Genf. Computergigant drängt wie auch Google auf den Automarkt. Während sich Daimler und VW relaxt geben, sieht BMW große Herausforderungen.

Daimler hat den Pkw-Absatz im Februar nach den Worten von Vorstandschef Dieter Zetsche weiter kräftig gesteigert. "Unser starkes Momentum hat auch im Februar angehalten", sagte Zetsche am Dienstag auf der Automesse in Genf. Der Stuttgarter Autobauer werde auch in diesem Jahr stärker als der Gesamtmarkt zulegen, bekräftigte er. Zetsche geht dabei von einem weltweiten Absatzplus von vier Prozent aus. Zugleich müsse die Produktion jährlich effizienter werden.

Betriebsratschef Michael Brecht hatte kürzlich erklärt, das Ziel sei eine Steigerung der Produktivität in den Werken um jährlich zwei bis drei Prozent. Gemessen an Verkaufszahlen im Verhältnis zum Personal wachse die Produktivität aber mehr als drei Prozent jährlich, erklärte Zetsche.

Daimler und VW blicken gelassen auf Apple und Google

Derweil glaubt Zetsche nicht daran, dass die Autobranche irgendwann nur noch Zulieferer für Internet-Konzerne wie Apple und Google sein wird. „Wir haben momentan die gesamte Wertschöpfungskette in unserer Hand“, betonte er im Rahmen des Autosalons. Zetsche räumte aber ein, dass durch das Vordringen der IT-Branche in das Geschäft der Autoindustrie große Veränderungen anstünden.

Zuvor hatte es Berichte gegeben, Apple plane ein Auto mit Elektroantrieb. Der Suchmaschinen-Riese Google arbeitet bereits an selbstfahrenden Autos. „Wir haben keine Angst“, betonte Zetsche. „Das kann uns nur stärker machen.“

Auch VW-Chef Martin Winterkorn sieht einen möglichen Einstieg von Apple oder Google in die Autobranche eher als Chance denn als Bedrohung für die Industrie: Er sei sich sicher, dass Autos dadurch bei jungen Menschen mehr Akzeptanz finden werden.

BMW sieht neue Konkurrenz kritischer

Der scheidende BMW-Chef Norbert Reithofer hält einen möglichen Automobil-Einstieg von Apple oder Google indes für eine Herausforderung. Digitalisierung, vernetztes und hochautomatisiertes Fahren seien die großen Themen für die nächsten Jahre. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass Wettbewerber Autos bauen in Zukunft, die bisher nicht am Markt waren“, sagte Reithofer am Dienstag in Genf. „Das haben wir bereits mit Tesla erlebt“, sagte er mit Blick auf den US-Elektroautohersteller. Die Automobilindustrie sei nicht sicher davor, dass andere Unternehmen in den Markt treten, die vor allem bei Software und Vernetzung viel Know-how haben.

„Wir müssen diese Unternehmen sehr ernst nehmen“, sagte Reithofer. Dabei habe BMW auch ein Pfund. „Wir sind Top im Automobilbau.“ Auch die anderen Themen bearbeite der Konzern. Dennoch müsse man aufpassen. In anderen Industrien habe es bereits grundlegende Veränderungen gegeben. „Das geht am Anfang ganz langsam. Und man unterschätzt es am Anfang.“ Allerdings sei der Fahrzeugbau auch ein sehr komplex. „Das darf man nicht vergessen.“ Das lasse sich nicht von heute auf morgen aufbauen.

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SsangYong folgt mit Tivoli dem Trend zum Mini-SUV

12.34 Uhr: Autos von SsangYong bekommt man auf Deutschlands Straßen bisher recht selten zu Gesicht. Mit dem neuen Modell Tivoli soll sich das ändern: Damit folgt der koreanische Hersteller dem Trend zum kleinen SUV. Der 4,20 Meter lange und 1,80 Meter breite Neuzugang im SsangYong-Sortiment feiert auf dem Autosalon Premiere und soll im Juni in den Handel kommen. Preise stehen noch nicht fest, 17.000 Euro aufwärts sei eine realistische Größenordnung, hieß es am Messestand der Marke.

Zum Start soll es den Tivoli zunächst mit 94 kW/128 PS starkem Benzinmotor und Frontantrieb geben. Das 1,6-Liter-Aggregat lässt sich mit jeweils sechsgängiger Handschaltung oder Automatik kombinieren. Der Normverbrauchswert beträgt im besten Fall 6,4 Liter (CO2-Ausstoß: 149 g/km). In der zweiten Jahreshälfte will SsangYong Allrad- und Dieselvarianten nachreichen, der angekündigte Selbstzünder schöpft aus 1,6 Liter Hubraum 85 kW/115 PS.

