Mit dem i-Road will Toyota zeigen, dass ein Elektromobil Spaß machen kann. Erster Flottenversuch startet in der Schweiz

Viel abgedrehter als im neuen Toyota i-Road kann man den Stadtverkehr nicht erleben. Dabei ist der Zweisitzer mit dem emsigen Elektroantrieb keine Vision aus einem Science-Fiction-Comic, sondern mittlerweile in der Realität angekommen – zumindest 35-mal. Denn genau so viele i-Road-Exemplare haben die Japaner für einen Flottenversuch in Grenoble gebaut. Das Experiment wird drei Jahre laufen.

Auf den ersten Blick sieht das Fahrzeug aus wie ein etwas spaciger gezeichneter Renault Twizy. Denn genau wie bei den Franzosen sitzt man hintereinander in einer viel zu engen Plastikbüchse mit frei stehenden Rädern und luftiger Karosse und fragt sich, wie einen so ein Fahrzeug bei Wind und Wetter trocken ans Ziel bringen soll. Doch es braucht nur ein paar Meter und vor allem die erste Kurve, schon fährt man in einer anderen Dimension.

Das liegt weniger an den beiden drei PS starken Radnabenmotoren, die zwar bei 300 Kilo Leergewicht genügend Elan entwickeln, mit Rücksicht auf die schon für 16-Jährige erreichbare Führerscheinklasse S aber bei 45 km/h gnadenlos eingebremst werden. Grund ist vor allem die Fahrwerkskonstruktion. Denn gelenkt wird nicht mit den schmalen Vorderrädern, die wie Trennscheiben über den Asphalt fräsen. Die Richtung bestimmt die vergleichsweise breite Gummiwalze unter dem Hintern des Fahrers. Und als wäre das noch nicht genug, legt sich der i-Road mit einer ausgefallenen Neigetechnik an der vorderen Radführung auch noch bis kurz vor dem Umfallen in die Kurve. So carvt man durch die City wie ein Skifahrer, fädelt sich durch die kleinste Lücke und findet auch dort noch ein Plätzchen, wo selbst der Smart abdrehen muss. Kein Wunder, bei einer Verkehrsfläche von 2,35 mal 0,85 Metern und einem Wendekreis von drei Metern.

So spielerisch der i-Road bei Testfahrten in Grenoble wirkt, so ernst ist Chef-Ingenieur Akihiro Yanaka das Projekt. Mit einem Team von bis zu 60 Ingenieuren hat er vier Jahre an dem Stadtflitzer der Zukunft getüftelt. Ob sich die Arbeit gelohnt hat, kann Yanaka noch nicht einmal sagen. Zwar waren schon die Reaktionen bei der Weltpremiere vor 18 Monaten auf dem Genfer Salon überwältigend. Und in Grenoble klopfen immer wieder Passanten an die Plexiglasfenster und würden den Wagen am liebsten sofort kaufen. Doch ob sich diese Begeisterung erst in echte Begehrlichkeit und dann in dauerhafte Zufriedenheit verwandeln lässt, das wollen die Japaner bei dem Carsharing-Projekt in der französischen Provinzhauptstadt erst herausfinden, bevor der i-Road grünes Licht bekommt.

Das hängt nicht zuletzt am Preis, räumt Yanaka ein. Mit der aufwendigen Neigetechnik und dem Lithium-Ionen-Akku soll der i-Road so teuer sein wie ein Kompaktklasse-Auto. „Aber wenn wir damit Erfolg haben, müssen wir unter den Preis eines Aygo kommen“, sagt Yanaka. Dann wäre der Toyota etwa auf einem Niveau mit dem Twizy (ab 7000 Euro). Yanaka hofft deshalb auf einen Preissturz bei den Akkus und auf nachhaltig positive Resonanz aus Frankreich. Dass es dafür nicht viel mehr braucht als ein paar Minuten, hat er unlängst in Tokio erfahren, als er einen Fürsprecher gewinne konnte: Firmenchef Akio Toyoda.

Der fährt zwar lieber im Rennanzug über die Nordschleife als in einem Kleinwagen durch den Stadtverkehr. Doch nach ein paar Runden im i-Road hatte er genau jenes fröhliche Lachen auf den Lippen, das er so gerne wieder in die Gesichter der Toyota-Kunden bringen will. Den Projektleiter freut’s: „Wenn das mal kein gutes Omen ist.“