In Europa wird es den legendären Mustang nun erstmals auch als Vierzylinder geben

Die Tankstellenkassiererin Conny glaubt zu wissen, woran sie ihren Zukünftigen erkennt: Er wird in den Kassenraum kommen und alles richtig machen. Eines Nachts erscheint der Traumprinz der 18-Jährigen Conny tatsächlich, nicht auf einem weißen Pferd, aber immerhin in einem blau lackierten Ford Mustang. Da muss aus den beiden doch ein Paar werden.

So wie in dem deutschen Spielfilm „Geht nicht gibt’s nicht“ ist der Mustang zum Inbegriff des coolen Sportwagens geworden, als Symbol amerikanischer PS-Herrlichkeit ist er jedem autoaffinen Menschen ein Begriff. Seit 1964 bietet er einfache, aber leistungsstarke Technik in je nach Ausführung elegantem oder aggressivem Gewand.

Obwohl der Mustang weltweit als stilprägende Ikone gilt, hat sich Ford in 50 Jahren kaum um den Export gekümmert. Wer in Deutschland einen haben wollte, musste über Zwischenhändler bestellen. Das ändert sich jetzt. Die jüngst vorgestellte, sechste Modellgeneration wird in Europa durch das Händlernetz von Ford vertrieben. Dafür wird der Mustang auf EU-Niveau getrimmt. Diesmal waren nicht nur amerikanische, sondern Fords internationale Designstudios in die Entwicklung des Hecktrieblers eingebunden, und mit einem Vierzylinderturbo als Einstiegsmodell geht eine umweltverträglichere Alternative zum V8 an den Start.

Damit der Vierzylinderfahrer keine Minderwertigkeitskomplexe bekommt, wurde die Karosserieform für den Minimotor beibehalten: Der Mustang weist in jeder Version die richtigen Abmessungen auf, um im Straßenbild eindrucksvoll Präsenz zu zeigen.

Auch wenn es in der Geschichte des Mustang verschiedene Motorisierungen gab: Das Klischee verlangt einen großvolumigen Achtzylinder, der das Klangrepertoire von dunklem Blubbern über gieriges Schlürfen bis zu aggressivem Heulen beherrscht. Der 309 PS starke 2,3-Liter-Turbo-Vierzylinder scheitert an diesen Vorgaben, trotz Drehmoments von 407 Newtonmeter. Der Sound dieser Ecoboost genannten Variante bleibt blass. Und es gelingt dem kompakten Aggregat nicht einmal, sich als Sparwunder zu profilieren – im Gegenteil: Bei zügiger Gangart genehmigt sich der Vierzylinder mit Sechsgangautomatik pro 100 Kilometer knapp zwölf Liter. In dieser Hinsicht ist der V8 im GT auch nicht besser, aber der Motor grollt immerhin viel dunkler und holt aus fünf Litern Hubraum 426 PS. Im Test wurde für den Sprint von null auf 100 km/h 4,5 Sekunden gestoppt, der Vierzylinder brauchte beim Antritt eine Sekunde mehr.

Um diese Kraft auf die Straße zu bringen, hat Ford das Fahrwerk erheblich verbessert. Während das Vorgängermodell schlechte Wegstrecken nur unzureichend parierte, agiert das neue Modell ausbalanciert und souverän. Die Bremsen packen kräftig zu, und der Mustang lenkt mit elektrischer Unterstützung präzise ein. Der Ecoboost wirkt wegen des niedrigeren Gewichts auf der Vorderachse noch etwas agiler. Andererseits lassen sich mit dem GT V8 problemlos Powerslides hinlegen.

Verspielt sind Details wie die Einstiegsleuchten, die ein Mustang-Logo auf den Boden projizieren, oder die Anspielungen auf den Flugzeugbau wie die Beschriftung „Ground Speed“ im Tachometer. Das Bediensystem MyFord Touch, das vor wenigen Jahren für einen Absturz von Ford in den Untersuchungen zur Kundenzufriedenheit des Beratungsunternehmens J.D. Power führte, ist mittlerweile auf einem akzeptablen Niveau angelangt.

Das Interieur zeichnet sich durch eine gewisse Ernsthaftigkeit aus – kühle Formensprache, höherwertige Materialien. Das gilt auch für das Exterieur, das einen deutlich höheren Grad an Verfeinerung aufweist. Präzise gesetzte Kanten und muskulös überspannte Flächen zeugen von Einfallsreichtum. Wenn der Ford Mustang im dritten Quartal 2015 nach Deutschland kommt, wird es neben dem testgefahrenen Coupé auch ein Cabriolet geben. Die Preise werden in ein paar Monaten bekannt gegeben.