Der TÜV bereitet jedem Autobesitzer Kopfzerbrechen: Werden die strengen Blicke des Prüfers etwas finden, etwas Unschönes? Für Hanns-Lüdecke Rodewald hat die zweijährliche Tour zum Technischen Überwachungsverein eher etwas von einem Spiel – oder einem Experiment. Rodewald ist schließlich Wissenschaftler.

Der Berliner Professor ist Kraftfahrzeugtechniker und bildet die kommenden Generationen der Ingenieure für TÜV, Dekra und die anderen Firmen aus. Privat ist er ein Autonarr. Sein spektakulärstes Exponat ist ein Opel Olympia Caravan Baujahr 1956. Als Rodewald den Kombi kaufte, war dieser bereits auf dem Weg zum Oldtimer. Doch ein H-Kennzeichen hat das Auto bis heute nicht. Und auch keinen sorgsam umhegten Stellplatz in einer Tiefgarage. Der würde gegen die Regeln von Rodewalds Experiment verstoßen: Die besagen, dass er zwar alle Reparaturen vornimmt, die für die nächste Plakette notwendig sind, den Elementen aber sonst freien Lauf lässt. Gewaschen hat er den Opel zum letzten Mal vor 40 Jahren. Und genau so sieht der Kombi auch aus. Man kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass man schon durch bloßes Ansehen zwei bis drei meldepflichtige Krankheiten bekommt.

Die gut 20 TÜV-Prüfungen hat der Wagen bisher trotzdem immer überstanden, Rodewalds Ingenieurskünsten sei Dank. Das Bezirksamt ist allerdings der Ansicht, er würde schon durch bloßes Parken am Verkehr teilnehmen – in einer Umweltzone. Wer nun dem Langzeitexperiment den Garaus macht, Amts- oder ganz normaler Schimmel, darauf möchte man nicht wetten.