Die Franzosen starten im kommenden Frühjahr das zweisitzige Elektromobil Twizy. Türen für den Cityflitzer gibt es allerdings nur gegen Aufpreis

Wenn es stimmt, dass Stadtluft frei macht, dann ist Renaults nur 2,32 Meter kurzer City-Stromer Twizy so etwas wie das Nonplusultra an Freiheit auf vier Rädern. Denn am Steuer des Elektromobils weht einem trotz des Dachs über dem Kopf permanent ein frischer Fahrtwind um die Nase. Das liegt daran, dass der Twizy serienmäßig ohne Seitentüren auskommt. Futuristisch nach vorne oben öffnende Schwenktüren werden nur gegen einen noch nicht bezifferten Aufpreis erhältlich sein. Das soll dem Twizy-Piloten das Parken in engen Lücken ermöglichen, was sein Gefährt zusätzlich von herkömmlichen Pkw abhebt.

Immerhin vier Räder hat der kleine Franzose. Den Stromer deswegen als Automobil zu bezeichnen, grenzt allerdings an Majestätsbeleidigung des Pkw, der bis heute als Königsklasse individueller Mobilität gilt. Nach Willen des Herstellers könnte sich das aber mit dem Marktstart des Twizy bald ändern: Er preist ihn als "elektrische Revolution" für den innerstädtischen Verkehr an.

Erhältlich ist der Elektro-Revoluzzer im nächsten Jahr für 6990 Euro, ein 31 Liter fassendes Gepäckfach unterm Rücksitz inklusive. Hinzu kommt eine monatliche Leasingrate von 45 Euro für die Lithium-Ionen-Batterie, die nicht gekauft, sondern über eine Laufzeit von drei Jahren gemietet wird. Ihre Speicherkapazität soll für 100 Kilometer Stadtverkehr reichen. Platz bietet er für zwei hintereinander sitzende Insassen, von denen der hintere allerdings kein Riese sein sollte, weil er sich beim Einstieg sonst arg verrenken muss. Sitzt er erst einmal, genießt auch er erstaunlich viel Kopffreiheit, schlingt die Beine aber um die Hüften des Fahrers - eine gewöhnungsbedürftige Sitzposition.

Ab Frühjahr 2012 stürzt sich der Twizy entweder in dezenten Metallic-Tönen oder mit knallig bunter Kriegsbemalung auch hierzulande in den täglichen Kampf um den chronisch knappen City-Parkraum. Und zumindest optisch ist den Franzosen ein interessanter Wurf gelungen. Denn der nur knapp 1,20 Meter breite und gut 1,45 Meter hohe Twizy ist ein Hingucker par excellence. Sieht man ihn von Weitem auf seinen dünnen, außerhalb der schlanken Fahrgastzelle montierten 13-Zoll-Reifen und dem bremslichtbesetzten Stummelschwänzchen zwischen normalen Autos stehen, wirkt er wie frisch aus dem Überraschungsei geschlüpft.

Das klingt nach einem reinen Spaßmobil, doch die Franzosen meinen es ernst. Bis 2020 sollen rund zehn Prozent der Renault-Fahrzeuge rein elektrisch angetrieben werden, und der Twizy soll neben den Pkw-Modellen einen erklecklichen Anteil daran haben. Gefahren werden darf er ohne Helm und mit Führerschein der Klasse B. Eine auf 45 km/h gedrosselte Version lässt sich mit einer Fahrerlaubnis der Klasse S zulassungsfrei bewegen, wodurch auch Teenager ab 16 Jahren in den Genuss des abgasfreien Fahrens auf vier Rädern kommen sollen.

Buchstäblich kinderleicht ist auch die Handhabung des Twizy. Auf Pedaldruck surrt der 15 kW/20 PS leistende Elektromotor los und bringt den nur 450 Kilo schweren Cityfloh zügig und ruckelfrei auf innerstädtisches Cruise-Tempo. Gewöhnungsbedürftig ist die Bremse, die ohne Servohilfe auskommt und daher einen beherzten Pedaldruck erfordert. Bei "Vollgas"-Fahrten kommt dank des offenen Konzepts trotz der vier Räder und der auf 75 km/h limitierten Spitzengeschwindigkeit ein Hauch von Easy-Rider-Feeling auf. Auf ABS und ESP ist beim Twizy verzichtet worden - aus Kostengründen, wie es heißt. Wenigstens für einen Frontairbag hat es gereicht. Für Sicherheit sorgen Seitenaufprallschutz, ein Vierpunktgurt für den Fahrer, ein Dreipunktgurt für den Sozius und die hochsteife Fahrgastzelle. Unterm Strich soll der Stromer im Falle eines Unfalls deutlich über den Sicherheitsstandards eines Motorrollers oder Trikes, aber knapp unter denen eines Kleinwagens liegen.

Vor dem Ernstfall aber steht der (Fahr-)Spaß. Lautlose Beschleunigungsorgien, enge Kurven und schnelle Ausweichmanöver bereiten dem Twizy dank seines engen Radstandes und des kleinen Wendekreises von nur 3,40 Meter (rund ein Meter weniger als beim Smart) keine Probleme, sondern sind pures Vergnügen. Der Spaß könnte im Alltagsbetrieb, etwa in der Rushhour in Paris, eingeklemmt zwischen Lieferwagen, bei Minusgraden oder Nieselregen, allerdings schnell zu Ende sein. So bleibt der Twizy bei genauem Hinsehen ein Spaßmobil, das den Pkw nicht ersetzen kann. Aber das soll er vermutlich auch nicht. Der City-Stromer eignet sich eher als Zweit- oder Drittfahrzeug für Elektro-Enthusiasten. Gute Karten dürfte der Zweisitzer bei Carsharing-Programmen oder als Mietmobil für Touristen haben. Als Blickfang für betuchte Technik-Freaks mit extrovertierter Ader taugt er allemal.

Video: Renault Twizy