfolg", sagte Professor Christian Jürgens, Ärztlicher Direktor des Hamburger Unfallkrankenhauses in Boberg.

Zusammen mit Kollegen der Technischen Universität Harburg und der Universität Düsseldorf haben die Boberger Forscher einen Mikrochip entwickelt, der in der Zukunft bei querschnittsgelähmten Patienten eingesetzt werden könnte. In diesem Chip, der aus Silicium hergestellt ist, befindet sich ein kompliziertes System von winzigen Kanälen. Wenn man dann den Chip in das Rückenmark einsetzt und über seitliche Schläuche einen Unterdruck erzeugt, legen sich die Nervenenden aneinander. Zusätzlich werden Medikamente ins Knochenmark gespritzt, um das Wachstum der Nerven anzuregen.

Damit haben die Forscher ein entscheidendes Problem gelöst, das weltweit erforscht wird. Denn bisher gab es keine Methode, die Nervenenden wieder so dicht aneinanderzubringen, dass ein Zusammenwachsen möglich ist. Nähen konnten die Chirurgen nur die äußeren Häute, die das Rückenmark umgeben.

Dass der Mikrochip funktioniert, zeigte jetzt ein erster Versuch an einer Ratte, deren Hinterbeine nach Durchtrennung des Rückenmarks in der Brustwirbelsäule gelähmt waren. Zwölf Wochen nach Einsetzen des Chips konnte das Tier die Hinterbeine wieder gezielt bewegen und hatte keine Störungen der Blasenentleerung mehr. Bei der Untersuchung des Rückenmarks unter dem Mikroskop war zu sehen, dass tatsächlich Nerven wieder zusammengewachsen waren.

Bis diese Methode aber beim Menschen zum Einsatz kommen kann, haben die Wissenschaftler noch viel Forschungsarbeit vor sich. So muss unter anderem eine besondere Operationstechnik entwickelt werden. Die Frage, ob die Methode auch bei Rückenmarksverletzungen helfen könnte, die schon länger zurückliegen, ist ebenfalls noch nicht geklärt. Professor. Jürgens geht davon aus, dass es in frühestens zehn bis 15 Jahren erste mögliche Anwendungen bei Menschen geben werde - "wenn alles nach Plan läuft".