Es ist eine auf den ersten Blick widersinnige Idee, die Volkswagen gerade umtreibt in puncto Werbung. Nicht mehr „Das Auto“ soll im Mittelpunkt stehen. Vielmehr wolle man auf „den Menschen und den Kunden“ fokussieren, heißt es in einer aktuellen Mitteilung des Wolfsburger Unternehmens. Deswegen verabschiedet man sich von dem altgedienten Slogan und bricht auf in eine lichtere Zukunft voller „emotionaler Bindung“.

Man möchte also lieber über Gefühle reden als über Autos. Eigentlich doch ganz schlau. Emotionen haben im Vergleich zu Kraftfahrzeugen einige Vorteile: Sie können nur in Ausnahmefällen zurückgerufen werden und sind deutlich weniger engen Regulierungen unterworfen als – um mal ein willkürliches Beispiel zu wählen – Stickoxide. Zum TÜV muss man mit ihnen auch nicht. Außerdem hat jeder welche, die Zielgruppe ist also quasi unbegrenzt.

Mit dieser Erkenntnis sind die Wolfsburger zwar beileibe nicht allein im Kreis der werbenden Autobauer. Aber ausgerechnet die Abgasaffäre zur Begründung zu nehmen, um die in Verruf geratenen Produkte in den Hintergrund zu stellen, ist schon ein etwas schräger Schachzug.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Dass VW lieber über die enge Bindung zwischen Mensch und Maschine als über Motorentechnik reden möchte, kann ich nachvollziehen. Wenn man mich beim Lügen erwischt hätte, würde ich auch lieber darüber sprechen, wie sehr mich Menschen doch mögen (Hallo, Mama!) als über mich selber. Ich würde aber möglicherweise nicht direkt auf das Ablenkungsmanöver hinweisen. Andererseits ist Ehrlichkeit in der Werbung so selten, dass sie mir schon wieder Respekt abnötigt.