Vielleicht bin ich einfach zu doof. Ich verstehe die Werbeaufschrift auf dem Reisebus, der unlängst in der Hamburger Innenstadt an mir vorbeifuhr, nicht. Dafür geht sie mir nicht mehr aus dem Kopf: „Mehr sehen mit Theaterbestuhlung“ stand da in großen Lettern.

Was zum Teufel soll das heißen? Wer Theater macht, muss auf dem Dach mitfahren? Oder ist es ein subtiler Hinweis auf das neue Mehr Theater am Großmarkt? Nein, das kann nicht sein, der Bus hatte ein Kennzeichen aus Irgendwo-weit-weg mit drei Buchstaben. Wahrscheinlich bedeutet es einfach nur, dass der geniale Kopf hinter dem Claim mit Hochkulturanmutung schon länger nicht mehr im Theater war. Rein assoziativ gesehen ist toller Überblick nämlich nicht das erste, was einem bei dem Stichwort Theaterbestuhlung einfällt: Deutlich eher wabern Erinnerungen an platt gesessene Polster, aufdringliche Neben- und lautstarke Hintermenschen, an kaum vorhandene Beinfreiheit und ähnliche Ärgernisse durch meinen Kopf. Und was die Aussicht angeht: Zumindest ich scheine stets den Platz hinter dem Basketballspieler oder der Frau mit Vorliebe für Turmfrisuren und ausladende Hutkrempen zu erwischen. Oder ich habe mich über die günstigen Karten gefreut, den Warnhinweis „Hörplatz“ aber einmal mehr überlesen. Kaum das, was man sich von einer Busreise erhofft.

„Mehr sehen mit Busfahrerbestuhlung.“ Das wiederum hätte mich sofort überzeugt: Der Fahrer hat schließlich den Rundumblick mit Panoramascheibe und tausenderlei Spiegeln, den bequemsten Stuhl und außerdem die Herrschaft über das Radio. Einmal Bus fahren ohne Schlagersender, mit tollem Überblick, das wär’s.