Nächsten Monat kommt die dritte Generation des Stadtautos auf den Markt – mit deutlich besseren Fahreigenschaften und viel mehr Ausstattung. Der neue Smart wurde zusammen mit Renault entwickelt.

Der öffentliche Verkehrsraum in den Metropolen wird knapp, und die Politik zieht die Daumenschrauben für individuelle Mobilität schrittweise an. Vernünftigerweise sollten Städter Autos mit einer Verkehrsfläche von Spiegeleiern bevorzugen, etwa den zweisitzigen Smart. Dass der von Daimler als konsequentes Stadtauto entwickelte Zwerg jedoch seit seiner Markteinführung im Jahre 1998 kein wirklicher Verkaufsschlager ist, führen Experten auf seine eigenwilligen Fahreigenschaften zurück.

Die vergleichsweise hohe Karosserie auf extrem kurzem Radstand neigt bei Richtungs- und Lastwechseln zum Nicken und Schaukeln, was manche Kritiker ans Ponyreiten erinnert. Smart-Fans dagegen sehen darüber hinweg und schätzen seine Funktionalität als Einkaufskorb, der noch in die kleinste Parklücke passt – bei Bedarf sogar rechtwinklig zum fließenden Verkehr.

Der Smart polarisiert. Aber wenn es nach Markus Riedel geht, ist damit jetzt Schluss! Der Entwicklungschef der dritten Generation Smart, die im November auf unsere Straßen rollt, zeichnet für Fahreigenschaften verantwortlich, die mehr denn je denen erwachsener Autos ähnelt. Nun mit der Verkehrsfläche eines Omelettes. Denn die Frischzellenkur verlangte nach moderatem Wachstum des Gesamtpakets. Dafür wuchs der Zweisitzer um zehn Zentimeter in der Breite auf 1,66 Meter, während er mit 2,70 Meter noch immer vergleichsweise kurz ist.

Vor allem seine breitere Spur in Verbindung mit der neuen Fahrwerksabstimmung und variabel übersetzten Servolenkung lassen das Karosserienicken beim Schalten der Vergangenheit angehören und den Smart erstaunlich zielsicherer einlenken. Kurze Bodenwellen werden wirksam geschluckt, stabilisierende ESP-Eingriffe sind erst bei Kurvengeschwindigkeiten spürbar, die der Stadtfloh niemals zuvor erreichen konnte. Das sechsstufige Doppelkupplungsgetriebe (DCT) von Getrag lässt flotte Beschleunigung zu und begünstigt im sechsten Gang Treibstoff sparendes niedertouriges Fahren.

Den Joker spielt der neue Stadtfloh aus, wenn sein Fahrer eine Parkbucht übersehen und passiert hat, anschließend zurückkehren will: Ohne zu rangieren wechselt er kurzerhand die Fahrtrichtung! Sein mit 6,95 Metern extrem enger Wendekreis ist dem Heckantrieb geschuldet. Der Smart spult ihn mit akrobatisch verrenkten Vorderrädern ab und unterbietet dabei den bisherigen Rekordhalter Toyota iQ um 1,50 Meter.

Im von uns bewegten Zweisitzer werkelt ein 90 PS/66 kW starker Turbomotor. Der Einliter-Dreizylinder entwickelt 135 Nm Drehmoment bei 2500 U/min und erinnert im Klangbild an den Mitsubishi-Motor des Vorgängermodells. Serienmäßig portioniert eine Fünfgang-Handschaltung die Kraft. Das sechstufige DCT-Getriebe ist in Verbindung mit allen drei Motoren aufpreispflichtig. Wobei ab Markteinführung zunächst nur der Sauger mit 71 PS/52 kW und 92 Nm Drehmoment ab 13.990 Euro verfügbar steht. Er soll durchschnittlich 4,1 l/100 km Treibstoff (93 g CO2/km) verbrauchen. Nach der Turboversion folgt Mitte 2015 eine auf 61 PS/45 kW gedrosselte Einstiegsversion mit ebenfalls 92 Nm. Eine Brabus-Wuchtbrumme mit mehr als 100 PS wird Bodo Buschmann nachliefern. Wer elektrisch fahren möchte, muss dies noch zwei Jahre lang im Vorgängermodell tun. Einen Smart mit Dieselmotor wird es mangels Nachfrage nicht mehr geben.

Mit in dieser Klasse einzigartigen Extras sollen besonders junge Leute vom Smart überzeugt werden. Über zahlreiche Schnittstellen (Bluetooth, AUX, USB, SD Card) sind Fotos und Filme auf einem frei schwebenden, sieben Zoll großen Multi-Touch Display abspielbar. Die Navigation arbeitet mit „real time“-Informationsumfängen. Bedient wird auf Wunsch per Sprachsteuerung. Zudem liefern spezielle Apps über ein Smartphone (Universalhalterung ist installiert) On-Bord-Informationen und geben Tipps zum sparsamen Fahren. Sie helfen auch beim Auffinden freier Parkplätze.

Der Viersitzer hat bei Einstieg und Platz spürbar an Komfort gewonnen

Offenbar unentbehrlich: ein leistungsstarkes Soundsystem! Im neuen Smart sind acht Lautsprecher verbaut, einschließlich eines (zur Erweiterung des Stauraums) herausnehmbaren Tieftöners im Kofferabteil. Mit bis zu 240 Watt wird im wohl kleinsten mobilen Konzertsaal ein erstaunlich voluminöses Klangbild erzeugt.

Um Gewinnmargen zu steigern, wurde die dritte Generation Smart zusammen mit Renault entwickelt. Während die Schwestermodelle Smart ForTwo und Renault Twingo unterschiedliche Fahrcharakteristika aufweisen und in markeneigenen Werken unabhängig voneinander gebaut werden, fährt der um 81 Zentimeter zur Viersitzigkeit verlängerte Smart ForFour näher am Twingo, läuft zusammen mit diesem im slowenischen Renault-Werk Novo Mesto vom Band.

Mit identischer Front und nur leicht modifiziertem Heck tritt der Viertürer wie ein verlängerter ForTwo auf. Hinzu kommen weit öffnende Türen für den bequemen Einstieg und sogar einen ebenbodiger Laderaum, wenn die Rücksitzlehnen flach gelegt werden. Sein Preis beginnt bei 14.990 Euro.

Allein unterwegs entpuppt sich der Viersitzer als ein Auto mit anderem Charakter: Sein längerer Radstand und das bei gleicher Motorisierung höhere Gewicht sorgen für noch mehr Fahrkomfort. Die weiter hinter dem Fahrer verbauten Motoren arbeiten leiser, der Viersitzer lenkt weniger spontan ein. Er fährt noch enger an die Konkurrenz anderer Marken heran, etwa an den Toyota Aygo, den Citroën C1, den Volkswagen up! und natürlich den Renault Twingo. Wird er von den Kunden akzeptiert, soll zunächst eine höher gesetzte Cross-Variante folgen. Langfristiges Ziel dürfte sein, die Marke Smart mit immer neuen Blüten zu nachhaltigem Erfolg zu führen – etwa nach dem Vorbild des kompakten Mini.