Hamburg. Lampionblumen jetzt pflanzen, und man hat auch Weihnachten noch Farbe im Garten. Aber Vorsicht: Die Wurzeln sind kaum zu bremsen.

Ist der Geräteschuppen in unserem kleinen Mühlenpark im Wendland eine Brutstätte des Verbrechens? Meine Frau Anke reagierte auf diese Frage entsetzt. „Wie kommst du denn darauf?“, fragte sie, und ich schwor Stein und Bein, jede Form von Kriminalität strikt abzulehnen. Geistig und moralisch.

Rein technisch wäre ich bestens ausgerüstet, sogar für Formen von Hochleistungskriminalität. Ich besitze eine Alu-Leiter, sogar zum Ausschieben und mit extra breiten Beinen für einen sicheren Stand. Und eine Garten- und Bauschubkarre. Beste Baumarkt-Qualität. Also mit schlagfester, verzinkter Stahlmulde und pulverbeschichtetem Rahmen.

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Die Bereifung besteht aus einem Luftrad aus Gummi mit Kunststofffelge und Kugellager für einen leichten Lauf. Selbst nur 11,7 Kilogramm schwer, kann man mit ihr bis zu 160 Kilo transportieren. Reicht dicke für eine nur 100 Kilo schwere Goldmünze vom Typ Big Maple Leaf, die Diebe diese Woche aus dem Bode-Museum in Berlin klauten und mit eine solchen Karre abtransportierten.

Schändlicher Diebstahl

Ich war’s wirklich nicht. Ich verurteile den schändlichen Diebstahl auch auf Schärfste. Obwohl – eine klammheimliche Freude kann ich nicht so ganz verbergen. Mit Alu-Leiter und Schubkarre aus dem Baumarkt die ganze komplizierte Hightech-Sicherheits-Elektronik ausgetrickst!

Die Schubkarre, damals noch aus Holz, ist eine der frühesten Erfindungen der Welt. Die alten Griechen hatten ­womöglich welche auf ihren Schiffen dabei, um den Goldschatz von Troja wegzuschaffen. Leider hatte der alte Priamos den so gut vergraben, dass ihn erst der deutsche Archäologe Heinrich Schliemann fast 3000 Jahre später entdeckte.

Karl Günther Barth
Karl Günther Barth © HA | Klaus Bodig

Eine Schubkarre aus dem Baumarkt für knapp 25 Mark ist für mich seit fast 20 Jahren unverzichtbar. Meine Frau Anke, immer auf der Suche nach Geräten, die mir die Arbeit leichter machen sollen, hat schon versucht, mir angeblich kippsichere Karren auf zwei Rädern schmackhaft zu machen. „Funktioniert wie ein Elektrorad“, sagte sie einmal und zeigte mir sogar einen Prospekt für akkubetriebene Gartenkarren. Ich bleibe bei meiner alten Karre. Schwere Feldsteine muss ich nicht mehr transportieren, für Gartenabfall und Pflanztöpfe reicht meine Kraft noch ein paar Jahre – und schwere Goldstücke gibt’s bei uns sowieso nicht.

Erst Standort ausprobieren

Dafür im Moment reichlich Töpfchen mit Jungpflanzen. Am Wochenende habe ich zum Beispiel Lupinen nachgepflanzt. Im Vorjahr hatte ich zwei Standorte ausprobiert. Offenbar erfolgreich, wie der frische Austrieb zeigt. Jetzt sollen aus Einzelpflanzen kleine Horste entstehen. Ich mache das immer so: erst einen Standort ausprobieren. Und wenn ich sehe, dass die Staude oder das Gehölz sich dort wohlfühlt, wird nachgepflanzt.

In diesem Jahr probiere ich auch Lampionblumen aus. Physalis alkekengi gehört wie das Tränende Herz (Lamprocapnos spectabilis) zu den Klassikern, die ich noch aus dem Garten meiner Mutter kenne. Und die war schon so schlau, sie nur in Kübeln anzupflanzen. Denn die Lampionblume, die keinen besonders nähstoffhaltigen Boden braucht, aber viel Sonne, vermehrt sich nach ein, zwei Jahren derart kräftig über unterirdische Rhizome, dass sie im Beet eine Wurzelsperre braucht.

Leicht andere Stauden überwuchern

Sonst kann die bis zu einen Meter hoch werdende Pflanze mit ihren Ausläufern leicht andere Stauden überwuchern. Meine Mutter hat die Stängel mit den roten Lampionschirmen um die Früchte im Herbst in Trockensträußen verwendet. Wir werden sie stehen lassen. Als Winterschmuck finde ich sie draußen bei Raureif so attraktiv wie die Fruchtstände von Fetthennen oder vertrocknete Hortensien-Blüten.

Die Früchte der bei uns winterharten Lampionblume sind anders als die ihrer Verwandten, die man als Kap-Stachelbeere in den Obstabteilungen der Supermärkte findet, nicht genießbar. Die Kap-Stachelbeere, auch Blasenkirsche oder Andenbeere genannt, ist von portugiesischen Seeleuten im 19. Jahrhundert aus Chile und Peru ans Kap der Guten Hoffnung in Südafrika gebracht worden.

Gelben Früchte sind Gesundheitsbomben

Die gelben Früchte, zuerst als essbare Dekoration in Eisbechern bekannt geworden, sind laut „Apotheken-Umschau“ reich an Vitaminen wie C, B1, B6, Eisen und Beta-Carotin. Gesundheitsbomben also, die immer beliebter werden – im Obstsalat, im Müsli oder einfach pur. Bei uns ist die Andenkirsche nicht winterhart. Man kann das Nachtschattengewächs, mit der ebenfalls aus Südamerika stammenden Tomate verwandt, auch auf dem Balkon anbauen. Dafür muss man die Pflanze aber ab Ende Februar auf der Fensterbank vorziehen und nach den Eisheiligen im Mai auspflanzen.

Bis zum nächsten Wochenende, herzlichst Ihr Karl Günther Barth

Haben Sie Fragen oder Anregungen? Sie erreichen mich unter: garten@abendblatt.de