Medizin und Wirtschaft gehören für Jonas Schreyögg zusammen. "Im Hamburg Center for Health Economics soll die gesundheitsökonomische Forschung vom UKE und der Uni Hamburg an einem gemeinsamen Ort gebündelt werden", sagt der Professor, der zugleich Direktor des neu gegründeten Zentrums ist.

Schreyögg ist ein Überflieger, wie er im Buche steht. Mit 26 den Doktortitel in der Tasche, danach Post Doc am Zentrum für Gesundheitsökonomie in Stanford und mit 32 Professor. Nun hat sich der 34-Jährige ein neues, ehrgeiziges Ziel gesetzt: "Hamburg soll in den kommenden Jahren unter den Top 5 der besten Gesundheitsökonomiezentren der Welt stehen." Und das, obwohl oder gerade weil die Hansestadt im Vergleich zu anderen Städten auf eine noch junge Geschichte in der medizinisch orientierten Wirtschaftswissenschaft zurückblickt. Erst vor einem knappen Jahr gründete die Uni Hamburg diesen Bereich, kaufte dafür Wissenschaftler aus ganz Deutschland aus Verträgen heraus. "Hamburg hat sehr viel in diesen Bereich investiert", sagt Schreyögg, der zuvor an der Ludwig-Maximilian-Universität in München als Professor lehrte.

Mittlerweile arbeiten insgesamt 50 Wissenschaftler an dem kürzlich gegründeten Hamburg Center for Health Economics. "Damit ist das Zentrum in Deutschland schon jetzt das größte, aber wir wollen auch international an die berühmtesten Gesundheitsökonomiezentren wie York und Stanford anknüpfen", sagt Schreyögg.

Der Berufszweig gewinne zunehmend an Bedeutung. "Wie kann man sowohl gesetzliche als auch private Krankenversicherungen optimal ausgestalten, und wie müssen die zusammen im Wettbewerb agieren? Das sind aktuell relevante Fragen", findet Schreyögg und erklärt, dass Gesundheitsökonomen stets versuchten, mit einem begrenzten Budget einen möglichst hohen Nutzen zu erreichen.

Dafür entwickelt er gemeinsam mit seinen Kollegen Modelle, die die Wirtschaftlichkeit ebenso in den Vordergrund stellen wie eine hohe Qualität in der Versorgung. "Die Gesundheitsökonomie beschäftigt sich mit dem optimalen Einsatz von Ressourcen im Gesundheitswesen", bringt es der Professor auf den Punkt. Derzeit untersuche er, welche Effekte die Privatisierung von Krankenhäusern habe. "Ist es wirklich so, dass die Effizienz nach einer Privatisierung steigt?", fragt Schreyögg. Dabei wolle er keinesfalls Politik machen, sondern "unabhängige Evidenz schaffen" für Entscheidungsträger, damit diese möglichst rational Entscheidungen treffen können.

Mit dem Fachbereich Gesundheitsökonomie, davon ist der 34-Jährige überzeugt, eröffne die Uni Hamburg auch ihren Studenten eine großartige berufliche Zukunft: "Unsere Studenten sind so gefragt, wie es nirgendwo sonst im Berufsleben vorkommt", sagt Schreyögg. "Die meisten haben schon einen Job, bevor sie überhaupt einen Abschluss in der Tasche haben."

Ob in Krankenhäusern, Pharmafirmen oder Krankenversicherungen, die Bandbreite an Karrieremöglichkeiten ist groß. "Das Gesundheitswesen ist schon jetzt der größte Wirtschaftssektor, und der Bedarf an Gesundheitsökonomen wird noch steigen", prophezeit Schreyögg. Nicht wenige Studenten würden sogar schnell in Führungspositionen landen, auch unabhängig davon, wie gut ihr Abschluss sei.

Das gute Renommee, das die Uni in diesem Bereich hat, werde den Studenten bei ihrer Jobsuche nutzen. "Rein wissenschaftlich können wir jetzt schon international gut mithalten, das wissen auch die Unternehmen", sagt Schreyögg. "Um zu den Top 5 zu gehören, brauchen wir noch mehr Professoren, die in den Top Journals veröffentlichen." Vier Lehrstühle zählt das Zentrum bereits, ein weiterer ist derzeit ausgeschrieben.