Kaum dräut eine Automesse am Horizont, werden die Superlative in die Tastatur geworfen: Traumwagen überall. Man lässt sich halt einfach mitreißen von allem, was da blitzt und blinkt und röhrt und summt. Auch, wenn man nicht sofort losfahren darf und sich das meiste ohnehin nicht leisten kann.

Gemein ist das nur für jene, die sonst die ganze Arbeit machen. Also die Modelle, mit denen Hersteller ihr Geld verdienen. Die Langweiler, über die kaum jemand ein Wort verliert. Die Corsas und Golfs, Passats und Astras. Merken Sie was? Sie sind grade fast eingenickt. Nur von den Namen dieser treuen Autoseelen. Dabei gehören alle zu den meistverkauften Autos in Deutschland. Wahrscheinlich haben Sie sogar eines davon zu Hause (nein, nicht Sie. Sie da drüben mit der praktischen Kurzhaarfrisur ... genau).

Stellen Sie sich mal vor, Sie hätten stattdessen einen Mercedes GT Roadster mit acht Fantastillarden PS und dem IQ eines Sechsjährigen oder einen brandneuen Ferrari. Nicht nur, dass Sie außer dem Auto und einem Sack voll Schulden wohl nichts mehr besäßen. Sie würden auch alle paar Minuten hektisch nachsehen, ob das ­gute Stück noch da ist. Oder ob ein ­Marder am Kabelbaum nagt. Einkaufen fiele auch aus. Schon aus Platzgründen. Und natürlich, weil allein die Vorstellung, dass ein Einkaufswagen sich dem Lack nähert, zum Herzinfarkt führt. Vom Tanken oder den Reparaturen wollen wir gar nicht erst anfangen.

Und so könnte ich stundenlang das Hohelied der Langeweile singen, würde ich nicht mir (und Ihnen) in die Tasche lügen: Eigentlich wollen wir alle keine langweiligen Autos, sondern begeisternde. Krieg den Hütten, Paläste für alle!