Mit reinem Gewissen geht das erste echte Brennstoffzellenauto Toyota Mirai in Serie. Andere könnten auch, wenn sie wollten – aber das dauert noch.

Benannt nach dem japanischen Wort für Zukunft, ist der Toyota Mirai weltweit das erste echte Serienauto mit Brennstoffzelle. In einer chemischen Reaktion aus Wasserstoff und Sauerstoff erzeugt sie den Strom für einen Elektromotor und stößt kein anderes Abgas aus als Wasserdampf. Und während man Akku-Autos nach wenigen Hundert Kilometern stundenlang laden muss, reichen die Wasserstofftanks des Mirai für 500 Kilometer und sind nach fünf Minuten wieder voll.

Mit 4,90 Meter Länge und einem stromlinienförmigen Profil, vorne mit riesigen Lufteinlässen und hinten mit einem mächtigen Heck, sieht der Mirai ein wenig aus wie ein Raumschiff. Sobald man jedoch einsteigt, ist man aber gleich wieder im Hier und Heute. Auch wenn die Bildschirme etwas größer und bunter sind und Sensortasten im Cockpit einen Hauch von Hightech simulieren, fühlt sich der Mirai nicht viel anders an als ein modernisierter Prius.

Das gilt allerdings leider auch für das Platzangebot. Weil vorn unter der Haube schon der E-Motor und die Elektronik stecken, mussten die Brennstoffzelle (unter dem Fahrersitz), die zwei Wasserstofftanks (vor und hinter der Hinterachse) und die Pufferbatterie aus dem Prius (unter dem 450-Liter-Kofferraum) ja irgendwo hin. Dass da etwas Knie- und Kopffreiheit auf der Strecke bleiben, darf keinen wundern.

Von null auf 100 in 9,6 Sekunden und maximal 178 km/h

Der Mirai ist ein bisschen lauter als ein Prius, weil neben dem E-Motor immer noch ein Lüfter oder ein Verdichter läuft. Und er ist ein bisschen behäbiger, weil er stolze 1,9 Tonnen wiegt, die er vor allem auf den schartigen Highways und in engen Kurven nicht verhehlen kann. Aber man rückt den Schaltstummel auf D, tritt aufs Pedal und surrt los, als wäre die Brennstoffzelle das normalste der Welt. Und zumindest wenn man nicht in den spaßfreien Eco-Modus wechselt, sind die Fahrleistungen absolut alltagstauglich: null auf 100 in 9,6 Sekunden und maximal 178 km/h.

Wer am Mirai zweifelt, sollte auf den Prius gucken: Der war am Anfang nur eine Lachnummer – und ist mittlerweile eine weltweite Erfolgsgeschichte. Weil aber Toyota schnell auf Stückzahlen kommen muss, um seine Zero-Emission-Quote zu erfüllen, setzten die Verantwortlichen nicht nur auf die futuristische Form, die Faszination an der Technik und das Image des grünen Vorreiters: In Amerika ist der Mirai zum Schnäppchentarif erhältlich. In der Liste 57.500 und nach Abzug der Subventionen nur noch 45.000 Dollar oder umgerechnet 36.000 Euro teuer, kostet der Mirai kaum mehr als ein BMW i3 oder eine elektrische Mercedes B-Klasse.

Es fehlt ein ausgebautes Tankstellennetz

Auch VW und Audi zeigen, wie sie in Zukunft mit Kraft aus Wasserstoff weiter fahren wollen als mit den aktuellen batteriebetriebenen E-Autos. Die Marke VW hat die Brennstoffzelle dafür erstmals an Bord eines neuen Golf gewuchtet, Audi kombiniert die Technik mit seinem markentypischen Allradantrieb. Auf die Straße werden die nun auf der Los Angeles Auto Show vorgestellten Zukunftsautos aber nicht so bald rollen.

Probeweise hat VW die Brennstoffzelle schon in mehreren Generationen von Fahrzeugen montiert. Bei der Studie Golf Variant Hymotion ist sie nun erstmals mit der neuen Baukasten-Technologie kombiniert, auf der künftig nahezu alle Modelle der Wolfsburger basieren werden. Gezeigt werden soll mit dem Konzeptfahrzeug daher vor allem eines: Wir könnten, wenn wir wollten. Und dann nicht nur bei einem Auto wie aktuell Toyota.

Audi dreht die Technik-Schraube noch etwas weiter und kombiniert die Brennstoffzelle im A7 Sportback H-Tron Quattro mit Allradantrieb und Plug-in-Hybridtechnik. Neben der Wasserstoffzelle kommt dabei ein an der Steckdose aufladbarer Lithium-Ionen-Akku zum Einsatz. Bislang sind beide Modelle aber eher Fingerübungen. Eine Serienumsetzung wird es erst geben, wenn Markt und Infrastruktur es rechtfertigen, so Audi-Technikvorstand Ulrich Hackenberg.

Andere Hersteller forschen an der Brennstoffzellen-Technik

Für die Schwestermarke gilt ähnliches. Solange es weder ein einigermaßen dichtes Tankstellennetz gibt noch die Brennstoffzelle zu marktgängigen Preisen verfügbar sind, wird der norddeutsche Konzern auf konventionelle E-Autos und Plug-in-Modelle setzen. Vor 2020 dürfte wohl kaum ein Audi oder VW serienmäßig mit Brennstoffzelle gebaut werden.

Auch Honda präsentiert mit dem FCV die neuste Entwicklungsstufe seines Brennstoffzellen-Fahrzeugs. Bis zu 700 Kilometer Reichweite sind mit dem 100 kW/136 PS starken Auto nun möglich, bis die Wasserstofftanks leer sind. Dank besonders kompakter Bauweise des Antriebsstrangs haben fünf Personen in der Limousine Platz. Mit der Weiterentwicklung nennen die Japaner auch ein neues Erscheinungsdatum: Statt wie zuvor angekündigt 2015, soll das Auto nun ab Ende März 2016 in Japan zu kaufen sein.

Auch andere Hersteller forschen intensiv an der Brennstoffzellen-Technik, die den Strom für einen Elektromotor in einer chemischen Reaktion aus Wasserstoff und Sauerstoff erzeugt und nicht mehr ausstößt als Wasserdampf.