Das Festival “Sounds of Israel“ lädt zur Begegnung mit einer Region im Umbruch

Die Elbphilharmonie wartet noch auf ihre Eröffnung, doch sie wirft musikalische Schatten voraus. Zum Konzept von Intendant Christoph Lieben-Seutter gehören seit der Saison 2009/2010 neue Festivalformate, etwa die "Türkischen Nächte" oder "Rantakala - Das Finnenfestival". Ab dem 11. Februar nun heißt es erstmals für neun Tage "Sounds of Israel" in Hamburg.

Komponisten und Musiker der Region schöpfen aus dem Leben an der Nahtstelle von orientalischer Tradition und westlich ausgerichtetem Lebensstil. Viele von ihnen greifen die wechselvolle Geschichte des Landes in ihrer Kunst auf, die von Klassik über Jazz bis hin zur Avantgarde reicht. Sie alle stehen für das Selbstverständnis einer Generation Kulturschaffender, die sich auch politisch als weltoffen begreift.

Die vielseitige Sängerin Noa präsentiert gemeinsam mit den Hamburger Symphonikern israelische Volksliedern in opulenten Orchesterarrangements (11.2.). Seit Anfang der 90er-Jahre zählt Avishai Cohen (12.2.) zu den anerkannten Vertretern eines multikulturell angelegten Jazz. Der Bassist und Bandleader fusioniert akustische, nahöstliche sowie afrikanische Klänge zu einem fröhlichen Hybrid. Idan Raichel (14.2.) gilt in seiner Heimat als eine Art Wiedergänger des Briten Peter Gabriel. In seiner Musik bezieht er unterschiedlichste Stilrichtungen von äthiopischer Volksmusik bis zu jemenitischen Gesängen ein und feiert auch politisch ein Fest der bereichernden Vielfalt. Als israelisch-palästinensisches Duo Amal (15.2.) touren Bishara Haroni und Yaron Kohlberg seit 2008 an zwei Klavieren durch die Welt. Neben ihrem Völker versöhnenden Anspruch beherrschen sie auf schwarzen und weißen Tasten auch ein Repertoire von Barock bis Moderne. In Hamburg spielen sie russische Klassiker und neue Werke israelischer Komponisten.

Mit Kammermusik beschäftigt sich das Ensemble Meitar (13.2.) sowie das arabisch-jüdische Ensemble Shesh Besh (16.2.), dem auch Mitglieder des Israel Philharmonic Orchestra angehören. Auf eine spezielle Technik greift der Jazzpianist Yaron Herman zurück. Als 16-Jähriger brachte er sich eine Klaviertechnik bei, die auf Prinzipien von Philosophie, Mathematik und Psychologie basiert. Zum Festival kommt er mit seinem Yaron Herman Trio (17.2.).

Für das Israel der musikalischen Gegenwart steht derzeit das Ensemble Tafillalt (19.2.). Es vereint Klänge der altjüdischen Überlieferung und erforscht althergebrachte wie moderne hebräische Gebetsgesänge. Gleichzeitig finden Reverenzen an benachbarte Kulturen aus dem christlichen und muslimischen Raum hier Platz. Das Trio steht in der Tradition von John McLaughlins Shakti oder Rabih Abou-Khalil. Im Anschluss tritt der Oud-Spieler Yair Dalal mit seinem Ensemble auf. Seine Musik ist von arabischer Musik und den Klängen der Wüste geprägt. Musiker des Jerusalem Chamber Music Festivals um Elena Bashkirova geben schließlich Einblicke in die klassische Musikszene Israels (18.2.).

Das Programm umfasst weitere Genres. Vom Leben im modernen Tel Aviv als einem schlaflosen Taumel erzählt der israelische Medienkünstler Ran Slavin. 2009 kreierte er aus Eindrücken der Stadt, Thriller-Motiven und Musik den 70-minütigen Film "The Insomniac City Cycles" (15.2.). Die Stadt erscheint darin als geisterhafter, ständig vibrierender Organismus.