Dass der großstädtische Verkehrsfluss so einige Eigenheiten bereit hält, die einem auf dem platten Land eher selten begegnen, scheint immer noch viele Verkehrsteilnehmer aus OD, PI, RZ und anderen exotischen Orten zu verwundern. Und das wiederum verwundert mich. Zuletzt am Donnerstag.

Wir stehen an einer großen Kreuzung in der Innenstadt. Die Ampel schickt sich an, auf Grün zu springen, ich blicke versonnen aus dem Fenster: Wusch... HUP, HUPHUP, HU-U-UP! Während ich versuche, optische und akustische Wahrnehmung in Einklang zu bringen, dämmert mir der unerhörte Vorgang. Ein Fahrradkurier hatte es gewagt, den guten Meter zwischen uns und dem akkurat geputzten Vorstadt-SUV in silbergrau zu nutzen, um sich einen Vorsprung zu verschaffen. „Schlau gemacht“, denke ich, und „Wie schafft man es bei diesen Temperaturen nur, so schnell mit dem Rad zu fahren?“

Nebenan spielt nur die Impertinenz eine Rolle, mit der sich der Schlaks vorgedrängelt hat. Auch zwei Kreuzungen weiter ist die Wut der herausgeputzten Fahrerin in silbergrau nicht verraucht, die Hupe ist zum Lieblingsspielzeug des Tages avanciert. Dass der eilige Radkurier beim freundlichen Zurückwinken vor dem Abbiegen nur einen Finger benutzt hat, war sicherlich ein Versehen.

Den gesamten Rest der Fahrt über habe ich überlegt, ob die echauffierte SUV-Chauffeurin wohl letzten Sonntag auch in der Stadt war, um die Sternfahrtteilnehmer anzuhupen. Und, ob sie ­dieses Wochenende für das nächste ­Level der lautstarken Verkehrsregelnachhilfe verplant hat. Dummerweise hört man eine handelsübliche Hupe im Geknatter der Harleys nicht wirklich.