Ostern und das Fest der Taufe. Was die Auferstehung Jesu mit der Aufnahme eines Menschen in die Gemeinschaft der Christen verbindet.

"Wie sind Sie eigentlich zum Glauben gekommen?" wurde ich kürzlich gefragt. Eine gute Frage, die gar nicht so leicht zu beantworten ist, denn ein besonderes Bekehrungserlebnis hatte ich nicht. Ich wurde christlich erzogen und besuchte den Konfirmanden- und den Religionsunterricht. Aus jener Zeit erinnere ich mich an eine Religionslehrerin, die mich sehr beeindruckte. Sie scheute sich nicht, neben ihrem Glauben auch ihre Zweifel zu benennen. Das fand ich ehrlich und glaubwürdig. Menschen wie sie haben mir den Glauben vermittelt: Verwandte, Freunde, Paten, die wie ich nach dem Sinn des Lebens fragten, die mir von Gott erzählten, die mich mit in den Gottesdienst nahmen.

Paten und Freunde stehen auch am Taufbecken, wenn im Gottesdienst am Ostermorgen Konfirmanden oder junge Erwachsene getauft werden. Stellvertretend für alle Menschen, die diese jungen Christen zum Glauben geführt haben, sprechen sie einen Segenswunsch oder halten zusammen mit dem Pastor oder der Pastorin die Hand über den Getauften und zeigen so: Ich heiße dich in der Kirche willkommen und stehe dir bei, wenn du mich brauchst. Mit der Taufe wird ein Mensch in die Gemeinschaft der Christen aufgenommen. Dreimal wird dabei der Kopf des Täuflings mit Wasser benetzt. Das Wasser ist das sichtbare Zeichen für das neue Leben unter Gottes Schutz und Segen. Wenn Eltern ihr Neugeborenes taufen lassen, dann danken sie damit Gott für ihr Glück und für das wunderbare Geschenk, das sie in den Händen halten. Wenn ältere Kinder, Jugendliche oder Erwachsene getauft werden, dann ist die Taufe eine bewußte Entscheidung, bei der persönliche Glaubenserfahrungen eine Rolle spielen.

Für alle Täuflinge sind Paten wichtig: Denn - ob jung oder alt - niemand kommt allein zum Glauben. Das galt schon in urchristlicher Zeit. Damals stellte man jedem neuen Gemeindeglied einen erfahrenen Christen zur Seite, der es auf seinem Weg in den Glauben begleitete.

Seit dieser Zeit ist der Gottesdienst am Ostermorgen ein beliebter Taufgottesdienst. Früh am Morgen, im Schein der Kerzen und der aufgehenden Sonne erleben Menschen mit allen Sinnen, wie das Dunkle der Nacht und des Todes vom Licht abgelöst wird und etwas Neues anbricht. Ostern feiern Christen die Auferstehung Jesu. Der Ostermorgen symbolisiert die Fülle der Hoffnung, die dieser Glaube mit sich bringt. Ostern feiern heißt, die Trägheit und Resignation des eigenen Lebens hinter sich zu lassen und sich von der österlichen Lebensfreude anstecken zu lassen.

Davon erzählt eine Geschichte im Neuen Testament: Am Ostermorgen verlassen zwei Jünger Jerusalem in Richtung Emmaus. Sie sind todtraurig. Jesus Christus, an den sie all ihre Hoffnung geknüpft haben, ist gekreuzigt worden. Damit scheint ihr Leben sinnlos geworden. Ohne Jesus ist ihnen die Liebe Gottes nichts wert. Während sie darüber reden, gesellt sich ein Reisender zu ihnen, dem sie von ihrem Kummer berichten. Er verwickelt sie in ein langes Gespräch über Gott und die Welt. Am Ziel läßt er sich von ihnen zum Abendessen einladen. Als er dann für sie das Brot bricht, erkennen sie in ihm Jesus Christus. Er ist nicht tot, sondern auferstanden. Er weckt in ihnen den Glauben, der ihre Trauer und das Dunkle ihres Lebens überwindet.

Dies erfahren Menschen auch heute: Im Glauben bleibt Jesus Christus lebendig. Unsichtbar für die Augen, aber spürbar in Herz und Seele. Diese Erfahrung bleibt geheimnisvoll und unerklärlich. Wer aber vom Glauben berührt ist, kann davon erzählen und vielleicht einem anderen auf seinem Weg zu Gott ein Wegbereiter sein.

Dr. Ulrike Murmann ist Hauptpastorin an der St.-Katharinen-Kirche.