Mit den beiden Roadstern GT und GT C komplettiert Mercedesseine AMG-GT-Modellreihe

Die Familie der Mercedes-AMG-GT wächst weiter. Nach den unterschiedlich leistungsstarken Coupés GT, GT S, GT R sowie der Rennversion GT3, kommen nun die Versionen GT und GT C als Roadster auf die Straße. Die beiden offenen Zweisitzer sind so etwas wie ­Jubiläumsmodelle, denn zwei runde Geburtstage gibt es bei der schwäbischen Marke zu feiern. Zum einen wurde genau vor 60 Jahren der legendäre 300 SL Roadster (W198) auf dem Genfer Automobilsalon vorgestellt, und AMG selbst feiert 2017 seinen 50. Jahrestag. Das dann offizielle Jubi-Modell nennt sich allerdings Edition 50. Die Preise starten bei 129.180 Euro für den GT Roadster mit 350 kW/476 PS, für den stärkeren GT C Roadster mit 410 kW/557 PS muss man mindestens 160.650 Euro auf den Tisch des Händlers legen.

Eigentlich sind die beiden Oben-ohne-Flitzer ja gar keine Roadster im engeren Sinne, denn nach einer solchen Definition ist ein Roadster ein extrem leichter, zweisitziger Sportwagen ohne klappbares Verdeck, bei dem der Fahrspaß zu Lasten des Komforts optimiert wurde. Mit mindestens 1670 Kilogramm Leergewicht kann von Leichtbau beim Frischluft-GT nicht die Rede sein. Das dreilagige, in den drei Farben Beige, Rot und Schwarz erhältliche Stoffverdeck öffnet und schließt komfortabel auf Knopfdruck in elf Sekunden bis zu einem Tempo von 50 km/h. Und die umfangreichen und teilweise auch sehr kostspieligen Sonderausstattungsoptionen machen die Open-Air-Autos zudem zu äußerst komfortablen Racern. Die beiden offenen GTs sind ­also auch nur Cabriolets.

Der Blick fällt sofort auf den markanten sogenannten Panamericana-Kühlergrill, den man vom GT3-Kundensport-Rennwagen kennt. Die 15 verchromten, senkrecht gestellten Streben sehen toll aus, zwei Elektromotoren öffnen und verschließen zudem die Lufteinlässe in der Frontschürze. Der GT C katapultiert sich in 3,7 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100, die Höchstgeschwindigkeit beträgt 316 km/h. Kein Wunder, muss eine Pferdestärke doch nur knapp drei Kilo GT beschleunigen.

Zum Anlassen des Vierliter-Doppelturbo-Triebwerks wird der Startknopf in der Mittelkonsole gedrückt. Mit einem gewaltigen V8-Bollern werden die beiden Insassen des Zweisitzers ­begrüßt und vielleicht auch der eine oder andere Nachbar geweckt. Der rennsportliche Sound kommt aus den beiden verchromten, parallelogrammförmigen Endrohren des Auspuffs. Aber wo steckt eigentlich der Gangwählhebel? Der wurde ergonomisch so unsinnig weit hinten zwischen den Sitzen positioniert, dass man nach kurzem Stutzen fast schon lachen muss, denn an der eigentlich gedachten Stelle findet man nun zwei ziemlich große Cupholder – der zahlungskräftigen und –willigen US-Kundschaft sei Dank.

Die sportlichen Cabrios sind durchaus auch alltagstauglich

Wir starten also nicht nur vor ­Freude breitgrinsend den Boliden. Dank des Front-Mittelmotors mit einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe in einer Transaxle-Bauweise ist die Gewichtsverteilung schön ausgeglichen, nahezu perfekte 47 zu 53 (vorn/hinten) Prozent. Das sorgt vor allem in schnell gefahrenen Kurven für viel Fahrspaß, da die hervorragend ausgeformten Sportledersitze einen in Position halten. Und auch bei schnell gefahrenen, kurvenreichen Strecken zeigt das heckgetriebene GT C Cabrio keinerlei Schwächen, denn nur hier gibt es die aktive Hinterachs­lenkung, die beim normalen GT Cabrio nicht für Geld und gute Worte zu haben ist. Dank des serienmäßigen und sauber schaltenden Getriebes mit klang­optimierender Zwischengasfunktion ­sowie zahlreichen, aber aufpreispflich­tigen Fahrerassistenzsystemen (von 535 bis 1047 Euro) sowie Rückfahrkamera (476 Euro), Parkhilfe (833 Euro) & Co. kann man sich mit voller Freude auf die ­nahezu perfekte, elektromechanische Sport-Parameterlenkung konzentrieren.

Trotz aller Sportlichkeit können der PS-Giganten aber auch im Alltag ­bewegt werden. Der Kofferraum ist zwar mit 165 Litern zu klein für längere Reisen, aber für den Wochenendtrip zu zweit sollte es schon reichen.