Der Porsche Targa 4S im Praxistest – ein sportliches Cabrio ohne Weichspül-Faktor. In 19 Sekunden ist das Dach im Heck zusammengelegt. Viele neugierige Blicke inklusive.

Hamburg gilt völlig zu Recht als Porsche-Metropole: In keinem anderen Bundesland sind laut Zulassungsstatistik anteilig so viele Exemplare Zuffenhausener Provinienz unterwegs wie an Alster und Elbe – von 1000 Autos tragen hier rund sechs das Porsche-Emblem. Insofern muss man sich nicht wundern, dass ein 911 oder einer seiner Verwandten kaum noch auffällt. Es sei denn, es handelt sich um ein erkennbar neues Modell – das am besten noch einen Spezialeffekt beherrscht.

Welcher Porsche das ist? Der neue Targa. Er zieht viele neugierige Blicke auf sich – nicht nur beim Offenfahren, sondern vor allem dann, wenn er im Stand (nur dann geht es) sein Dach anhebt und dieses auf Knopfdruck in 19 Sekunden im Heck zusammenlegt. Man kann auch per Fernbedienung publikumswirksam das Auto öffnen. Immer sollte man allerdings aufpassen, dass man nicht zu nahe vor einem anderen Fahrzeug geparkt hat, denn das bewegliche Glasteil schwingt etwas weiter nach hinten, als der Targa lang ist, was zu Feindkontakt führen könnte.

Der wichtigste Unterschied zum 911 Cabrio, das auffallend oft von Frauen gefahren wird: Ein Targa gilt traditionell eher als Männerspielzeug. Bei den ersten Modellen war es einst nötig, Dachelemente von Hand vom Überrollbügel zu trennen und dann irgendwie im Kofferraum oder hinter den Sitzen zu verstauen. Zudem wirkt der breite Überrollbügel, der beim neuen Modell wie beim Ur-Targa den wichtigsten optischen Akzent setzt, nicht sehr feminin. Das Design jedoch passt: Kein Vergleich zu den direkten Vorgängern, die mit übergroßen Schiebedach-Konstruktionen zwar für reichlich Frischluft, aber eben nicht für das Flair des Klassikers aus den 1960er- bis 1990er-Jahren sorgten.

Geschlossen ähnelt der Targa im Fahrgefühl dem normalen 911 Coupé. Offen treten die üblichen Vor- und Nachteile aller Cabriolets zutage: Landstraßen lassen sich wunderbar so fahren, auf der Autobahn wird es spätestens bei Geschwindigkeiten jenseits der 160 km/h turbulent, weil Windwirbel und Fahrgeräusche dann für reichlich Trubel an Bord sorgen.

Die Dynamik lässt, vor allem beim 400 PS starken Targa 4S mit serienmäßigem Allradantrieb, keine Wünsche offen. Das PDK-Getriebe wechselt im Automatikmodus die sieben Schaltstufen schnell und passend, nimmt man einfach das Gas weg, „segelt“ der Sportwagen ohne Schub bei minimalem Verbrauch weiter, ein leichtes Tupfen auf Gas oder Bremse sorgt für vermehrten Vortrieb oder den Einsatz der Bremswirkung der bewegten Massen im Sechszylinder.

Man kann, wenn man relaxt, aber nicht langsam unterwegs sein will, tatsächlich in die Nähe des Normverbrauchs von 9,2 Litern kommen. Streut man zwischendurch immer wieder Geschwindigkeiten von 160 bis 180 km/h ein, schafft man eine 10 vor dem Komma. Richtig schnell und ab und an in der Nähe der Höchstgeschwindigkeit von 294 km/h beschleunigt, ergeben sich Werte zwischen zwölf und 13,5 Litern. Offiziell gilt der Targa als 2+2-Sitzer, doch die hinteren Notsitze sind höchstens Zwergen oder kleinen Kindern vorübergehend zuzumuten. Meistens landet dort wohl das Reisegepäck, das vorne keinen Platz mehr unter der Haube fand. Wer oft Langstrecken fährt, muss allerdings wissen: Mit dem Komfort eines Porsche-SUV kann natürlich kein Elfer mithalten.