Der Belgier Jos van Immerseel und sein Ensemble Anima Eterna zu Gast mit einer komischen und gar nicht harmlosen Oper.

Vorbei sind die Zeiten, da die Vertreter der historischen Aufführungspraxis als Wollsocken tragende Wunderlinge belächelt wurden. Was der Musikwelt einst als Revolution erschien, ist längst Normalität: Die Originalklangbewegung hat Einzug in die berühmtesten Konzertsäle der Welt gehalten. Dazu hat das belgische Ensemble Anima Eterna unter seinem unermüdlichen Leiter Jos van Immerseel nicht nur entscheidend beigetragen. Es hat gleich noch eine Revolution eingeläutet und sich über alle gedachten Repertoiregrenzen hinweg an Musik des 19. Jahrhunderts und sogar, man staune, des 20. Jahrhunderts gewagt. Man kann nicht genug staunen über die erzählerische Intelligenz der Tongebung, über die Delikatesse und Intensität der dargestellten Empfindungen, über die vielen Details, die die klanglich zarteren, aber wesentlich farbintensiveren alten Instrumente aus dieser Musik hervorzaubern.

Zu "NDR Das Alte Werk" kommt das weltweit gefeierte Ensemble mit Musik des 18. Jahrhunderts. Im Gepäck haben die Musiker kammermusikalisch besetzte Concerti des 18. Jahrhunderts von Francesco Durante und dem Spanier Padre Antonio Soler - und ein Stückchen Revolution: Giovanni Battista Pergolesis Intermezzo "La serva padrona" heißt zu Deutsch "Die Magd als Herrin" und führt den politischen Sprengstoff, den es mit seinen drei Figuren behandelt, schon im Titel.

Als Intermezzi bezeichnete man im 17. und frühen 18. Jahrhundert komische Mini-Opern, die in den Pausen einer Barockoper eingeschoben wurden und einen derb-erholsamen Kontrast zu den hehren Mythenstoffen bildeten.

In Paris entfachte "La serva padrona" einen erbitterten Streit unter den Opernliebhabern: Die Gegner des Werks beschimpften seine Anhänger als "Buffonisten", Republikaner, ja als Atheisten. So weist der Streit um die bürgerliche Einfachheit des Ausdrucks schon auf die sozialen Kämpfe hin, die später ganz Frankreich in Flammen setzen sollten. Für heutige Hörer verspricht der Abend jedoch puren Genuss: Es singen die Sopranistin Roberta Invernizzi und der Bassist Thomas Bauer, beide ausgewiesene Vertreter der sogenannten Alten Musik. Und die stumme Rolle des Vespone spielt in der halbszenischen Aufführung der Regisseur Hinrich Horstkotte.

Anima Eterna 26.11., 20 Uhr, Laeiszhalle. Karten unter T. 0180/1 78 79 80. Internet: www.ndrticketshop.de