Gestern Abend hat VW in Berlin die siebte Modellgeneration enthüllt. Im November kommt das Auto in den Handel - zu Preisen ab 16 975 Euro.

Kein Auto aus Deutschland ist so erfolgreich wie der VW Golf, keines verkauft sich so gut und keines findet im Ausland so viele Freunde - und das seit mittlerweile fast 40 Jahren. Damit das weiter so bleibt, bringt VW jetzt die siebte Generation des Dauerbrenners an den Start. War der Vorgänger kaum mehr als eine bessere Modellpflege, bleibt diesmal kaum etwas unangetastet: Eine neue Plattform, neue Motoren, neue Assistenzsysteme und zumindest ein vorsichtig weiterentwickeltes Design zeugen von der gründlichen Evolution des Bestsellers.

Nur eines bleibt unverändert: der Preis. Obwohl stärker, größer, sicherer und sparsamer als früher, startet der neue Golf im November genau wie der alte bei 16 975 Euro. Vergleicht man die einzelnen Motor- und Ausstattungsvarianten direkt, wird er sogar um mehrere hundert Euro billiger.

Die Kostensenkung verdankt der neue Golf vor allem dem "Modularen Querbaukasten", aus dem im Konzern bereits der Audi A3 entwickelt wurde und demnächst noch mehr als 20 weitere Fahrzeuge entstehen sollen. Er ermöglicht nicht nur eine extrem hohe Flexibilität in den allermeisten Maßen und in den Fabriken. Mit den hohen Stückzahlen können sich die Niedersachsen auch teure Materialien und aufwendige Technologien leisten und so die Demokratisierung der Innovationen vorantreiben.

+++VW präsentiert neue Generation des Millionenerfolgs Golf+++

Bei der Konstruktion gilt das zum Beispiel für die speziellen Stähle der Karosseriestruktur. Die sind zwar teuer, aber dafür auch leichter als konventionelle Materialien und leisten deshalb einen großen Beitrag dazu, dass der Golf um bis zu 100 Kilogramm abspeckt und jetzt wieder so wenig wiegt wie die Generation vier. Weil VW zudem zwei neue Motorenfamilien einbaut und auch sonst an jeder Spritsparschraube gedreht hat, geht der Verbrauch im Schnitt um fast 14 und in der Spitze um mehr als 20 Prozent zurück.

Sparsamster Golf wird nach Werksangaben wie immer der "Blue Motion". Sein 105 PS-Diesel braucht dank Start-Stopp-Automatik, Rekuperationsbremse, Segelfunktion (damit ist ein Weiterrollen ohne Antriebsunterstützung gemeint) und allerlei anderer Spritspartechniken nur noch 3,2 Liter und kommt auf einen CO2-Ausstoß von 85 g/km. Obwohl ein ausgewachsener Fünfsitzer, benötigt der Golf Diesel sogar weniger als ein Smart. Den gleichen Motor gibt es auch ohne Spritspartechnik. Dann verbraucht er noch immer rekordverdächtige 3,8 Liter. Und wer bei aller Sparsamkeit mehr Spaß haben möchte, bestellt den Zweiliter-TDI mit 150 PS.

Bei den Benzinern stehen zunächst zwei Motoren zur Wahl: Im Basismodell fährt ein Vierzylinder mit 85 PS, der mit 4,9 Litern angegeben wird - immerhin 0,6 Liter weniger als beim Vorgänger. Darüber rangiert der 1,4-Liter mit 140 PS und Zylinderabschaltung. Weil der bei schlankem Gasfuß nur auf zwei Töpfen brennt, reichen ihm im Mittel 4,8 Liter, so dass VW einen Verbrauchsvorteil von 23 Prozent ausloben kann.

Bei diesen fünf Motorvarianten wird es allerdings nicht bleiben. Natürlich sind auch wieder sportliche Diesel mit bis zu 180 PS, weitere Benziner bis hinauf zum über 200 PS starken GTI und ein paar zusätzliche Öko-Varianten geplant. So wird es den Golf nicht nur als Erdgas-, sondern ab 2013 auch als Elektroauto geben. Obwohl der Golf vor allem leichter und sparsamer sein soll, hat VW mit dem Platz nicht gegeizt. Das Auto wächst in Länge und Radstand um knapp sechs Zentimeter. Das sorgt zusammen mit der weiter nach vorn gerückten Vorderachse für sportlichere Proportionen. Und für mehr Knieraum im Fond sowie ein größeres Gepäckabteil (380 Liter). Wem das nicht reicht, der muss noch ein bisschen Geduld haben: Denn los geht es erst einmal mit Drei- und Fünftürer. Die Nachfolger von Golf Plus und Golf Variant kommen frühestens im nächsten Jahr, und später soll es noch andere Varianten geben. Nicht nur das Cabrio wird irgendwann erneuert, sondern auch ein Coupé ist angeblich geplant.

Was die großen Stückzahlen innerhalb des Konzerns und der vereinheitlichte Baukasten alles möglich machen, sieht man nicht zuletzt an der Liste der Assistenz- und Infotainment-Systeme. Sie ist bei VW jetzt auch in der Kompaktklasse fast so lang wie bei Passat oder Phaeton und umfasst zum Beispiel einen Tempomat mit Abstandsregelung, eine Notbremsfunktion für den Stadtverkehr, adaptive Scheinwerfer, proaktive Gurtstraffer oder einen Touchscreen für alle sowie Google-Navigation und Internetanschluss für ausgewählte Modelle. Selbst die bislang nur bei Audi üblichen Fahrprofile übernimmt VW für die breite Masse und lässt den Golf auf Knopfdruck seinen Charakter ändern: Eben noch Sparer mit lang übersetzter Doppelkupplung und Segelfunktion, kann er so zum Sportler mit straffer Lenkung und strammem Fahrwerk werden.

Nicht nur für VW hat der Wagen längst eine größere Bedeutung. Konzernchef Martin Winterkorn: "Sechs Generationen Golf: Das sind 38 Jahre eines kontinuierlichen Erfolges, 29,13 Millionen verkaufte Exemplare eines Weltbestsellers, ein über Epochen wirkendes Spiegelbild des technischen Fortschritts, ein immens großer Wirtschaftsfaktor und nicht zuletzt ein Garant für sichere Arbeitsplätze."