Das Ausstattungsprogramm für den Tivoli umfasst unter anderem Infotainment-Lösungen mit 7-Zoll-Touchscreen, Klimaautomatik, Fahrersitzbelüftung und Einparkhilfe. Serienmäßig an Bord sind zum Beispiel sieben Airbags und ein Berganfahrassistent.

Renault präsentiert neues SUV

12.02 Uhr: Mit dem Kadjar platziert Renault ein neues SUV über dem kleinen Captur. Das 4,45 Meter lange und nur 1,60 Meter hohe Kompaktmodell startet im Sommer wahlweise mit Front- oder variablem Allradantrieb, teilte der französische Hersteller auf dem Genfer Salon mit. Auf der Schweizer Automesse hat der Kadjar seinen ersten öffentlichen Auftritt.

An Motoren werden beim Verkaufsstart zwei Diesel und ein Benziner zur Wahl stehen. Die aufgeladenen Triebwerke mit 1,2 bis 1,6 Liter Hubraum decken eine Leistungsspanne von 81 kW/110 PS bis 96 kW/130 PS ab. Sparsamste Motorisierung ist der 1,5 Liter große Basisdiesel, der sich nach Norm im Durchschnitt mit 3,8 Litern begnügen soll (CO2-Ausstoß: 99 g/km).

Mit seinem dynamischen Karosseriedesign und dem niedrigen Dach soll der Kadjar offenbar mehr Lifestyle-Auto als Geländewagen sein. Der Pragmatiker steckt aber auch in ihm: So lässt sich mittels doppeltem Kofferraumboden ein Gepäckvolumen von 472 Litern schaffen oder bei umgeklappter Rückbank eine ebene Ladefläche, so Renault. Auf Wunsch parkt der Kadjar selbstständig ein, der Fahrer muss nur Gas geben und bremsen. An radar- und kamerabasierten Sicherheitssystemen werden für das Modell unter anderem Spurhalte- und Notbremsassistent, Totwinkelwarner und Verkehrszeichenerkennung erhältlich sein.

Gute Nachrichten auch für BMW

11.13 Uhr: BMW hat seinen Absatz im Februar weiter gesteigert. Der Konzern mit den Marken BMW, Mini und Rolls-Royce habe im vergangenen Monat weltweit sieben Prozent mehr Autos verkauft, sagte Vorstandschef Norbert Reithofer auf dem Genfer Autosalon. Damit dürfte der Münchner Oberklasse-Autobauer im Februar mehr als 150.000 Fahrzeuge ausgeliefert haben. Für das Gesamtjahr wollte Reithofer keine konkrete Prognose abgeben, er verwies auf die Bilanzpressekonferenz Mitte März. "Wir wollen natürlich wachsen. Wir wollen 2015 mehr verkaufen." Zahlreiche Krisen auf der Welt sorgten für zunehmende Volatilität, sagte er und fügte hinzu: "Ich bin nicht pessimistisch."

Der größte Automarkt der Welt, China, werde in diesem Jahr um zehn Prozent auf rund 20 Millionen Fahrzeuge zulegen, führte Reithofer aus. Für die USA erwartete er ein Plus von drei Prozent auf circa 17 Millionen Autos. Für den Pkw-Markt in der EU rechnete der BMW-Chef mit einem Zuwachs von drei Prozent auf 13,4 Millionen Fahrzeuge. In den USA und in Europa wolle der Konzern "wie der Markt" wachsen. In Russland stellen sich die Münchner auf weitere Rückgänge ein. Das Ziel, dort 50.000 Autos im Jahr zu verkaufen, liege "in weiter Ferne".

Porsche senkt Preise in der Schweiz

11.07 Uhr: Der Sportwagenbauer Porsche wird wegen der Franken-Aufwertung gegenüber dem Euro seine Preise in der Schweiz senken. Um zu verhindern, dass Schweizer Kunden künftig sich einen Wagen in Deutschland kaufen und Händler in der Schweiz das Nachsehen haben, werde der Preis leicht korrigiert, sagte Porsche-Vertriebschef Bernhard Maier in Genf. Es sei wichtig, die Kundenbeziehungen auf dem Schweizer Markt zu pflegen.

Porsche hatte nach den Worten Maiers einen guten Start ins Jahr. Der Absatz sei im Februar deutlich über Vorjahr gewesen. Nach fast 190.000 verkauften Sport- und Geländewagen im vergangenen Jahr rechnet die Volkswagen -Tochter damit, die Schwelle von 200.000 beim Absatz in diesem Jahr zu überschreiten - drei Jahre früher als ursprünglich erwartet. "Wind und Wetter vorbehalten, könnte das klappen - aber es ist kein Ziel", sagte Maier.

(rtr/dpa)