Das Schönste am Abgasskandal sind für mich – die Pressemitteilungen. Kleine Kunstwerke des Sprachschaffens, die aus der anscheinend nicht unbeträchtlichen kriminellen Energie der Hersteller etwas völlig anderes zaubern.
Ein aktuelles Beispiel: Audis Rückruf von 24.000 Dieselfahrzeugen, die, wie Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) es ausdrückt, über eine „unzulässige Abschalteinrichtung“ verfügen. Schon diese Formulierung ist ein recht hübscher Euphemismus. Was der Minister sagen will: Die Software erkennt anhand des Lenkwinkels, ob der Wagen auf einem Prüfstand steht, und regelt in diesem Fall den Schadstoffausstoß auf ein erträgliches und normenkonformes Maß herunter.
Es geht aber noch besser. In der Audi-Pressemitteilung desselben Tages begründet die VW-Tochter den Rückruf so: „Grund ist, dass die Motordrehzahl in manchen Bereichen ungünstig von der Getriebesoftware beeinflusst wird. Dadurch können sich die Emissionen verschlechtern.“ Und zack: Alles auf den Kopf gedreht. Denn eigentlich sorgt die Schummelsoftware dafür, dass die Schadstoffgrenzwerte nur dann eingehalten werden, wenn der Wagen geradeaus fährt – wie auf dem Prüfstand. Wer lenkt, stößt bis zu 100 Prozent mehr Stickoxide aus.
Ein Geniestrich von verbaler Blendgranate, an dem man eigentlich nur eines bemängeln muss: Audi „entschuldigt sich bei seinen Kunden für die Unannehmlichkeiten“. Liebe Ingolstädter: Man kann Fehlleistungen zwar selbst anzeigen. Verfehlungen entschuldigen, das können aber nur die Betroffenen, also wir alle.