Ein Trend auf der IAA 2011 ist eindeutig die Elektromobilität. Die Hersteller konkurrieren um das günstigste Auto mit der höchsten Reichweite.

Frankfurt/Main. Inmitten von Finanzmarktturbulenzen und Konjunktursorgen bekommt das Selbstbewusstsein der Autoindustrie erste Risse. Daimler dämpfte die Erwartungen für 2012 – das Wachstum in der Autobranche werde sich verlangsamen, sagte Daimler-Chef Dieter Zetsche zum Auftakt der Automesse IAA in Frankfurt. Volkswagen erwartet steigende Risiken auf dem weltweiten Automarkt. „Als Realisten wissen wir dabei: Die kommenden Monate werden kein Selbstläufer“, sagte VW-Chef Martin Winterkorn. Dennoch erwarten die meisten Hersteller Zuwächse im kommenden Jahr. Herbe Kritik setzte es für die Modellpolitik der deutschen Autobauer.

Gerd Lottsiepen, Autoexperte des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), sagte: „Die Einführung von Zukunftstechnologien wurde in Deutschland völlig verschlafen.“ Die Autohersteller setzten weiterhin auf „Autokonzepte von vorgestern“. Sie verdienten insbesondere mit spritdurstigen Luxuslimousinen Rekordsummen. „Das entspricht dem Gegenteil von zukunftsfähig“, kritisierte er. „Während Toyota und Honda die Hybridisierung bereits bei Kleinwagen einführen, finden wir den Hybridantrieb bei deutschen Herstellern ausschließlich unter den Luxuslimousinen.“

Das Thema Elektromobilität gehört zu den Schwerpunkten der IAA. Daimler will möglichst schnell eine große Zahl von Elektroautos auf die Straße bringen. Der Elektro-Smart, der im nächsten Frühjahr auf den Markt kommt, solle schon für knapp 16 000 Euro netto für die Kunden in Deutschland zu haben sein – plus monatlich 60 Euro netto Mietkosten für die Batterie, kündigte Smart-Chefin Annette Winkler an.

Derzeit sieht Daimler keine Auswirkungen der konjunkturellen Unsicherheiten auf den Auftragseingang und bekräftigte, im laufenden Jahr 1,35 Millionen Autos verkaufen zu wollen. „Für das nächste Jahr sehe ich eine höhere Wahrscheinlichkeit für ein gedämpftes Wachstum als eine Rezession“, sagte Zetsche.

Anzeichen dafür, dass die Weltwirtschaft erneut in eine tiefe Krise stürzen könnte, sieht Zetsche nicht. Er appellierte an die Politiker, das Vertrauen wieder herzustellen. Ein weiterer Vertrauensverlust könnte auch die Realwirtschaft treffen, warnte der Manager. Zetsche bekräftigte, bis 2020 wolle Daimler der führende Oberklasse-Hersteller vor BMW und Audi sein.

BMW sieht sich für eine etwaige neue Krise gut gewappnet. „Wenn das Gleiche wie 2008 noch einmal passieren würde, würde das Unternehmen ohne Verlust durch eine solche Krise durchmarschieren“, sagte Finanzvorstand Friedrich Eichiner im Vorfeld der IAA. „Momentan sehen wir keine Vorboten einer Rezession.“ Gleichwohl erwartet Eichiner, dass sich das Wachstumstempo nach der Aufholjagd in den nächsten Monaten verlangsamt.

Volkswagen-Konzernchef Winterkorn sagte: „Wir achten sehr sensibel darauf, was passiert.“ Der größte europäische Autobauer rechnet insgesamt aber mit einem weiterhin steigenden Absatz – auch wenn die Nachfrage in einigen Regionen wie Südeuropa wegen der Euro-Schuldenkrise schwächeln dürfte. Die VW-Tochter Audi kündigte auch für 2012 Wachstum an. „Wir werden in diesem Jahr wahrscheinlich die Schwelle von 1,3 Millionen Einheiten überspringen“, sagte Audi-Chef Rupert Stadler. „Wir sehen 2012 die Chance, weiter zu wachsen.“

Ford-Europe-Chef Stephen Odell kündigte an: „Wir fühlen uns mit unseren Prognosen für 2011 weiterhin wohl. Aber das zweite Halbjahr wird schwächer als das erste.“ Opel hält an seinen Absatz- und Gewinnzielen fest. „Wir haben nach wie vor das Ziel, in diesem Jahr

1,3 Millionen Autos zu verkaufen und im nächsten Jahr 100 000 mehr“, sagte Karl-Friedrich Stracke, Vorstandsvorsitzender der Adam Opel AG.

VW Up bleibt kein Einzelgänger

Zur Premiere des neuen Kleinwagens Up auf der Internationalen Automobilausstellung IAA in Frankfurt hat der Wolfsburger Autohersteller weitere Versionen angekündigt. Neben dem Dreitürer, der im Dezember zum Mindestpreis von 9850 Euro in den Handel kommt, wird es zunächst einen Fünftürer und eine Elektrovariante geben. VW spricht bereits von der „New Small Family“.

