Vielleicht bin ich ein bisschen naiv. Ich dachte bisher jedenfalls immer, einen Young- oder Oldtimer kauft man mit dem Bauch und nicht mit dem Kopf. Weil man gern an ihm herumschraubt, weil man sich die gute alte Zeit des Autobaus zurücksehnt, oder einfach, weil man ein Stück weit verliebt in ein bestimmtes Modell ist. Und dann kommt da eine ellenlange Studie ums Eck, die über „Wertsteigerung“ und „Geldanlage Youngtimer“ schwadroniert. Das ist herzlos. Man kauft sich doch keinen VW Bulli, Mercedes 123er oder Porsche 928, um alle Betriebsflüssigkeiten abzulassen, ihn in Folie eingeschweißt in die Garage zu stellen und darauf zu warten, dass man ihn teurer wieder verkaufen kann.

Solche Autos wollen gefahren werden, nicht weggesperrt. Vielleicht könnte man gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen, wenn die deutschen Fahrschulen großflächig anfangen würden, Youngtimer zu kaufen. Die klagen ohnehin über Nachwuchssorgen, ausbleibende Schüler und hohe Kosten. Stünden dort auf dem Hof nun nicht mehr die ewig gleichen Golfs, sondern tolle, faszinierende Autos, wäre damit allen geholfen. Die Kids würden lernen, wie man tatsächlich Auto fährt, ohne tausenderlei elektronische Helferlein. Ganz nebenbei erführen sie im Wortsinn, dass die Bewegung auf vier Rädern von A nach B auch eine emotionale Komponente haben kann, den richtigen fahrbaren Untersatz vorausgesetzt.

Außerdem: Kann es für einen Jugendlichen etwas Schöneres geben, als in dem schönen Bewusstsein durch die Gegend zu fahren, aktiven Wertverlust zu betreiben und so gegen die Macht des Kapitals zu rebellieren? Wohl kaum.