Klingt wie Science-Fiction: Die Quant e-Sportlimousine der Nanoflowcell AG ist das erste Kfz mit Flusszellenantrieb

Rund um Stuttgart könnte einem dieser Tage ein futuristisch anmutendes Gefährt begegnen mit einem Logo, das noch an keinem anderen Auto klebt. Ist auch kein Motorgeräusch zu hören, wird es der Quant sein. Das bislang einzige Exemplar der flüsterleisen elektrischen Sportlimousine, ein Forschungsfahrzeug einer neuen Automarke, steht derzeit in Weissach nahe Stuttgart bei einem Entwicklungspartner und hat jüngst die Straßenzulassung erhalten. Diese Erlaubnis ist eine wichtige Etappe auf dem Weg zur Serienfertigung.

Was jetzt folgt, ist die Homologation, der Genehmigungsprozess, bei dem überprüft wird, ob alle technischen Details den Vorschriften entsprechen – von den Bremsen über die Beleuchtung bis zu den Sicherheitsgurten.

Die Quant e-Sportlimousine der Nanoflowcell AG mit Sitz Liechtenstein ist das erste Fahrzeug mit Flusszellenantrieb. Was nach Science-Fiction klingt, könnte die Elektromobilität revolutionieren. „Wir sind sehr schnell, voller Einsatzwillen, gehen an Grenzen und sind unserer Zeit ein Stück voraus“, so die Aussage von Nunzio La Vecchia, technischer Leiter bei Nanoflowcell, der den Prototypen federführend erdacht, entwickelt und aufgebaut hat.

Der Hersteller verspricht für das 5,25 Meter lange Fahrzeug eine Dauerleistung von 653 PS, in der Spitze würden es die vier Elektromotoren auf 925 PS bringen. Ein maximales Drehmoment von viermal 2900 Newtonmetern soll den 2,3 Tonnen schweren Viersitzer mit den riesigen Flügeltüren in 2,8 Sekunden auf 100 katapultieren. Die Endgeschwindigkeit betrage rund 350 km/h. Das allein schon sind unerhörte Werte für einen Stromer, doch was die Konkurrenz aufschrecken lässt, ist die Reichweite: Bis zu 600 Kilometer hat Nanoflowcell ermittelt, und da sei noch Luft nach oben. „Hohlraum für ein größeres Tankvolumen ist da“, sagt Firmensprecher Volker Pulskamp-Böcking. Der Prototyp kann zweimal 200 Liter Treibstoff tanken. Wobei Treibstoff hier eine Elektrolyt-Flüssigkeit ist, eine wässrige Lösung mit Metallsalzen. Salopp: Salzwasser.

Die ionisierte Flüssigkeit umspült, vereinfacht gesprochen, eine Membran in der Flusszelle von zwei Seiten. Aus dem einen Tank kommt eine positiv aufgeladene Elektrolyte, aus dem anderen eine negative. „Bei dieser Redox-Reaktion entsteht elektrischer Strom“, erläutert Pulskamp das Grundprinzip.

Einst patentieren ließ die Flusszelle als Speichertechnologie 1976 die Nasa. Nanoflowcell hat das Prinzip aufgegriffen und nach eigenen Angaben verfeinert, hält jedoch geheim, wie. Im Vergleich zur bei Elektroautos verbreiteten Lithium-Ionen-Technologie für die Akkus spricht der Hersteller bei der Energiedichte vom Faktor fünf: Fünffach größer sei die mögliche Reichweite.

Marktstart, Preise, Ausstattung, Auslegung und weitere Parameter stehen so früh wie üblich noch nicht fest. Doch sind auch andere Fahrzeuggrößen und Karosserieformen nicht ausgeschlossen. „Es werden alle Szenarien durchdacht“, sagt Sprecher Pulskamp.

Was man aber bereits sagen kann: Der neue Treibstoff wird günstig sein. Ein Liter der Elektrolyt-Flüssigkeit werde sehr viel billiger als ein Liter Benzin. Das wäre auch notwendig, denn das Forschungsfahrzeug benötigt im besten Fall rund 66 Liter Elektrolyte. Die Treibstoffkosten auf 100 Kilometer sollen dennoch niedriger sein.

Auf dem Weg zur Homologation für die Serienfertigung hat Nunzio La Vecchia immerhin Bosch Engineering im Boot. Die Tochter des großen Automobilzulieferers hilft derzeit dabei, zwei weitere Prototypen aufzubauen.