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Für das Serienmodell sind bislang zwei neue Dreizylinder-Benziner mit 44 kW/60 PS und 55 kW/75 PS vorgesehen. Die Version mit 60 PS soll in der BlueMotion-Ausführung mit Start-Stopp-System im Schnitt 4,1 Liter Sprit benötigen. Bald angeboten wird auch die eco Up genannte Erdgas-Variante mit 50 kW/68 PS.

Auf der IAA enthüllte Volkswagen zudem Designstudien des Up, die das Potenzial für die „Familienplanung“ ausloten sollen: Der sportlich ausgerichtete GT Up könnte bis zu 74 kW/100 PS bekommen, wie VW in Aussicht stellte. Daneben zeigen die Niedersachsen einen Cross Up mit erhöhter Bodenfreiheit und markanten Anbauteilen.

Welche Möglichkeiten noch in dem Kleinwagen stecken, sollen zwei weitere Studien mit etwas weniger Realitätsbezug belegen: So steht der Up in Frankfurt auch als eine Art Strandmobil namens Buggy Up und als Up Azzurra Sailing Team. Letzterer fährt ohne Dach, Seitenwände und Türen. Zu den Serienchancen dieser Studien machte VW noch keine Angaben

Daimler sagt der Konkurrenz auf der IAA den Kampf an

Daimler will möglichst schnell eine große Zahl von Elektroautos auf die Straße bringen und hat der Konkurrenz den Kampf angesagt. Der Elektro-Smart, der im nächsten Frühjahr auf den Markt kommt, solle schon für knapp 16 000 Euro netto für die Kunden in Deutschland zu haben sein – plus monatlich 60 Euro netto Mietkosten für die Batterie, kündigte Smart-Chefin Annette Winkler am Dienstag auf der IAA in Frankfurt an. „Wer das Fahrzeug inklusive Batterie kaufen oder mieten will, kann das natürlich auch.“

Die teure Batterie ist derzeit noch eines der größten Probleme beim Elektroauto. Mit dem Leasing-Modell will Daimler nun die Anschaffungskosten drücken und das rein elektrisch betriebene Auto möglichst schnell erschwinglich machen. „Das vielfach zitierte elektrische Zeitalter ist nun endgültig angebrochen“, sagte Winkler. Derzeit sind von 42,3 Millionen beim Kraftfahrt-Bundesamt registrierten Autos nur 2300 Elektrofahrzeuge.

Mitsubishi verlangt für sein Elektroauto in Deutschland mehr als 34 000 Euro. Der Opel Ampera ist ab 43 000 Euro zu haben. BMW-Chef Norbert Reithofer hatte zuletzt angekündigt, das erste Elektroauto der Münchner werde weniger als 40 000 Euro kosten. Der i3 soll 2013 auf den Markt kommen. Eine Studie des Mineralölkonzerns Aral hatte jüngst ergeben, dass die Kunden im Schnitt 22 300 Euro für ein E-Auto ausgeben würden.

Der E-Smart soll von 2012 an in 30 Ländern für jedermann zu haben sein. Interessierte können den Kleinwagen vom vierten Quartal 2011 an im Internet reservieren. Das E-Auto hat eine Reichweite von mehr als

140 Kilometern und eine Höchstgeschwindigkeit von über 120 Stundenkilometern. Zunächst will Daimler ab 2012 eine fünfstellige Zahl im französischen Hambach vom Band rollen lassen. Die Batterie bei der neuen Generation lässt sich an der Steckdose innerhalb von acht Stunden komplett aufladen.

Lamborghini kündigt eine Serienversion von Konzeptfahrzeug Sesto Elemento an

„Wir bauen 20 Exemplare von Konzeptfahrzeug Sesto Elemento“, versprach Winkelmann kurz vor dem Start der Internationalen Automobilausstellung IAA in Frankfurt. Die Italiener hatten die Studie Sesto Elemento auf dem Pariser Autosalon im Herbst 2010 enthüllt. Der 419 kW/570 PS starke Supersportwagen wiegt dank des großzügigen Einsatzes von Karbon und anderen Leichtbaumaterialien gerade einmal 999 Kilogramm. Das Auto sei „das Ergebnis, wenn man den Entwicklern bei Lamborghini die absolute Freiheit lässt“, sagte Winkelmann.

Die Produktion der Kleinserie soll 2013 anlaufen, sagte ein Unternehmenssprecher. Über eine Preisvorstellung spricht man bei der VW-Tochter bisher nicht. Angetrieben wird der Sesto Elemento vom V10-Motor aus dem Lamborghini Gallardo LP 570-4 Super Trofeo Stradale, der auf der IAA debütiert. Damit soll der Sesto Elemento in 2,5 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen. Die Spitzengeschwindigkeit werde weit jenseits der 300 km/h liegen, hieß es.