Auffällige CO2-Werte bei 30 Automodellen – Kraftstoffverbrauch deutlich höher als versprochen

    In der Abgasaffäre der Auto­branche hat das Bundesverkehrsministerium bei 30 Modellen auffällig hohe CO2-Emissionen gemessen. Die Fahrzeuge verbrauchen damit mehr Sprit als angegeben. Die Behörde plane deshalb weitere Tests an allen auffälligen Wagen, die eine Typgenehmigung in Deutschland erhalten haben, berichtet der „Spiegel“. Die Zahlen wurden der Deutschen Presse-Agentur in Branchenkreisen bestätigt.

    Anfang Mai hatte das Bundesverkehrsministerium mitgeteilt, zur Klärung möglicher Überschreitungen von CO2-Werten bei Autos weitere Prüfungen anzustellen. Bei Nachmessungen auch bei anderen Herstellern infolge des VW-Abgasskandals hatten zunächst Werte des gesundheitsschädlichen Stickoxids (NOx) im Fokus gestanden. Es gab aber auch Messungen zum Ausstoß des umweltschädlichen Kohlendioxids (CO2). Unter den betroffenen Modellen soll sich erneut ein Dieselmodell des Opel Zafira befinden. Der „Spiegel“ und das ARD-Magazin „Monitor“ hatten in Zusammenarbeit mit der Deutschen Umwelthilfe (DUH) bereits vor einer Woche Recherchen vorgelegt, die auf möglicherweise illegale Abschaltvorrichtungen bei der Abgasreinigung neuester Opel-Dieselmodelle hindeuten. Der Autobauer dagegen erklärt: „Ausnahmslos jeder Hersteller nutzt zum Regulieren des Abgasreinigungssystems in seinem Motorsteuerungssystem verschiedene Parameter, unter anderem Geschwindigkeit, Luftdruck und Drehzahl. Wir sind der festen Überzeugung, dass wir in diesem komplexen Umfeld keine illegalen Abschaltvorrichtungen nutzen. Die Anschuldigungen basieren auf irreführenden, übermäßigen Vereinfachungen und Fehlinterpretationen der komplexen Zusammenhänge eines modernen Dieselabgasreinigungssystems.“

    Das Vertrauen der Kunden ist angesichts der jüngsten Meldungen dennoch lädiert, da zwischen den in Prospekten beworbenen Normwerten und der Praxis große Lücken klaffen. Axel Friedrich, langjähriger Abteilungsleiter des Umweltbundesamtes, kritisiert: „Die CO2-Untersuchungen ergeben im Mittel Abweichungen von 40 Prozent, an den Spitzen von 72 Prozent.“ Weder diese deutliche Überschreitung noch große Unterschiede zwischen den Herstellern seien einzig durch die Bedingungen im Straßenbetrieb erklärbar.

    Der Verband der Automobil­industrie (VDA) weist die Kritik zurück. Es gebe abseits der Manipulationen bei Volkswagen keine illegalen Praktiken. Es würden viele Technologien zur CO2-Reduzierung auf dem Prüfstand stärker wirken als auf der Straße, zudem spiele auch das Fahrverhalten des Autofahrers eine wichtige Rolle beim Verbrauch.