Beim Geld hört die Freundschaft auf, das ist hinreichend bekannt. Dass zu der Volksweisheit eine automobile Steigerung existiert, ist neu. Ein Unternehmer aus Ungarn, der diese Woche auf der A8 kontrolliert wurde – nein, das ist kein Schreibfehler, er war nicht in einem Audi, sondern auf einer bayerischen Autobahn mit seinem Kia unterwegs –, dieser Familienvater jedenfalls war kurz davor, festgenommen zu werden. Denn sein Auto war als gestohlen gemeldet.

Das gab der Mann bereitwillig zu: Es handele sich nicht nur um seinen eigenen Wagen, er habe ihn auch höchstpersönlich als gestohlen gemeldet. Den vermutlich ungläubig dreinschauenden Ordnungshütern erklärte der Ungar dann, dass sein Sohnemann, von Liebeskummer geplagt, die Freundin in München habe besuchen wollen; mit dem Auto natürlich. Vaters Empfehlung, doch lieber mit dem Zug zu fahren, schlug der Filius in den Wind, setzte sich in das Auto und über das väterliche Fahrverbot hinweg.

Andere Väter hätten vermutlich nicht den Wagen als gestohlen gemeldet, um Sohn und Auto zurück auf den Pfad der Tugend zu bringen. Aber der Protagonist dieser erstaunlichen Geschichte ging sogar noch einen Schritt weiter: Als ihm klar wurde, dass Kia und Kind es über die Grenze geschafft hatten, setzte er sich in den Zug, machte in München an der Adresse der Freundin sein Auto ausfindig und „klaute“ es mit dem Zweitschlüssel zurück.

Wie – und ob überhaupt – der verliebte Sohn nach Hause gekommen ist, ist leider nicht bekannt. Aber zumindest eines ist jetzt klar: Blut ist dicker als Wasser. Und in Ausnahmefällen dünnflüssiger als Benzin.