Der VW Golf Sportsvan 2.0 TDI im Praxistest – was kann der Nachfolger des Golf Plus?

Weil der Golf Plus vom Image her immer als ein Auto der Generation 50 Plus (bei manchen auch 60 oder 70 Plus) galt, hat sich VW von dieser Modellbezeichnung kürzlich verabschiedet und den im Mai gestarteten Nachfolger des Hochdach-Golfs kurzerhand „Sportsvan“ getauft. Klingt ja auch gleich viel hipper als ein an mehr Unbeweglichkeit, Gewicht, Kleidergröße, Betulichkeit oder Zipperlein erinnerndes Namensanhängsel.

Die Umbenennung ist zeitgemäß, ändert aber nichts an der Tatsache, dass auch diese in Höhe und Radstand aufgepumpte Modellvariante vor allem jenen gefallen dürfte, die Wert legen auf viel Platz und eine hohe Sitzposition. Und das können natürlich weiterhin auch Menschen über 50 oder 60 sein, denn trotz des Bestandteils „Sport“ im Namen ist dieser Golf am Ende vor allem eines: bequem und praktisch. Ähnliche Modelle der Konkurrenz heißen Ford C-Max, Mercedes B-Klasse und BMW 2er Active Tourer.

Wo der Golf Plus eher einen biederen und grundsoliden äußeren Eindruck hinterließ, setzt sich der Nachfolger geschickter in Szene. Der Sportsvan wurde im Vergleich zum Vorgängermodell deutlich gestreckt (Radstand: plus 11 Zentimeter, Länge: plus 24 Zentimeter), dagegen in der Höhe um vier Zentimeter abgesenkt: Mit der Folge, dass der 4,43 lange Neue deutlich schicker und dynamischer aussieht. Dass er sich bis auf sechs Zentimeter Längenunterschied an den größeren Touran herangearbeitet hat, fällt auf den ersten Blick nicht auf.

Das Interieur ist VW-typisch gestaltet. In der höchsten Komfortstufe Highline glänzen die Chromeinsätze, der Einsatz von Klavierlack suggeriert Wertigkeit und die Bedienknöpfe und Schalter sind sinnig platziert und bedürfen keiner Extra-Erklärung. Ganz wichtig: Auch im Sportsvan sitzen die Passagiere etwas erhöht auf guten Polstern mit viel Seitenhalt, der Einstieg gelingt auf alle Plätze über die sich weit öffnenden Türen leicht. Der Zuwachs beim Radstand sowie bei der Länge kommt besonders den hinteren Passagieren zugute. Die Rückbank lässt sich geteilt zugunsten von mehr Knieraum oder Gepäckvolumen (590 oder 500 Liter) in Längsrichtung bis zu 18 Zentimeter verschieben. Klappt man die Rückenlehnen um, steigt das Kofferraumvolumen auf bis zu 1520 Liter. VW offeriert eine große Anzahl an praktischen Extras sowie elektronischen Assistenten. Die Rückfahrkamera erleichtert zum Beispiel das rückwärtige Rangieren; wer mag, kann sein Auto auch vom Einparksystem selbstständig in eine Quer- oder Längslücke bugsieren lassen. Darüber hinaus gibt es weiteren modernen Schnickschnack wie Spurhalteassistent, Abstandsradar und Verkehrsschildererkennung, doch sollte sich jeder überlegen, ob er das wirklich braucht – und bezahlen will.

Der 150-PS-Turbodiesel des Testwagens ist, kombiniert mit dem sechsstufigen Direktschaltgetriebe, eine erstklassige Wahl für den Sportsvan. Man kann den Wagen im Vollautomatik-Modus bewegen (was wohl die meisten Fahrer so machen werden) oder per Schalt-Paddle am Lenkrad die Gänge wechseln, ohne eine Kupplung treten zu müssen. Zügig und ohne großes Getöse wird beschleunigt, erst bei 210 km/h ist die Spitze erreicht. Der Verbrauch (Normwert: 4,4 Liter) pegelt sich in der Praxis je nach Fahrweise und Streckenprofil zwischen 5,5 und 6,3 Litern ein. Das Fahrwerk ist komfortabel, wer 1000 Euro fürs Dämpfersystem DCC investiert, kann den Härtegrad selbst verstellen.