Ein Aufschrei erschüttert das Land: Die freie Fahrt, Grundfeste der freiheitlich-demokratischen Grundordnung, ist in Gefahr. Nein, es geht nicht um ein Tempolimit auf der Autobahn. Sondern um Überlegungen, die unbefristete Gültigkeit des Führerscheins durch regelmäßige Überprüfungen der Fahrtüchtigkeit einzuschränken.

„Kann ja wohl nicht angehen!“ „Wo kommen wir denn dahin?“ „Wo bin ich?“ „Welches Jahr schreiben wir?“ So tönt es empört durch Deutschlands Seniorenclubs. Mit dem Ablegen der Fahrprüfung („Jetzt die Droschke überholen und hinter dem Model T einparken, gnädiges Fräulein.“) hat man schließlich ein für alle Mal klar gestellt, dass man sich auskennt mit Autos und Verkehrsregeln.

Ein Blick über die Grenze zeigt, dass in anderen Staaten das Vertrauen in die unendliche Fahrtauglichkeit geringer ausgeprägt ist: So müssen in einigen Ländern die Führerscheine generell alle paar Jahre verlängert werden, in anderen kommen ab dem Überschreiten gewisser Altersgrenzen verpflichtende medizinische Untersuchungen dazu.

Verkehrsminister Dobrindt sagt, mit ihm werde es keine „Pflicht-Tests“ geben, er setze „auf Freiwilligkeit – bei Alt und Jung“. Diesem Prinzip steht entgegen, dass sich geschätzte 135 Prozent aller Autofahrer für überdurchschnittlich versiert hinter dem Steuer halten und die Notwendigkeit eines Tests weit von sich weisen.

Dass im Land der Ingenieure das Auto alle zwei Jahre zur Hauptuntersuchung muss, während der Fahrer generell bis zum eindeutigen Beweis des Gegenteils als fahrtüchtig gilt, erscheint mir irgendwie merkwürdig.