Der Doktortitel belegt die Fähigkeit zu analytischem Denken.

Kolja Seeckt (30) beschäftigt sich mit der Form und dem Antrieb von Flugzeugen. Ihm geht es darum, die Gestalt konventioneller Flugzeuge zu verändern. "Die heutige Form ähnelt einer Zigarre mit Flügeln. Möglich wäre aber auch der sogenannte "Blended-Wing-Body", der einem fliegenden Rochen ähnelt", erklärt der Doktorand, der im Fachbereich Fahrzeugtechnik/Flugzeugbau der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW) promoviert. Ziel der Formveränderung ist eine bessere Aerodynamik sowie die Senkung des Kraftstoffverbrauchs.

Ein Doktorgrad im Bereich Ingenieurwesen ist nicht unbedingt die Regel, ebenso wenig eine Promotion an einer Fachhochschule. "Zugegeben, eine Promotion ist nicht der klassische Abschluss einer Fachhochschule, doch die Forschungsaktivitäten an Fachhochschulen haben enorm zugenommen - und zwar quantitativ wie qualitativ", sagt HAW-Vizepräsident Prof. Dr. Christoph Maas. Um die Promotion auch formell zu ermöglichen, kooperieren Fachhochschulen zunehmend mit Universitäten, "die dann die Doktorurkunde ausstellen", erklärt Maas. Für Seeckt war es das Forschungsprojekt, das den Ausschlag für die Promotion gab, "nicht etwa die Erwartung, mit einem Doktorgrad mehr zu verdienen. Mich hat das Thema fasziniert, da wollte ich forschen." Tatsächlich scheint der finanzielle Aspekt bei der Entscheidung für eine Promotion eher sekundär zu sein. "Früher war das sicher anders, da zahlte sich ein Doktor auch finanziell aus. Heute jedoch nicht mehr", bestätigt Jürgen Hesse, Gründer des Büros für Berufsstrategie. Heute sei es keineswegs sicher, dass ein Arbeitgeber für den zusätzlichen akademischen Grad auch nur 200 Euro mehr bezahlt. "Es ist vielmehr ein zusätzlicher Nachweis, dass man wissenschaftlich arbeiten kann, und unter Umständen ein Wettbewerbsvorteil bei der Bewerbung." Es komme jedoch auch auf das jeweilige Studienfach an. So könne der Doktorgrad einen Germanistik- oder Soziologie-Absolventen durchaus von der Masse der Mitbewerber abheben, "während er unter Medizinern und Chemikern fast eine Selbstverständlichkeit ist", sagt Hesse. Tatsächlich schließen "rund 95 Prozent der Diplomanden im Fach Chemie eine Promotion an", bestätigt Dr. Thomas Behrens vom Fachbereich Chemie der Universität Hamburg. Das sei historisch gewachsen, aber auch inhaltlich begründet, schließlich befähigt die Promotion zur selbstständigen Lösung komplexer Aufgaben.

Fast zwingend ist eine Promotion für eine akademische Karriere. "Für eine verantwortungsvolle und gut dotierte Position ist ein Doktorgrad hilfreich", sagt Prof. Dr. Ingrid Schröder vom Institut für Germanistik. Die etwa dreijährige intensive Auseinandersetzung mit einem bestimmten Gegenstand stellt zudem eine Herausforderung dar. Es gehört ein gewisses Maß an Leidenschaft für das Thema und Durchhaltevermögen dazu. Außerdem belegt der Doktorgrad die Fähigkeit zu analytischem Denken. "Das sind Kompetenzen, die eine Person auch über ihr Thema hinaus für eine verantwortungsvolle Tätigkeit empfehlen."